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"Die Chefin" – Katharina Böhm: "Ich will keinen Job, weil ich eine Frau bin"


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Sie ist "Die Chefin"
Katharina Böhm: "Ich will keinen Job, weil ich eine Frau bin"

InterviewVon Janna Halbroth

Aktualisiert am 23.10.2020Lesedauer: 5 Min.
Katharina Böhm: Seit neun Jahren spielt sie "Die Chefin".Vergrößern des Bildes
Katharina Böhm: Seit neun Jahren spielt sie "Die Chefin". (Quelle: imago images / Future Image)

In "Die Chefin" hat Katharina Böhm, wie man so schön sagt, die Hosen an. Die Krimireihe ist ein Publikumsliebling, Böhm der Zuschauermagnet. Im t-online-Interview spricht sie über Frauen in Führungspositionen und ungleiche Gehälter in ihrer Branche.

Seit neun Jahren ist Katharina Böhm in ihrer Rolle als Ermittlerin Vera Lanz in der ZDF-Reihe "Die Chefin" zu sehen. Resolut, selbstsicher und stark tritt sie auf. Ein bisschen erinnert ihr Filmcharakter auch an sie selbst. Als wir mit der Schauspielerin an einem sonnigen Montagmorgen telefonieren, zwitschern Vögel im Hintergrund. Böhm weiß, was sie sagt, wirkt eigentlich genauso sicher wie ihr "Chefin"-Alter-Ego.

Im Fernsehen, findet die 55-Jährige, fehle es an starken Frauen kaum noch, eine Quote für Frauen in Führungspositionen sieht sie als problematisch an, Gehaltsunterschiede gibt es und Böhm weiß auch, woran das liegt, wie sie t-online erklärt.

t-online: Frau Böhm, fünf Millionen Menschen schauen durchschnittlich "Die Chefin". Ist Ihnen das bewusst, wenn Sie vor der Kamera stehen?

Katharina Böhm: Überhaupt nicht. Für mich steht an erster Stelle der Spielspaß. Natürlich habe ich die Hoffnung, dass die Leute gut unterhalten werden oder man sie manchmal zum Nachdenken anregen kann. Das ist aber dann wirklich schon ein großes Geschenk. Ich bin in dem Moment, wenn ich vor der Kamera stehe, damit beschäftigt, meinen Beruf so wahrhaftig wie möglich auszuüben.

Wünschen Sie sich eigentlich mehr Chefinnen in unserer Gesellschaft?

Ich kenne ziemlich viele Frauen in starken Positionen. Es muss ja auch gar nicht immer eine Führungsposition sein. Vera Lanz ist im Prinzip auch keine Chefin, sie hat noch sehr viele Positionen über sich. Sie ist eigentlich Polizistin in einem Team und sagt Sachen an, bekommt aber auch von oben viel angesagt. Ich finde es gut, dass im Moment viel auf die Frauenrechte geachtet wird. Mit der Frauenquote bin ich mir aber unsicher.

Wieso unsicher?

Ich will keinen Job haben, weil ich eine Frau bin. Ich finde es schwierig, wenn Leute mich einstellen, weil sie es müssen. Ich glaube aber, wir müssen sehr darauf achten, dass es eine Gleichstellung gibt. Aber vielleicht ist die Frauenquote auch dafür gut, es manchen Menschen mit dem Holzhammer beizubringen.

Glauben Sie, es würde sich viel ändern, wenn mehr Frauen an der Macht wären?

Ich bin mir nicht sicher, ob sich viel ändern würde, wenn mehr Frauen an der Macht wären. Es gibt ja auch viele Beispiele für Frauen, die in Führungspositionen männlicher waren als ein Mann.

An wen denken Sie da?

Margaret Thatcher zum Beispiel, die ehemalige Premierministerin von Großbritannien. Solche Frauen gab es schon immer und die wird es auch immer geben. Deswegen glaube ich gar nicht, dass sich so viel ändern würde.

Würden Sie sich mehr Frauen im Fernsehen wünschen und weniger alte, weiße Männer?

Gegenfrage: Finden Sie, dass es überhaupt noch so viele alte, weiße Männer im Fernsehen gibt?

Naja, ich denke, es hat sich bereits etwas verändert, aber das Fernsehen wird noch immer von Männern dominiert.

Ich finde wir haben eine Menge Kommissarinnen! Die neuen Projekte werden sowieso schon ganz anders besetzt als früher. Ich habe nicht das Gefühl, dass es zu wenig Frauen im Fernsehen gibt. Ende der 90er-Jahre war es viel schlimmer. Da gab es den ganz schlimmen Begriff "frauenaffiner Eskapismus". Da war mein Feminismus schon sehr angezickt. Nach diesem Prinzip wurde dann ein 90-minütiger Film nach dem anderen produziert und das fand ich wesentlich schlimmer. Ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass ich zu viele Männer sehe, wenn ich fernsehe.

