Tatort Kollegen-Tod versetzt "Tatort"-Ermittler in Schockstarre
Im gelungenen "Tatort: Der tiefe Schlaf" aus München hatten Ivo Batic und Franz Leitmayr (Miroslav Nemec, Udo Wachtveitl) nicht nur den tragischen Tod ihres neuen Kollegen zu verdauen. Sie mussten sich auch eingestehen, dass sie das kriminalistische Gespür der ihnen zur Seite gestellten Nervensäge womöglich die ganze Zeit gehörig unterschätzt hatten.
"Den werden sie lieben", wird der Neue den Kommissaren in der Folge um den Mord an einer Schülerin angepriesen. Ein verrückter Vogel, dieser Gisbert (Fabian Hinrichs), völlig übermotiviert, ständig zur Stelle und um keine noch so abgedrehte These zum Mordhergang verlegen ("Ich habe einen sehr guten Instinkt - und am Ende immer recht"). So wenig Batic und Leitmayr seine wahnwitzigen Hinweise zum Täterprofil ernst nehmen, so genervt sind sie bald von ihm und versuchen, den Hiwi auf ihre gewohnt holprige Art schnellstmöglich wieder loszuwerden - gut pointierte Gags inklusive.
Bis die Stimmung kippt. Denn während Batics und Leitmayrs Nachforschungen beim Lehrer der Ermordeten zu nichts führen, ermittelt der geschasste Gisbert auf eigene Faust und wird dabei selbst zum Mordopfer. Fast schon etwas unheimlich mutete an, dass der von der Tragödie regelrecht schockierte Leitmayr danach irgendwie selbst Gisbert-mäßige Züge annahm und den (vermeintlichen) Täter anhand seines Profils entlarvte. Ob der Verfolgte wirklich der Mörder war? Zumindest Leitmayr hatte daran - ganz im Stile Gisberts - keinerlei Zweifel ("Er ist weggelaufen, er war’s").
So nahm der geschickt arrangierte und mit vielen zeitversetzten Szenen gespickte Krimi im zweiten Drittel eine dramatische Wende. Dass der getötete Kollege mit seinen - auch aus Zuschauersicht - irren Vermutungen womöglich recht behalten sollte, führte Batic und Leitmayr auf clever-ironische Weise die Grenzen ihrer gewohnten Routine vor Augen.