Oberbayerisch statt fränkisch ZDF-Serie "Tannbach" sorgt mit falschem Dialekt für Ärger
Der ZDF-Dreiteiler "Tannbach - Schicksal eines Dorfes" hat in den sozialen Netzwerken einen Proteststurm ausgelöst, weil darin nicht der korrekte Dialekt gesprochen wird. Die Reihe über ein von der deutsch-deutschen Grenze geteiltes Dorf orientiert sich an der wahren Geschichte des Ortes Mödlareuth. Der liegt zum Teil in Thüringen und zum Teil in Franken. Gesprochen wird in dem Film aber bayerisch.
Das stieß vielen Facebook- und Twitter-Usern bitter auf. "Liebes ZDF. Ihr wisst aber schon, dass an der bayerisch-thüringischen Grenze fränkisch gesprochen wird? Gut, vielleicht kennt man in Mainz den Unterschied nicht, aber ein bissl Recherche schadet nicht", schreibt etwa Facebook-Nutzer Andreas G.
"Ganz schön peinlich"
Susanne G. monierte: "Ich finde das ehrlich gesagt auch ganz schön peinlich. Bei einem Film mit realem Hintergrund erwarte ich etwas bessere Recherche. Auf alle möglichen Details wird geachtet - und dann so ein grober Schnitzer!"
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Doch nicht nur die Zuschauer ärgern sich über die Dialektwahl, sondern auch die Regionalzeitung "Der fränkische Tag". "Mödlareuth hat eine Geschichte, die das Dorf und seine Bewohner am liebsten nicht erlebt hätten. Und jetzt gibt es einen Film, den jeder Franke wohl am liebsten nicht gesehen hätte", so das Blatt.
"Fränkischer Bund" empört über "Seppldialekt"
Empört zeigte sich auch der "Fränkische Bund". Der Mitbegründer des fränkischen Interessensverbandes, Joachim Kalb, sprach von einer "Dreistigkeit" des ZDF, "den Seppldialekt im fränkischen Mödlareuth erklingen zu lassen". Kalb klagte: "Es war richtig krass, weil ja ansonsten jeder Besenstil und jeder Grashalm detailgetreu und präzise der Zeit entsprechend dargestellt wurde."
"Macht geografisch und geschichtlich keinen Sinn"
Man könnte die Dialektwahl den "Tannbach"-Machern zwar als künstlerische Freiheit auslegen. Schließlich handelt es sich bei dem Dreiteiler um eine fiktionale Geschichte, die sich nur von dem Schicksal eines realen Ortes inspirieren ließ. Das Problem hierbei ist jedoch: Einen Ort an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, an dem oberbayerisch gesprochen wird, kann es nicht geben. Oberbayern liegt von der Grenze weit entfernt.
"Der oberbayerische Dialekt passt extrem gut zum ehemaligen Grenzverlauf, der ja bekanntlich hinter Bad Tölz war", spottet deshalb Twitter-Nutzer Markus Dollinger. Auch der "Fränkische Tag" moniert, dass Tannbach "einfach nach Oberbayern verpflanzt" wurde - zumindest wenn man von dem gesprochenen Dialekt ausgehe. Doch das mache "geografisch und damit auch geschichtlich keinen Sinn".
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ZDF verteidigt Dialektwahl
Eine ZDF-Sprecherin sagte, die Filmemacher hätten im Vorfeld die Dialektfrage eingehend erörtert. "Es sollte auf jeden Fall eine ländliche Dialektfärbung sein", sagte sie. Auch sollte der Dialekt von möglichst vielen TV-Zuschauern verstanden werden. Zudem stehe das in dem ZDF-Dreiteiler vorgestellte Dorf stellvertretend für alle anderen früheren Orte entlang der Grenze. "Und auch in Mödlareuth hat es vor 70 Jahren noch andere Dialektfärbungen gegeben", gab die Sprecherin zu bedenken.
Ungeachtet der Dialekt-Diskussion freut man sich beim ZDF über einen Quotenerfolg. Der Dreiteiler "Tannbach" ging am Mittwoch mit 6,59 Millionen Zuschauern zu Ende. Insgesamt sahen die deutsch-deutsche Dorfsaga mit den Schauspielern Nadja Uhl, Heiner Lauterbach, Martina Gedeck und Henriette Confurius im Schnitt 6,55 Millionen TV-Zuschauer. Zusätzlich sei die Reihe in der ZDF-Mediathek bisher eine Million Mal abgerufen worden.