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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Zum 80. Geburtstag "Was viele nicht wissen…": Frank Elstner lüftet "Wetten, dass..?"-Geheimnis
Am 19. April wird Frank Elstner 80 Jahre alt. Wie sein Leben zwischen Babysitting, Dschungelcamp und Lampenfieber aussieht, verrät der Erfinder von "Wetten, dass..?" im Interview mit t-online.
Ein bisschen zu früh ruft Frank Elstner zum vereinbarten Telefoninterview an. "Wir können auch später telefonieren. Ich habe Zeit", gibt sich Deutschlands Moderationslegende in Rente betont locker. Zeit – ein kostbares und rares Gut im Fernsehbetrieb, in dem es oft hektisch werden kann.
Aber Frank Elstner, der 1968 mit der TV-Show "Spiel ohne Grenzen" bekannt wurde und als Erfinder von "Wetten, dass..?" gilt, ist heute vor allem Zuschauer, kritischer Zuschauer. Er regt sich im Interview mit t-online über Barbara Schönebergers "Verstehen Sie Spaß"-Debüt Anfang April auf und berichtet auch Privates.
Denn mittlerweile gibt im Leben von Frank Elstner kein Regisseur oder Intendant mehr den Ton an, sondern eher sein fünf Monate altes Enkelkind im eigenen Haus. "Wenn Sie jetzt noch lange mit mir telefonieren, dann werden Sie mein kleines Enkelkind sicherlich hören", warnt Frank Elstner direkt zu Beginn des Telefoninterviews und soll Recht behalten.
t-online: Herr Elstner, mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die große 80?
Frank Elstner: Die Welt ging bei mir unter, als ich 50 wurde und mein bester Freund auf meinem Grundstück in Luxemburg ein großes Verkehrsschild mit der 50 aufgehängt hat. Die 80 ist eine Zahl, vor der ich großen Respekt habe. Aber ich habe das Gefühl, die Leute, die mich fragen, haben mit der 80 mehr Probleme als ich.
Das klingt sehr entspannt. Aber inwiefern merken Sie das Alter körperlich?
Ich gehe nicht mehr ins Büro, indem ich die Treppen hochrenne, weil ein wichtiger Gast auf mich wartet – ich gehe die Treppen heute langsamer hoch, damit ich nicht schnaufen muss. Das ganze Leben ist für mich leichter geworden. Dieses "Altwerden" hat einen unglaublichen Vorteil: Man wird gelassener.
Dennoch gehört zu Ihrem Leben die Parkinson-Erkrankung. Wie gehen Sie damit um?
Parkinson ist bis heute nicht heilbar. Daran will ich mich nicht halten. Ich glaube einfach nicht, dass Parkinson nicht heilbar ist, sondern bin davon überzeugt, dass man bisher zu wenig Geld in die Forschung gesetzt hat. Wenn wir daran denken, was allein in den Corona-Jahren entwickelt wurde, weil die Forschung genügend Geld hatte, darf man als Parkinson-Betroffener durchaus hoffen, dass irgendwann einmal das Licht aufgeht.
Das klingt trotzig und optimistisch zugleich. Woher nehmen Sie diesen Lebensmut?
Ich bin ein optimistisch eingestellter Mensch. Ich bin ein Angreifer. Ich bin keiner, der sich verkrümelt oder versteckt oder schnell beleidigt ist. Ich habe einen Beruf gefunden, der mir Spaß macht. Deswegen kann ich zum Beispiel sagen: Ich arbeite nicht, sondern ich spiele.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag denn kurz vor Vollendung des 80. Lebensjahrs aus?
Der Alltag sieht bei mir genauso aus wie vor 20 Jahren. Ich habe ein bisschen weniger zu tun und mache etwas weniger Sendungen, aber ich habe immer noch meine Projekte. Ich drehe meine Tierfilme, kämpfe für den Artenschutz und bin jetzt Beiratsmitglied bei der Deutschen Parkinson Hilfe. Also es ist genug zu tun. Wenn ich ins Büro gehe, sitzen da immer noch eine Sekretärin und mein engster Mitarbeiter. Beide gucken mich jeden Tag an und fragen: "Was machen wir heute?"
Zu Hause gibt es für Sie aktuell auch viel zu tun: Ihre Tochter und Ihr fünf Monate altes Enkelkind leben mit Ihnen unter einem Dach.
