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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Annett Louisan "Ich habe noch nie so viel Angst um mich gehabt"
Annett Louisan ist Sängerin und Mutter. Mit t-online.de spricht sie über ihr persönliches Mutterglück, aber auch über ungeahnte Ängste und den Balanceakt zwischen Tochter und Karriere. Denn im Herbst steht ihre nächste Tournee an – und das Kind kommt mit.
Seit sie mit "Das Spiel" 2004 in der deutschsprachigen Pop-Szene wohl einen der bekanntesten Ohrwürmer in die Köpfe der Deutschen gesetzt hat, ist bei Annett Louisan viel passiert. Sie hat sieben weitere Alben herausgebracht, ein zweites Mal geheiratet und ist Mutter geworden. Noch immer steht sie leidenschaftlich gerne auf der Bühne. Doch sie ist heute nicht länger nur für sich selbst verantwortlich, sondern auch für ihre zweijährige Tochter Emmylou Rose, wie sie im Gespräch mit t-online.de erzählt.
Sie erklärt, wie Muttersein ihr Leben grundlegend verändert hat. Außerdem spricht sie offen über Ängste, die sie als Mutter immer wieder ergreifen – und die sie vor der Geburt nie für möglich gehalten hatte. Genauso erzählt sie über ungeahnte Glücksgefühle, neue Herausforderungen und über ihre anstehende Tournee im Herbst.
t-online.de: Frau Louisan, in den letzten fünf Jahren hat sich bei Ihnen einiges getan. Sie sind Mutter geworden. Wie hat das Ihr Leben verändert?
Annett Louisan: Das Muttersein hat mein Leben so, so doll verändert. Ich bin sehr überrascht über mich selbst. Ich habe mich nochmal neu kennengelernt. Ich bin stark an Stellen, wo ich früher nicht so stark war, und schwach an anderen Stellen, wo ich vorher nicht gedacht habe, dass ich so sein kann.
Als was für eine Art Mutter würden Sie sich beschreiben?
Ich bin keine Helikopter-Mama. Aber ich habe doch viel mehr Ängste, als ich das am Anfang dachte. Und auch Probleme mit dem Loslassen. Aber das ist auch ein Prozess. Ich komme ja gerade auch erst aus dieser symbiotischen Phase des Stillens, wenn man 24 Stunden zusammen ist. Und jetzt werden die Stunden länger. Ich bin auch mal eine Nacht weg. Und da muss man reinwachsen und langsam loslassen. