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"Markus Lanz" und die ZDF-Millionen | Die Talkshow-Kosten und sein Gehalt


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Die schwierige Frage nach dem ZDF-Geld
Was steckt hinter den Millionen für "Markus Lanz"?


Aktualisiert am 01.09.2023Lesedauer: 4 Min.
Markus Lanz: Der Moderator diskutiert jährlich weit über hundertmal in seiner Talkshow mit Gästen.Vergrößern des Bildes
Markus Lanz: Der Moderator diskutiert jährlich weit über hundertmal in seiner Talkshow mit Gästen. (Quelle: gbrci)

Ein Moderator, ein paar Gäste, dazu ein Studio mit ausreichend vielen Sitzmöglichkeiten: Das kann doch nicht so teuer sein. Oder?

Es ist fast zehn Jahre her, da geriet plötzlich das Gehalt von Markus Lanz in die Öffentlichkeit. Schuld war er gewissermaßen selbst. Der Moderator hatte sich eine hitzige Diskussion mit der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht geliefert – und sie hartnäckig über ihre finanziellen Bezüge ausgefragt. Einige Zuschauer monierten im Anschluss die Diskussionskultur von Lanz, der Schlagabtausch in der ZDF-Talkshow hielt sich wochenlang in den Medien.

Solange, dass irgendwann die Frage aufkam, wie viel denn eigentlich der Moderator verdient. Das ZDF gab darüber keine Auskunft und tut es auch heute nicht. Aber "Branchenkenner", so nannte es die "Süddeutsche Zeitung" damals, attestierten Markus Lanz ein Jahresgehalt von 250.000 Euro für seine Talkshow.

Markus Lanz und seine eigene Produktionsfirma

Inzwischen ist viel Zeit vergangen. Die Sendung "Markus Lanz" hat sich verändert, ist weniger ein Unterhaltungsformat als vielmehr eine politische Gesprächsrunde. Lanz diskutiert nicht mehr vor Publikum, sein Studio gehört allein ihm und seinen Gästen. Der 54-Jährige hat an Renommee zugelegt, erhielt seit dem Vorfall im Jahr 2014 wichtige Preisen. 2018 ernannte ihn das "Medium Magazin" zum "Journalist des Jahres", drei Jahre später erhielt er den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "Beste Information".

Markus Lanz ist aus dem ZDF nicht mehr wegzudenken, moderiert seine gleichnamige Sendung bereits seit 2008. Zwei Jahre später gründete er in Hamburg gemeinsam mit dem TV-Produzenten Markus Heidemanns die Firma Mhoch2 und produziert "Markus Lanz" fortan selbst. Ein in der Branche üblicher Vorgang, viele Fernsehkollegen machen das genauso. Finanziell gilt diese Verquickung als lukrativ.

Auch deshalb ist es interessant, wie teuer solch eine Talkshow im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist. Schließlich haben sich ARD und ZDF Transparenz auf die Fahnen geschrieben, klären über bestimmte Kostenpunkte ihres Programms offen auf. Doch als t-online beim ZDF Genaueres über "Markus Lanz" erfahren will, wird es kompliziert.

ZDF verweist auf "vertragliche Vertraulichkeitsvereinbarungen"

Der erwartbare Teil der Antwort betrifft die spannenden, die Detailfragen. Welcher Minutenpreis für eine solche Talkshow beziffert wird, beantwortet das ZDF zum Beispiel nicht. Auch zu Fragen nach dem darin enthaltenen, anteiligen Moderatorenhonorar hüllt sich der Sender in Schweigen. Oder um es im besten Bürokratiedeutsch auszudrücken: "Darüberhinausgehende Informationen können wir Ihnen aus Gründen des Wettbewerbsschutzes und mit Blick auf bestehende vertragliche Vertraulichkeitsvereinbarungen nicht zur Verfügung stellen", so das ZDF.

Stattdessen verweist eine Sendersprecherin auf das hauseigene Transparenzportal. Dort findet sich unter dem eleganten Titel "Beschaffungsaufwand für Auftrags- und Koproduktionen laut Programmleistungsplan 2023" auch eine Zahl für den Bereich Talk. Demnach plant das ZDF mit rund 30 Millionen Euro pro Jahr. Darin außerdem enthalten: die Bereiche Nachrichten und Magazine. Auf Nachfrage klärt eine Sprecherin auf: "Das ZDF plant im Jahr 2023 in den drei Genres Nachrichten/Magazine/Talksendungen insgesamt 29.955.000 Euro (netto) für Auftragsproduktionen bei externen Produzenten zu beauftragen."

