Die Moderatorin mit den Millionen Adieu Anne Will – diese Finalzahl sollte der ARD zu denken geben
Nach 300 Gästen in insgesamt 553 Sendungen ist nun endgültig Schluss mit "Anne Will". Die Abschlussquote der Moderatorin kommt allerdings schwach daher.
Es hätte wohl kaum einen besseren Titel für den Abschied von Anne Will aus der ARD-Talkshow-Welt geben können. "Die Welt in Unordnung – Ist Deutschland den Herausforderungen gewachsen?", lautete die Frage zur 553. Sendung "Anne Will". Die Moderatorin, die im Laufe ihrer mehr als 16 Jahre als Talkmasterin mit ihren 300 verschiedenen Gästen versucht hat, die Welt zu ordnen, beleuchtete die aus den Fugen geratene Welt.
Gleich vier Mammutthemen nahm sich Will dabei für ihre letzte Show vor. Den Krieg in der Ukraine und den Nahostkonflikt sowie die Herausforderungen der Klimakrise und die katastrophale Lage der aktuellen Bundesregierung angesichts des Haushaltsdilemmas. Robert Habeck als vergleichsweise seltener Talkshow-Gast und amtierender Wirtschaftsminister war dabei der prominenteste Name in der Runde, Schriftsteller Navid Kermani, Raphael Gross sowie Florence Gaub vervollständigten das Abschlussquartett für Anne Will.
Unspektakuläre 3,35 Millionen Zuschauer für "Anne Will"
Keine ganz großen Namen bis auf den Grünen-Minister, keine allzu kontroverse Konstellation, keine besondere Überraschung – und doch: Auch die letzte "Anne Will"-Sendung lieferte eine gewohnte Reichweite, wenn auch weitgehend unspektakulär. 3,35 Millionen Menschen schalteten am Sonntagabend nach dem "Tatort: Des anderen Last" ein, einem neuen Fall aus Köln, der seinerseits 9,34 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme lockte.
Für das ultimative "Anne Will"-Finale ist das beileibe keine Sensationsquote. Schließlich ist das ARD-Format seit 2016 die meistgesehene Talkshow im deutschen Fernsehen. Durchschnittlich schalteten vier Millionen Menschen ein, 2017 und 2018 wurden 4,1 und 3,4 Millionen gemessen, 2019 dann 3,36 Millionen, 2020 waren es 3,97 Millionen, 2021 wieder 4,1 Millionen, im vergangenen Jahr dann 3,6 Millionen. Was dabei in den Einzelausgaben immer von entscheidender Bedeutung war: welcher "Tatort" zuvor im Ersten lief.
Schwächster Marktwert in der Zielgruppe seit April
Insofern ist die zwar grundsätzlich ordentliche Quote der letzten "Anne Will"-Sendung keine Schmach, aber doch auch ein ernüchternder Wert. Denn: Der "Tatort" aus Köln gilt nicht nur als einer der beliebtesten beim ARD-Publikum, er lieferte auch gestern mit einem Marktanteil von 19,6 Prozent sehr gute Zahlen. Dagegen rutschte der Talk mit Will ab: Nur 14,4 Prozent der Zuschauer schalteten ein, bei den 14- bis 49-Jährigen erzielte "Anne Will" mit 6,3 Prozent Marktanteil sogar den schwächsten Wert seit Ende April, wie das Branchenmagazin "DWDL" schreibt.
Ob der ARD diese Finalzahl zu denken gibt? Mit Caren Miosga wird die Talkshow ohnehin ab 2024 neu aufgestellt; bis zum Ende des Jahres wird der prominente Sonntagssendeplatz anderweitig besetzt. Kommende Woche läuft zum Beispiel mit "Die Saat – Tödliche Macht" ein Thriller im Anschluss an den "Tatort".