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Schauspielerin Iris Berben über ihr Geheimnis: "Im Kopf bleibe ich 18"


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Iris Berben übers Altern
"Im Kopf bleibe ich 18"

InterviewVon Janna Halbroth

Aktualisiert am 07.03.2020Lesedauer: 5 Min.
Iris Berben sagt t-online.de-Interview über Frauen in ihrem Alter: "Wir sind da. Wir fordern!"Vergrößern des Bildes
Iris Berben sagt im t-online.de-Interview über Frauen in ihrem Alter: "Wir sind da. Wir fordern!" (Quelle: APress/imago-images-bilder)

Sie gehört zur Elite im deutschen Schauspiel. Doch der Erfolg ist ihr nie zugeflogen. Im t-online.de-Interview spricht Iris Berben über Forderungen, Stärke und ihr Alter.

Die ist doch nie im Leben fast 70 Jahre alt – das denken viele, wenn sie Iris Berben sehen. Die Schauspielerin ist ein Phänomen: kann ernste Rollen, wie lustige; scheint in Zeitlupe zu altern und bleibt sich dabei immer selbst treu.

Zum Interview in einem Berliner Hotel kommt Iris Berben in lässigem Look. Sie trägt einen kleinen schwarzen Rucksack auf den zierlichen Schultern, wirkt gut gelaunt, verteilt Komplimente, hat Lust auf ein Gespräch. Die 69-Jährige ist mit sich selbst im Einklang, doch das war nicht immer so. Wofür ihre Generation gekämpft hat und warum sie manchmal Sorge hat, wie mit diesem Vermächtnis umgegangen wird, erklärt sie im Gespräch.

t-online.de: Frau Berben, wie wichtig ist Ihnen Ihr Aussehen?

Iris Berben: Das ist mir schon sehr wichtig. Es hat ja mit meinem Wohlbefinden zu tun. Es hat was damit zu tun, wer ich bin, wie ich sein möchte und wie ich wahrgenommen werden möchte. Aussehen ist der erste Eindruck für andere. Das ist mir wichtig. Aber dieser Eindruck muss erstmal mich erfüllen und meine Anforderungen an mich selbst. Ich muss mir gefallen. Das ist der erste Weg herauszufinden, wer man eigentlich ist. Eine Entwicklung, die man als junger Mensch macht. Ich glaube heute wird man von noch mehr Einflüssen bombardiert, als es zu meiner Zeit der Fall war.

Wie meinen Sie das konkret?

Es ist schade, mit wie viel Vehemenz jungen Frauen erzählt wird, was sie machen sollen. Ich denke mir, man sollte erst einmal gucken, ob die Ecken und Kanten, die andere an einem sehen, nicht vielleicht das Interessante an einem sind.

Man merkt, Sie sind eine starke Frau. Gab es in Ihrem Leben Phasen, in denen Sie nicht mit sich selbst im Einklang waren?

Natürlich. Es ist ein Prozess. Manchmal genügst du dir oder einem anderen nicht. Es ist kein Prozess, den ich 24 Stunden durchgehend durchlebe, aber er ist noch immer da. Im Moment habe ich eine gute Phase. Ich bin gerade warm mit mir. Aber das hat mit Stimmungen, Einflüssen und Erlebnissen zu tun. Man fragt sich, ob man erfolgreich genug ist, ob man mit dem zufrieden ist, was man sich vorgenommen hat. Das hört auch nie auf. Es ist aber gut, sich dem immer wieder zu stellen. Ich suche aber nicht mehr. Es wäre in dem Alter, in dem ich jetzt bin, schwierig, nicht zufrieden zu sein mit dem, was ich habe. Der Weg dahin ist aber auch einer, der holprig und von Unsicherheiten geprägt ist. Aber das muss man zulassen und aushalten können. Man muss auch manchmal einfach alles infrage stellen.

Sie werden im August 70, überfordert Sie das?

Die Zahl ist ziemlich groß (lacht). Diese Zahl hat mit mir so wenig zu tun. Ich denke einerseits: Ja, es ist schon sehr viel Leben, das ich gelebt habe. Sehr sehr viel. Aber diese Zahl hat so wenig mit der Vorstellung zu tun, die man vielleicht damit verbindet. Im Kopf bleibe ich 18, 20 oder 25. Wenn man seine Neugier oder auch seine Verunsicherung behält, gepaart mit der Erfahrung, die man schon hat, empfindet man sich als sehr viel jünger im Kopf. Insofern ist es eine große Zahl und sie ist mir auch immer noch zu viel, aber sie ist da.

