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Scorpions im Interview: "KGB war auf Schritt und Tritt dabei"


Scorpions
"Die Russen wollten die Rockszene kontrollieren"

InterviewVon Sebastian Berning

03.10.2020Lesedauer: 4 Min.
Interview
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Machen seit 1969 zusammen Musik: Rudolf Schenker und Klaus Meine von den Scorpions.Vergrößern des Bildes
Machen seit 1969 zusammen Musik: Rudolf Schenker und Klaus Meine von den Scorpions. (Quelle: imago images / ZUMA Press)

1988 waren die Scorpions die erste West-Band in Russland. Im t-online-Interview erinnern sich die Musiker an ihre Zeit in der Sowjetunion, Familienbesuche in der DDR und einen Nachmittag in Ost-Berlin.

Im November wird das Album "Crazy World" von den Scorpions 30 Jahre alt. Darauf enthalten ist die Hymne zur Wende: "Wind of Change". Im ersten Teil des t-online-Interviews mit den Hannoveranern sprach die Band über die Hintergründe des Welthits. Nun erzählen Sänger Klaus Meine sowie Gitarrist Rudolf Schenker von ihren Konzerten in Russland.

1988 durften sie als erste westliche Musikgruppe hinter den eisernen Vorhang und zehn Konzerte in Leningrad (heute Sankt Petersburg) spielen. 1989 spielten sie ein großes Festival mit US-Rockstars wie Bon Jovi, Cinderella oder Mötley Crüe in Moskau. Zumindest für Schenker war das nicht der erste Besuch hinter der Grenze.

Sie waren die erste West-Band, die hinter dem Eisernen Vorhang spielen durfte. Inwieweit haben Ihre Vorstellungen von der Sowjetunion mit der Realität übereingestimmt?

Klaus Meine: Als wir in Leningrad ankamen, deckte sich das schon mit unseren Vorstellungen von der UdSSR. Es war eine ziemlich graue Stadt. Heute ist Sankt Petersburg eine der schönsten Städte, wo es auch kulturell viel zu entdecken gibt. Man denke nur an die Eremitage. Damals war das noch nicht so. Damals konnte man sich auch nicht wirklich frei bewegen. Der KGB war auf Schritt und Tritt dabei.

Haben Sie viel von der Stadt gesehen?

Klaus Meine: Nun, wir waren im Hotel und sind eigentlich nur von dort zur Halle und zurück gefahren. Das Abendessen-Ritual dort war auch etwas merkwürdig. Man konnte nichts von der Karte bestellen. Immer wenn wir samt Crew nach den Shows in den Speisesaal kamen, stand schon alles bereit. Einen Abend waren wir allerdings in einem Rockclub eingeladen, wo eine russische Band auf der Bühne stand. Wir sind hoch zu ihnen und haben mit ihnen gejammt. Und die Leute vom KGB haben auch mit gerockt.

Was hat der KGB denn in einem Szeneclub gemacht?

Klaus Meine: Es gab damals schon eine starke russische Rockszene. Die Russen wollten die aufkommende Rockszene kontrollieren. Sie konnten nicht verhindern, dass es sie gab, also wollten sie die Szene zumindest überwachen.

Waren Sie abseits von den Russland-Konzerten mal in der DDR?

Klaus Meine: Rudolf und ich waren mal für einen Nachmittag in Ost-Berlin und sind Unter den Linden lang gelaufen. Wir kamen da in eine Sonntags-Disko. Wir sind aber nicht lange geblieben, weil die uns wegen unserer Klamotten sofort als Wessis gespottet haben. Wir waren nicht mal so crazy angezogen, aber unsere Jeans sahen schon sehr westlich aus. Es war ein komischer Vibe und wir sind wieder zurück nach West-Berlin.

Rudolf Schenker: Meine ganze Verwandtschaft lebte in der DDR. Früher konnte man als West-Deutscher seine Verwandtschaft im Osten besuchen. Ich bin also mit meinen Eltern an Ostern oder Weihnachten oft in die DDR gefahren. Die haben um Cottbus gelebt. Man hatte zu der Verwandtschaft in der DDR nicht die Verbindung, als wenn sie um die Ecke wohnen würden. Die hatten nicht so viel, wie wir im Westen. Wir haben daher oft Pakete rübergeschickt und so konnte man dennoch irgendwie eine recht dichte Verbindung aufbauen. Ich konnte gut nachvollziehen, wie sich die Menschen in Ost-Deutschland fühlen und wie das Leben dort aussieht.

Klaus Meine: Wir hätten damals gerne Konzerte in Ost-Berlin, Leipzig oder Dresden gespielt. Das wurde uns von den Funktionären verboten. Die ersten DDR-Fans, für die wir gespielt haben, kamen 1986 nach Budapest, wo wir bei einem Festival aufgetreten sind.

Sie haben fast überall auf der Welt gespielt, aber Potsdam ging nicht. Das klingt nervig…

Klaus Meine: Klar, wir wurden einfach nicht reingelassen, wir hatten ja auch keine Schalmei dabei. (lacht)

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Als dann die Mauer gefallen ist und Deutschland wieder ein Land war: Haben Sie sich bestimmte Ost-Städte aus Interesse angeschaut?

Klaus Meine: Ja klar! Leipzig, Dresden, Rostock. Aber ich habe selbst heute noch nicht alles gesehen.

30 Jahre nach der Wiedervereinigung – wie einig sind wir uns in Deutschland?

Klaus Meine: Ich tendiere dazu es positiv zu sehen. An den Ecken und Kanten, wo wir uns nicht so einig sind, kann man arbeiten. 30 Jahre ist eine lange Zeit, aber man sollte auch an die vielen Menschen denken, die an der Mauer ihr Leben gelassen haben. Wir sollten der jungen Generation weitergeben, dass die Freiheit nicht selbstverständlich ist.

Haben Sie eine spezielle persönliche Erinnerung an die Wiedervereinigung?

Klaus Meine: Wir waren in Paris als die Menschen auf der Mauer tanzten. Wir wären gerne dabei gewesen, konnten dieses historische Ereignis aber leider nur im Fernsehen verfolgen.

Was läuft heute besser, was schlechter?

Rudolf Schenker: Die Grenzen sind gefallen. Man kommt heute einfach überall hin, das war früher nicht möglich.

Wie crazy ist denn unsere World heute?

Rudolf Schenker: Man sieht ja am Coronavirus, man weiß nie, was schon am nächsten Tag passiert.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Interview mit den Scorpions in Hannover
  • Instagram-Profil von den Scorpions
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