Kürzlich gab es eine große Diskussion um Gehaltsunterschiede in ihrer Branche. Christine Urspruch erklärte, sie sei sicher, ihr Kollege Jan Josef Liefers würde besser verdienen. Ist das ein generelles Problem bei den Öffentlich-Rechtlichen?

Das ist ein übergreifendes Problem. Frauen verdienen wahrscheinlich meist weniger als Männer und das ist nicht in Ordnung. Ich glaube aber auch, dass sich viele Frauen in der Vergangenheit sehr ungern mit Geld beschäftigt haben und dass sie sich auch nicht genügend für ihre Rechte eingesetzt haben. Männer sind häufig energischer. Die Gesellschaft wird immer wieder zugunsten der Männer verändert und angepasst. Nicht, weil sie gegen Frauen ist, sondern weil Männer immer wieder bis ganz nach oben gehen. Viele Frauen haben noch nicht gelernt, dass man für seine Rechte auch kämpfen muss. Es wurde in der Vergangenheit allerdings auch nicht genügend unterstützt und zugelassen.

Also verhandeln auf Ihre Branche bezogen Schauspielerinnen einfach schlechter als Schauspieler?

Schauspieler verhandeln ihre Gehälter eher selten selbst. Das machen ja die Agenten.

Wissen Sie denn überhaupt, was Ihre männlichen Kollegen verdienen?

Nein, weiß ich nicht. Aber ich bin relativ sicher, dass ein Ungleichgewicht bei den Gehältern zwischen Männern und Frauen auch in unserer Branche besteht.

Um auf Ihre Rolle als Vera Lanz zurückzukommen: Sie sind seit neun Jahren dabei, das Format hält sich gut. Woran liegt das?

Ein gutes Konzept und die Chemie zwischen uns. Wir hatten letzte Woche wieder eine Leseprobe für den nächsten Block. Wir sind alle sehr engagiert und kämpfen. Uns ist das alles nicht wurscht – von der Produzentin über die Regie bis zu uns Schauspielern.

Was können die Zuschauer von den neuen Folgen erwarten?

Wir haben ja jedes Mal neue Fälle und neue Themen, aber es bleibt ein Krimi. Das ist ja auch das Schöne bei dem Genre, dass es relativ abwechslungsreich ist. Du kannst das Drama oder die Komödie bedienen, es ist so viel möglich. Was wir aber beibehalten, ist die Erzählweise. Wir erzählen es nicht aus der Sicht der Täter oder Opfer, sondern aus der der Polizisten.

Es wirkt so, als bliebe neben Ihrer Rolle in der Krimiserie nicht viel Zeit für andere Projekte. Wie lange wollen Sie denn überhaupt noch "Die Chefin" sein?

Ich plane mein Leben nie sehr weit voraus. Das geht eh meistens schief. Ich könnte mir ein zweites Standbein aufbauen, aber ich habe es nie gemacht. Ich hatte immer das Glück, dass mir das Leben das gebracht hat, was richtig war. Immer, wenn ich große Pläne gemacht habe, wurde ich eh nur enttäuscht. Ich halte Augen und Ohren offen und warte ab, was als Nächstes passiert.

Was waren denn das für Pläne, die sich nicht erfüllt haben?

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Ich habe es mir in den letzten Jahren abgewöhnt, über Dinge, die hätten sein können noch großartig nachzudenken. Es gab einige Sachen, die in der Pipeline waren, aber darüber spreche ich nicht mehr.

Ist es nicht schwierig, sich das Grübeln über die Vergangenheit abzugewöhnen? Das steckt doch auch in unserer Natur.

Ich versuche es einfach. Es bringt ja doch nichts. Ich kann es nicht mehr ändern. Ich kann nur daraus lernen und Dinge in der Zukunft eben einfach nicht mehr machen. Ich versuche den Vergangenheitskonjunktiv möglichst zu vermeiden, das passiert bei mir mehr oder weniger nur, wenn ich dadurch etwas verbessern kann. Ich bin jemand, der sagt: "Der Fluss fließt, spring hinein. Das, was kommt, wird immer etwas Neues sein, es wird nie der gleiche Fluss sein."

"Die Chefin" läuft immer freitags um 20.15 Uhr im ZDF oder ist in der ZDFmediathek abrufbar.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Katharina Böhm
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