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Peter Kloeppel hört auf: Das macht den RTL-Moderator so besonders


Meinung
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RTL-Ikone Peter Kloeppel hört auf
Man hat ihm das geglaubt


Aktualisiert am 13.03.2024Lesedauer: 5 Min.
Peter Kloeppel: Seit mehr als 30 Jahren stand er für RTL vor der Kamera.Vergrößern des Bildes
Peter Kloeppel: Seit mehr als 30 Jahren steht er für RTL vor der Kamera. (Quelle: Oliver Berg)

1992 hat Peter Kloeppel seine erste Sendung "RTL aktuell" moderiert. Im August wird er aufhören. Wenn sich jemand 32 Jahre lang auf einem Stuhl hält, dann hat er viel richtig gemacht. Eine Würdigung.

Nachrichten im Fernsehen zu moderieren, das ist grundsätzlich kein Hexenwerk.

"Du setzt Dich da ins Studio. Auf dem Teleprompter steht, was Du sagen sollst, und das liest Du vor. Wäre gut, wenn Du eine schöne Stimme hättest, aber das kann man coachen."

"Die Pickel schminken wir Dir weg, kein Problem. Wäre gut, wenn Du nicht zunimmst. Übergewicht kann man nicht kaschieren."

"Brich die Dinge herunter! Versuch, jeden Beitrag in 25 Sekunden anmoderiert zu bekommen – länger hört Dir im Fernsehen eh keiner zu!"

"Gib den Leuten das Gefühl, Du wüsstest, wovon Du erzählst und dass es Dich interessiert, was sie bewegt. Den Rest machen wir."

Wer diese vier Punkte beherzigt, die jede Redaktionskonferenz der Welt einem jungen TV-Moderator mit auf den Weg geben würde, der hat beim Nachrichten-Fernsehen schon mal ganz vernünftige Karten. Wenn all das erfüllt ist und das Team hinter der Kamera funktioniert, dann ist viel gewonnen.

Allerdings: Es gibt einen entscheidenden Unterschied zu dem, was Peter Kloeppel seit 1992 bei RTL tut. Streng genommen sind es sogar zwei. Und es sind nicht einfach nur "Unterschiede", es sind quasi unlösbare Rätsel.

Erstens: Du musst – gemeinsam mit der Redaktion – den Spagat schaffen zwischen dem, was die Menschen erfahren sollten, was relevant ist, und dem, was sie eigentlich interessiert. Du musst ihnen das erklären, was sie wissen müssen – in ihrem eigenen Interesse und in dem ihrer Kinder – und Du musst ihnen gleichzeitig das anbieten, was sie beeindruckt, was sie triggert, was ihnen Lust auf mehr macht. Das ist nicht zwangsläufig dasselbe. Oft sind es Dinge, die sehr weit auseinanderliegen. Wie passt das zusammen?

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Zweitens – und das ist nicht weniger schwierig: Du musst die Menschen dazu bringen, Dir zu glauben. Dich in ihr Wohnzimmer zu lassen wie einen Gast, der die Neuigkeiten aus der großen, weiten Welt mitbringt und dem man vertrauen kann. Wie einen, dem man die entscheidenden Fragen des Lebens stellt und in dessen Hände man sie legt. Wie einen, der stets der Wahrheit verpflichtet ist und nie der Quote, dem Kommerz oder gar einer wie auch immer gearteten Agenda. Wie soll das funktionieren?

Peter Kloeppel hat diese beiden Herausforderungen so gut bewältigt, dass "RTL aktuell" heute eine der erfolgreichsten Nachrichtensendungen Deutschlands ist. Hinter dem Flaggschiff "Tagesschau" kommt die 18.45-Uhr-Ausgabe auf gute 15 Prozent der werberelevanten Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren und beherrscht den News-Markt des Privatfernsehens in Deutschland damit eindeutig – seit Jahrzehnten. Glaubwürdigkeit hat im Fernsehen etwas mit Konstanz zu tun, und die größte Konstante von "RTL aktuell" ist bis dato Peter Kloeppel. Nun hört er auf - mit 66. "Ist dann auch mal gut", so lässt er sich zitieren.