Das macht einen solchen Spaß, aber ich bin ein schlechter Babysitter, weil ich natürlich immer Angst habe, dass ich das Kind fallen lasse. Meine Frau ist die ideale Babysitterin.
Wenn Sie dann Zeit für sich haben: Hören Sie noch viel Radio? Beim Hörfunk begann Ihre Karriere.
Wenn ich heute Radio höre, dann verzweifle ich, weil ich auf jedem Sender die gleichen Lieder höre. Dieses Massenradio, was da gestrickt wird, kann ich nicht mehr ertragen. Es ist so langweilig geworden und es gibt keine Moderatoren, die viel Spaß machen. Die Radiolandschaft ist ein Sumpf von schlechten Beiträgen geworden.
Und wie stehen Sie zur deutschen Fernsehlandschaft?
Über schwache Moderatoren können wir uns nicht beklagen. Gute Moderatoren sind genug da, es sind zu wenig gute Sendungen da. Ich persönlich gucke sehr gerne "Let's Dance". Aber ich gucke mir auch gerne das "Dschungelcamp" an, weil ich manchmal einfach nur aus Schadenfreude schaue und meiner Frau dann sage: "Du kannst dir nicht vorstellen, was das für ein Trottel ist."
Was sagen Sie zum "Wetten, dass..?"-Comeback von Thomas Gottschalk?
Man darf das jetzt nicht kaputtsenden. Wenn man anfangen würde, jeden Monat eine Sendung zu machen, wäre das Besondere weg. Aber ich glaube ganz fest daran, dass Thomas, wenn er ein bisschen Glück hat, in den nächsten Jahren jedes Mal so ein Highlight schaffen kann.
Wie haben Sie Barbara Schönebergers Debüt bei "Verstehen Sie Spaß?" verfolgt?
Ich fand die Kritiken am nächsten Tag unmöglich, weil man Barbara eine Tonpanne vorgeworfen hat. Die Kritiker haben so geschrieben, als hätte Barbara schlecht moderiert. Aber in Wirklichkeit war Barbara Opfer eines Trottels, der höchstwahrscheinlich den falschen Stecker gezogen hat. Ich fand es richtig ungerecht, wie schlecht man über sie geschrieben hat, denn sie hat das gut und locker gemacht. Barbara passt in diese Sendung und ich bin davon überzeugt, dass das auch ein paar Jährchen läuft, wenn da nicht noch mehr Leute Stecker ziehen.
Haben Sie eigentlich noch Lampenfieber?
Wenn ich eine Sendung habe, habe ich grundsätzlich Lampenfieber. Zwei Tage vorher schlafe ich nicht mehr. Als ich vor 40 Jahren zu meinem Arzt ging, weil ich so Lampenfieber hatte, sagte er zu mir: "Natürlich kann ich Ihnen jetzt ein Beruhigungsmittel verschreiben oder einen Betablocker. Aber das bringt Ihnen nichts. Denn eins kann ich Ihnen voraussagen: Sie werden nie an Ihrem Lampenfieber sterben, aber damit."
Das überrascht! Gibt es noch etwas, was wir womöglich noch gar nicht wissen?
Was viele Leute nicht wissen und woran mein Regisseur verzweifelte: Ich habe nie eine Generalprobe für "Wetten, dass..?" gemacht. Ich bin am Samstagnachmittag in den Wald gerannt und bin zehn Kilometer gelaufen. Ich habe mich danach dann meistens noch ein, zwei Stunden hingelegt. Meine Mitarbeiter sind alle verzweifelt.
Warum haben Sie keine Generalprobe gemacht?
Generalproben in unserem Gewerbe bei einer Samstagabendshow sind eigentlich technische Proben: Man versucht, die besten Kamerabilder aufzunehmen. Wie teilt der Regisseur die Showteile ein? Wie geht man mit dem Licht um? Diese ganzen technischen Dinge macht der Regisseur wesentlich entspannter, wenn ich nicht da bin, als wenn ich dann auch noch meinen Senf dazugebe.
Zu Ihrem 80. Geburtstag zeigte die ARD an Karfreitag die Sondersendung "Noch eine Frage!": Was wäre die perfekte letzte Frage in diesem Interview?
Bei einem 80-Jährigen bringt "die letzte Frage" natürlich sofort diese Assoziation: Liegt er schon bei der Antwort oder steht er noch?
- Eigenes Interview mit Frank Elstner