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"Tatort: Ein ganz normaler Fall" war ein biederes Jubiläum


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"Tatort: Ein ganz normaler Fall" verliert sich in Aufklärungsstunde

t-online, sgü

Aktualisiert am 06.01.2017Lesedauer: 2 Min.
In der "Tatort"-Folge "Ein ganz normaler Fall" ermitteln Leitmayr und Batic in einer jüdischen Gemeinde.Vergrößern des Bildes
In der "Tatort"-Folge "Ein ganz normaler Fall" ermitteln Leitmayr und Batic in einer jüdischen Gemeinde. (Quelle: ARD)
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Von wegen ganz normaler Fall: In diesem Münchner "Tatort" waren die alten Ermittlerhasen Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) teilweise ganz schön überfordert. Zu schwer wog die Erbschuld, die sie bei ihren Ermittlungen in einer jüdischen Gemeinde mit sich herumschleppten. Sehr nachdenklich kam diese Folge daher, wie eine Mischung aus Philosophiestunde und gerafftem Aufklärungsunterricht über das Judentum. Die Spannung blieb dabei aber leider auf der Strecke.

Und darum ging es: Rafael Berger wird im Jüdischen Gemeindezentrum tot aufgefunden. Zuvor hatte er sich mit den Gemeindemitgliedern wegen seiner Tochter überworfen, da sie - im Gegensatz zu ihm - den Halt in der Religion suchte. Neben der Leiche steht mit Blut der Schriftzug "Din Moser" auf den Boden geschrieben. Ein Begriff aus dem jüdischen Fundamentalismus, der Rache an Verrätern der jüdischen Gemeinschaft fordert. Ins Visier der Ermittlungen gerät deshalb Jonathan Fränkel, ein orthodoxer Jude, seine Frau Miriam, die nach Drogen und Partys ihren Lebenssinn im Judentum fand, ein intellektueller Rabbi namens Grünberg und dessen zurückgebliebener Assistent.

Ein ambitioniertes Vorhaben

Der Film wirft einen selten gewagten Blick in die jüdische Welt. Er zeigt eine moderne Synagoge und erklärt jüdische Rituale. Vor allem aber: Er will klarmachen, dass es für Deutsche immer noch nicht möglich ist, normal mit Juden umzugehen. "Vergessen Sie doch einfach, dass Fränkel Jude ist und behandeln Sie alle hier so, als wäre das ein ganz normaler Fall“, fordert die Chefin des Jüdischen Zentrums von den Ermittlern. Leitmayr antwortet treffend: "Es ist nicht normal, wenn man immer noch über Normalität extra reden muss." Das ambitionierte Vorhaben des Krimis, das Verhältnis und den Umgang zwischen Deutschen und Juden aufzuzeigen, ging dabei leider nicht auf. Der Fall war nicht raffiniert konstruiert, die Charaktere nicht besonders vielschichtig. Auch die Auflösung überraschte nicht wirklich.

Leider nur ein durchschnittliches Ergebnis

Doch bei aller Durchschnittlichkeit dieser "Tatort"-Episode, die Münchner Ermittler muss man einfach gern haben. Wie ein altes Ehepaar sticheln sie, merken aber sofort, wenn mit dem anderen etwas nicht stimmt. Sie können sich hundertprozentig aufeinander verlassen und halten mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Ihr Humor ist Gold wert. Eine der stärksten Szenen dieses "Tatorts" war, als Leitmayr dem Polizeipräsidenten die Mär von seiner jüdischen Oma vorsetzte. Nur um diesem die Angst vor einer möglichen Kritik der jüdischen Gemeinde an den "ganz normalen" Ermittlungsmethoden der deutschen Polizisten zu nehmen. Deshalb freuen wir uns trotzdem auf einen neuen Münchner Fall mit weniger Ambitionen und mehr Raffinesse in der Konstruktion der Geschichte.

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