Doch wie viel eine einzelne Talkshow wie "Markus Lanz" kostet, ist daraus nicht abzulesen. Dazu gibt der Sender lediglich an: "Talksendungen und Talkmagazine kosten – abhängig von Länge, Anzahl und redaktioneller Gestaltung der Ausgaben – zwischen 40.000 und 100.000 Euro pro Einheit."

Also versucht t-online, dieses Kostenspektrum im konkreten Fall Lanz vom Sender eingrenzen zu lassen. Doch das ZDF mauert. Ob die Talkshow mit ihren 75 Minuten Laufzeit eher am unteren Ende einzuordnen ist oder doch auf bis zu 100.000 Euro pro Show kommt: keine Antwort. Das vergleichbare Format von Maybrit Illner, ebenfalls im ZDF angesiedelt, kommt nur auf eine Dauer von 60 Minuten und wird in Berlin statt Hamburg produziert. Es gibt ebenfalls kein Publikum, dafür aber einen Tisch, um den sich die Gäste der Moderatorin platzieren.

"Markus Lanz" ist Spitzenreiter: bei Sendezeit und Kosten

Dennoch kostet "Markus Lanz" das ZDF deutlich mehr Geld – und das hat einen profanen Grund. Keine andere Talkshow im Zweiten kommt pro Jahr auf so viele Folgen wie die von Lanz. 2022 waren es nach ZDF-Angaben 137, also mehr als dreimal so viele wie bei Maybrit Illner. Schon jetzt steht "Markus Lanz" in diesem Jahr bei mehr als 80 Ausgaben, dreimal wöchentlich kommt die Sendung, außerdem war Lanz nur vom 20. Juli bis zum 22. August in der Sommerpause, Illner urlaubt gut eine Woche länger.

Die Geheimniskrämerei des Senders verwundert auch deshalb, weil in der Vergangenheit sehr wohl genauere Zahlen öffentlich wurden. Die KEF, die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten, hat diese herausgegeben. Allerdings zuletzt 2014, also in dem Jahr, als Markus Lanz wegen seiner Wagenknecht-Diskussion in aller Munde war. Damals hieß es, der Minutenpreis von "Markus Lanz" liege bei 1.424 Euro – der niedrigste Wert verglichen mit den anderen großen Talkshows zu jener Zeit.


Quotation Mark

Politiker erhalten für ihre Teilnahme an der Sendung 'Markus Lanz' grundsätzlich keine Aufwandsentschädigung.


ZDF


Und doch lässt er aufhorchen. Denn gemessen an 75 Minuten Sendezeit würde jede "Markus Lanz"-Ausgabe 106.800 Euro kosten, also über dem vom ZDF angegebenen Kostenrahmen liegen. Übertragen auf die enorme Menge an Sendungen pro Jahr bedeutet das: Allein die Produktion dieser einzelnen Talkshow kostet das ZDF weit über zehn Millionen Euro pro Jahr. 2022 müssten es in dieser Rechnung dann exakt 14.631.600 Euro gewesen sein.

Kein Kostenfaktor sind dabei übrigens oft spekulierte Gagen für Politgäste. "Politiker erhalten für ihre Teilnahme an der Sendung 'Markus Lanz' grundsätzlich keine Aufwandsentschädigung", so das ZDF zu t-online. Bei "allen anderen Gästen" zahle das ZDF "branchenüblich". Sahra Wagenknecht musste sich also damals wie heute unentgeltlich den Fragen von Markus Lanz stellen. Offenbar aber eine Übung, die sie trotz des Geldthemas vor vielen Jahren bis heute nicht stört. Seit 2014 war sie viele weitere Male zu Gast, zuletzt am 21. Februar 2023.

Verwendete Quellen
  • Anfrage an das ZDF
  • kef-online.de: "19. Bericht Februar 2014"
  • fernsehmacher.de: "Mhoch2"
  • zdf.de: "Programmprofile und -kosten"
  • süddeutsche.de: "Linke gegen Lanz"
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