Was unterscheidet die heutigen 70-jährigen Frauen von den früheren? Was ist ihr Geheimnis?

Ich kenne viele 70- oder 80-jährige Frauen, die nicht mehr dem Bild entsprechen, das ich hatte, als ich jung war. Früher haben Frauen sich aufgegeben oder wurden von der Gesellschaft aufgegeben, das ist ja nicht mehr so. Wir sind da. Wir fordern. Wir sind längst nicht da, wo wir sein wollen, aber wir haben einen großen Katalog von Forderungen, an denen wir uns abarbeiten und an denen sich auch die Gesellschaft abarbeiten muss. Es ist toll, dass wir geschafft haben, wo wir heute sind. Wie toll, dass ich nach wie vor meine Filme drehen kann, dass Drehbücher für mich geschrieben werden, dass es Stücke gibt, die es sich lohnt zu erzählen, dass man seine Widersprüche leben darf. Das ist eine gute Zeit, da müssen wir dranbleiben.

Warten Sie noch auf ein ganz bestimmtes Drehbuch? Fehlt Ihnen noch eine Rolle?

Nein, mir fehlt nichts mehr. Ich stelle eh gerade fest, dass mir Dinge angeboten werden, bei denen mir dann erst bewusst wird, was für tolle Herausforderungen das sind. Ich werde in diesem Jahr noch einen sehr aufregenden Kinofilm drehen. In dieser Konstellation, in der ich dann sein werde, hätte ich mich selbst nie gesehen. Es wird eher an mich herangetragen, als ich das Gefühl hätte, ich müsste noch die oder die Rolle spielen. Die Ansprüche, die an mich herangebracht werden, die sind schon Arbeit genug für mich.

Viele Schauspielerinnen klagen über fehlende Rollen ab 50. Was glauben Sie, warum sind Sie in dieser privilegierten Position?

Ich weiß um dieses Privileg. Wir können an der Hand abzählen, wie viele Geschichten für Schauspielkolleginnen über 40 erzählt werden. Ich muss aber auch sagen: Ich habe das immer wieder eingefordert. Von selbst werden sich viele Dinge nicht verändern. Wir müssen Forderungen aussprechen. Wir merken es an einer Marke wie L'Oréal Paris. Auch da hat sich etwas verändert. Die sagen auch mit 60 plus gehört ihr dazu und ihr seid sichtbar. Plötzlich sind reife Frauen wie Jane Fonda mit 82 Jahren oder Helen Mirren präsent und man bietet diesen Frauen spezifisch eine Plattform. Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass diese Frauen nicht ausgegrenzt werden und doch wurden sie ausgegrenzt. Aber die Gesellschaft verändert sich gerade. Man muss dranbleiben. Es gibt ja auch ein paar, die das gerne wieder rückgängig machen würden.

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Hat Ihre Generation dafür gesorgt, dass ältere Frauen heute diese Rolle spielen?

Ich denke schon. Wir sind in den 60er- und 70er-Jahren auf die Straße gegangen. Es ging dabei um das Recht der Frau, aber auch um die Wahrnehmung der Frau. Man muss sich nur mal vorstellen, dass bis in die 1970er-Jahre hinein Frauen eine Genehmigung ihres Ehemannes haben mussten, um eine Arbeit anzunehmen. Wir imitieren diese Zeit heute mit ihrer modischen Attitüde und sprechen über diese Zeit, sie ist doch noch nicht so weit weg. Das war eine Zeit mit vielen Widersprüchen.

Inwiefern?

Attraktivität wurde sofort mit Leere, Hohlheit und Dummheit gleichgesetzt. Meine Generation hat dafür gekämpft – für ein Selbstbewusstsein der Frau und für ein Gesehenwerden der Frau.

Manchmal würde ich gerne ein paar Menschen antippen und sagen: Geh damit nicht so leichtfertig um. Das ist alles sehr fragil. Wir merken doch, was wir uns gerade innerhalb unserer Gesellschaft erhalten müssen.

Anmerkung der Redaktion: Das Interview wurde bereits im März 2020 geführt und veröffentlich.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Iris Berben
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