Er fand die Balance zwischen dem, was Privatfernsehen rund um die Jahrtausendwende sein wollte – edgy, bunt, knallig, laut, aufgeregt – und dem, was Fernsehzuschauer abends von einem ernsthaften Nachrichtenformat verlangen. Glaubwürdigkeit, Unvoreingenommenheit, Klarheit in der Sprache. Er fand sie erst als Moderator und dann als RTL-Chefredakteur. Sein Coming-of-age-Moment war der 11. September 2001, als die Flugzeuge der Al-Kaida-Terroristen in die Türme des New Yorker World Trade Center rauschten und ins Pentagon in Washington. Während die Nachrichtensender rund um die Welt schon im "Breaking News"-Modus waren, die Vollprogramme hierzulande aber noch zögerten, trafen Kloeppel und sein RTL-Team eine für den Sender bahnbrechende Entscheidung.:"Wir gehen drauf!"

Ohne große Hintergrund-Informationen stürmt Kloeppel ins Studio, ohne großen Plan. Er will schlicht beschreiben, was in New York sichtbar vor sich geht. Mehr weiß er auch nicht. "Es war Unglaube und gleichzeitig das Realisieren von: Das ist wirklich passiert, ich habe das gesehen. In dem Moment ist bei mir der professionelle Reflex eingetreten: Ich muss jetzt schon so schnell wie möglich auf Sendung und vermitteln, was da in New York passiert. Mir war die Dimension des Ganzen sofort klar."

Erst sieben Stunden später wird Kloeppel vom Schirm genommen. Er hat RTL verändert in dieser Zeit. Die quietschbunten Kölner sind nicht mehr nur Krawallo-Fernsehen und Trash-TV. Sie sind eine relevante, verlässliche, seriöse Quelle des Zeitgeschehens in Deutschland geworden, und Kloeppel wird in den kommenden mehr als zwei Jahrzehnten zum Gesicht dieser Nachrichtenkompetenz. Er flimmert regelmäßig um 18.45 Uhr über die Bildschirme der Deutschen, moderiert Wahlformate, Sondersendungen, Kanzlerduelle.

Natürlich hilft es, dass RTL voll auf sein Zugpferd setzt. Während die private Konkurrenz mit ständig wechselnden Moderatoren, Konzepten und Sendeplätzen ihre News-Sendungen zum Laufen bringen will, bleibt bei RTL alles beim Alten: Kloeppel moderiert, und neben ihm sitzt Ulrike von der Groeben. Dass die Redaktion mit deutlich höherem Budget an der Nachrichtenfront unterwegs sein kann, liegt am Ende vor allem daran, dass die Quoten über all die Jahrzehnte immer stimmen. Auch dank Kloeppel. Kein Wunder, dass man aus mancher News-Redaktion in Deutschland mitunter nicht frei von Neid in Richtung Köln schaut und raunt: "Der Kloeppel hat alles richtig gemacht. "

Kloeppel folgt dabei keiner spürbaren politischen Agenda, hat weder Berührungsängste mit bunten noch mit sperrigen Themen. Er reduziert die oft abstrakte Politik auf das, was für die Menschen auf der Straße wirklich zählt. Und er tut dies meist, ohne zu simplifizieren, ohne zu bagatellisieren. "In Summe ist es eine sehr erfüllende Arbeit: Man darf jeden Abend die Menschen 20 Minuten lang mit Informationen versorgen. Das ist für mich jeden Tag aufs Neue schön", erklärt Kloeppel die Liebe zu seinem Beruf. Dass er sie allabendlich auf dem Bildschirm genau so ausstrahlt, ohne Berufsaufgeregtheit oder Zynismus, ist Teil des Kloeppelschen Erfolgsgeheimnisses.

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Dabei hat er sich allzu alertes Gehabe und sensationsheischendes Geraune fast immer verkniffen. Gut, ab und an driftete Kloeppels Moderationsstil in etwas manierierte Betonungen ab, denen der Kabarettist Michael Kessler im Comedy-Format "Switch" ein gutmütiges Denkmal gesetzt hat. Aber meist lag in Kloeppels Stimme noch etwas anderes, wenn er Deutschland um 18.45 das Neuste vom Tage servierte: eine fast belustigte Gelassenheit, die dem Zuschauer vermittelte: "Das mag jetzt alles recht bedrohlich klingen, aber wir sehen uns morgen wieder um 18.45 Uhr hier bei RTL, wenn Sie mögen".

All das – und seinen kongenialen Sport-Sidekick Ulrike von der Groeben – nimmt Kloeppel nun mit in den Ruhestand. RTL ist gut vorbereitet auf die Lücke, die sie hinterlassen. Nicht zuletzt durch die RTL-Journalistenschule für TV und Multimedia, die Kloeppel mitgegründet hat. Seine Fußstapfen sind dennoch groß. Nachrichten so zu moderieren wie er, das ist durchaus ein Hexenwerk. Wenn man nicht Peter Kloeppel ist.

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