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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Beatrice Egli Meinungsverschiedenheiten mit DSDS-Jury
2013 hat sie "Deutschland sucht den Superstar" gewonnen: Beatrice Egli. Jetzt spricht die Schlagersängerin im Interview mit t-online.de über Unstimmigkeiten hinter den Kulissen der Castingshow.
Beatrice Egli und Schlager – ein unzertrennliches Erfolgskonzept, so scheint es. Doch wie die 32-Jährige jetzt im Gespräch mit t-online.de durchblicken lässt, war dieser Weg ins Musikgeschäft für sie nicht in Stein gemeißelt. Im Gegenteil: Auch die Jury bei DSDS hatte Bedenken und wollte Egli den Schlager austreiben. Warum sie sich dagegen erfolgreich durchsetzen konnte und wie die Meinungsverschiedenheiten zustande kamen, berichtet sie im Interview.
t-online.de: Ihr Sieg bei DSDS liegt nun gut sieben Jahre zurück. Wie blicken Sie auf die Zeit seit dem Finale zurück?
Beatrice Egli: Es war eine schöne Zeit, wenn ich jetzt darauf zurückblicke. Ich muss gestehen, dass ich die Zeit nach DSDS damals gar nicht so bewusst erlebt habe. Die ersten drei Jahre waren so eine Art Trance. Es war so viel neu. Ich konnte die Zeit als Profimusikerin damals nicht so genießen, wie ich es jetzt kann. Ich war mit dem Kopf immer beim nächsten Termin oder im nächsten Ort. Ich möchte daher immer mehr im Moment leben. Es ist ein Geschenk, dass ich so viel unterwegs sein darf und dass es so gut läuft.
Sie sind bei DSDS mit Schlager angetreten. Die Show war ja sonst eher für Popmusik bekannt. Wie haben Sie damals Ihre Chancen gesehen, bei dem Casting Erfolg zu haben?
Ich hatte damals schon ein paar Auftritte als Sängerin gehabt, wollte mein Glück aber bei DSDS probieren, auch um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Mit dem Sieg hätte ich nie gerechnet. Für mich war immer klar, dass ich nur Schlager singen möchte und nichts anderes.
Die Hälfte der Songs, die Sie in den Folgen performt haben, sind von Helene Fischer. Wie viel Ihres Erfolgs verdanken Sie also Helene?
Ich mag ihre Songs gerne. Helene Fischer, Andrea Berg, Vicky Leandros – das waren schon die Frauen, die den Schlager über lange Zeit dominiert haben. Damals war Schlager für viele noch unbekannt, der große Aufschwung kam erst später. Für mich ist ein Song wie Jürgen Marcus' "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben" einfach Kult, auch wenn das ganz anders ist als der moderne Schlager, der zum Glück wieder so beliebt ist.
Wie wichtig war es Ihnen, Ihr Schlager-Ding durchzuziehen? Gab es bei DSDS vielleicht auch Diskussionen, dass Sie mal etwas anderes singen sollen als Schlager?
Natürlich. Bei DSDS wurde mir vorgeschlagen, etwas anderes als Schlager zu machen. Besonders am Anfang wurde da diskutiert. Da habe ich dann aber gesagt, dass ich das nicht machen würde, ich will nur Schlager singen. Es gab viel Unverständnis, weil das nicht erfolgreich war damals. Aber mir ging es nicht um den Erfolg, sondern darum, was ich gerne machen möchte. Bei DSDS hat man schnell gemerkt, dass sie mich da nicht von abbringen oder in eine andere Richtung lenken können.
Vor DSDS haben Sie bereits Alben veröffentlicht, die jedoch keine großen Erfolge feiern konnten. Haben Sie sich eine Deadline gesetzt, bis zu welchem Alter Sie es als Musikerin versuchen wollen und dann in einen normalen Job zu wechseln?
Der Schritt, mich bei DSDS anzumelden, war mein letzter Versuch. Ich sagte zu mir: "Wenn ich jetzt nicht davon leben kann, dann lasse ich es!" Es ging mir dabei nicht einmal um den Sieg, sondern darum, mehr Auftritte zu bekommen. So wie es lief, hätte ich mein Leben nicht finanzieren können. Ich hätte mich beruflich dann wirklich neu positioniert.
Gab es da schon einen Plan B?
Nein, ich befasse mich erst mit Dingen, wenn ich mich mit ihnen befassen muss. Da gab es also noch keine konkreten Überlegungen.
Neben Ihrem Beruf als Sängerin moderieren Sie auch im TV. Die Verkaufszahlen in der Musikbranche generell brechen immer weiter ein. Wie wichtig ist es da ein zweites Standbein zu haben?
Das Moderieren ist mir schon wichtig. Ich habe ja auch eine Ausbildung als Schauspielerin abgeschlossen. Ich bin sehr froh, dass ich diese Standbeine habe und mich auch darauf verlassen kann.
Zählen Sie Instagram auch schon als Beruf?
Instagram gehört zu meinem Beruf dazu. Ich stehe mit meinen Fans in Kontakt und kann mich mitteilen. Auf "Bunt" ist auch ein Song namens "INSTA", weil es ein großer Teil meines Berufs, aber auch meines Lebens ist. Ich lese mir viele Kommentare und Nachrichten durch. Gerade im Lockdown hatte ich Zeit dazu. Zu der Zeit waren Kommentare das einzige Feedback, welches ich hatte.
Sie haben auch Ihre Bühnenouts vorgeführt. Besonders das Foto im Lederanzug beim Saugen sorgte für viel Wirbel. Unter dem Bild fanden sich auch sexistische Kommentare. Erleben Sie das oft in den sozialen Netzwerken, dass Ihnen Männern unangemessene Nachrichten schreiben?
Ich befasse mich schon eher mit den guten Kommentaren und Nachrichten. Da gebe ich mal ein Like oder schreibe eine Antwort. Das andere versuche ich zu ignorieren und hoffe, dass es dadurch weniger wird.
Also bekommen Sie auch so etwas? Hilft Ihre Ignoranz gegenüber diesen Nachrichten?
Schwarze Schafe gibt es überall. Als bei ProSieben damals die "Männerwelten"-Dokumentation von Joko und Klaas lief, wo andere Frauen dokumentiert haben, was ihnen auch im Internet widerfahren ist, muss ich sagen, dass ich Glück habe. Von so sexistischen Nachrichten bin ich verschont geblieben.
Mit Ihrer Best-Of "Bunt" blicken Sie auf Ihre Karriere zurück. Sind Sie jemand, der gerne auf Vergangenes schaut oder freuen Sie sich eher auf das, was noch kommt?
Es ist ein Prozess bei mir. Zwar richte ich meinen Blick eigentlich nie zurück, sondern schaue immer nach vorne. Ich denke oft über bestimmte Termine nach, wie kommende Auftritte oder ein Album, welches erscheint. Da kann ich wenig in dem Moment selbst sein. Ich versuche mir gerade beizubringen nicht an gestern oder morgen zu denken, sondern im Jetzt zu leben.
Leben Sie also sehr nach dem Terminkalender?
Privat bin ich total spontan, aber durch den Beruf muss ich auch in dem Bereich viel planen. Es gab viele Momente, die ich mit meinen Freunden verpasst habe. Spontanität geht leider nicht immer.
- Eigene Recherchen
- Interview mit Beatrice Egli