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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Hass und sexistische Bemerkungen" ZDF reagiert auf Kritik an Kommentatorin Claudia Neumann
Es ist schon fast traurige Tradition: Kommentiert Claudia Neumann ein Fußballspiel im ZDF, hagelt es Kritik. Nach den jüngsten Vorfällen äußert sich jetzt der Sender.
Ihr Name landete am Sonntagabend in den Trends auf X. Doch der Grund war für Claudia Neumann wenig erfreulich. Wieder einmal ist die ZDF-Kommentatorin Opfer von Beleidigungen geworden. Während sie das EM-Spiel zwischen Slowenien und Dänemark für die TV-Zuschauer akustisch begleitete, fanden sich in den sozialen Medien einmal mehr mehrere negative Kommentare über ihre Art des Kommentierens. Hier lesen Sie mehr dazu.
Für Claudia Neumann hat diese Art der Kritik bereits traurige Tradition. Auch deshalb sagte Kommentator Hansi Küpper in einem Gastbeitrag bei t-online: "Am Ende begegnen wir hier dem neuzeitlichen Phänomen des Mobbings, des Bashings und des Shitstorms. Menschen fühlen sich erhaben und 'größer', wenn sie andere klein machen. Man macht andere runter, damit man sich selbst als einer von oben fühlen darf."
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Denn inhaltlich ist an Neumanns Kommentierung kaum etwas auszusetzen, rein objektiv findet sich nur ein Flüchtigkeitsfehler: Sie hatte gesagt, Deutschland werde sein nächstes Gruppenspiel gegen Ungarn am Dienstag austragen. Richtig wäre Mittwoch gewesen. "Wenn das die Punkte sind, die einen Shitstorm ausbrechen lassen, dann muss einem wirklich angst und bange werden", urteilt Hansi Küpper.
Und was sagt das ZDF? Schließlich sollte dem Sender nicht entgangen sein, dass Claudia Neumann immer wieder in die Schusslinie gerät – und das für die 60-jährige Sportreporterin sicherlich alles andere als angenehm ist. Ihr nächstes Spiel steht bereits am kommenden Donnerstag an: Sie kommentiert das 18-Uhr-Spiel zwischen Dänemark und England in Gruppe C.
ZDF äußert sich zu Anfeindungen
Auf Anfrage von t-online hat das ZDF nun Stellung genommen zu den Anfeindungen. "Wie mit allen Beiträgen oder Moderationen setzen wir uns auch mit den Kommentierungen der Live-Reporterinnen und Live-Reporter detailliert und kritisch auseinander", sagt ein Sendersprecher t-online und fügt an: "Auch kritisches Feedback von Zuschauerinnen und Zuschauer wird dabei miteinbezogen."
Hass, Beleidigungen und sexistische Bemerkungen akzeptieren wir dagegen nicht.
ZDF-Sendersprecher
Dann weist das ZDF auf eine klare Einschränkung hin: "Hass, Beleidigungen und sexistische Bemerkungen akzeptieren wir dagegen nicht." Offenbar sind diese teils extrem verletzenden Bemerkungen auch dem ZDF nicht verborgen geblieben. Diese werden jedoch der Stellungnahme des Senders zufolge in den Feedback-Runden mit der Kommentatorin nicht berücksichtigt. "Claudia Neumann ist schon seit Jahren im Live-Fußball zu Hause und bringt neben ihrer Fachkompetenz ein erhebliches Maß an Erfahrung mit", stellt sich der Sender hinter seine Kommentatorin.
7,86 Millionen Menschen schauen ZDF
Und wie entscheidet sich eigentlich, wer im ZDF welches Spiel kommentiert? Versucht der Sender bewusst, heikle Begegnungen oder potenziell aufgeheizte Stimmungspartien für Claudia Neumann auszusparen, um sie zu schützen? Eher nicht, wie es scheint. Auf t-online-Anfrage heißt es dazu: "Das ZDF-EM-Team wurde in diesem Frühjahr aufgestellt. Dabei wurde auch die redaktionelle Entscheidung getroffen, wer welche EM-Spiele kommentiert."
Klar ist auch: Die Kritik ist nur ein Ausschnitt aus dem Stimmungsbarometer. Denn die Partie der Dänen gegen Slowenien am Sonntag sahen 7,86 Millionen Menschen im ZDF. Das bedeutet einen Marktanteil von 38,3 Prozent. Klar, dass unter diesem Massenpublikum auch einige (wenige) sind, die ihrem Unmut freien Lauf lassen – und viele andere, die einfach nur zufrieden ein spannendes Fußballspiel live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen genießen.
- Eigene Beobachtungen
- Anfrage beim ZDF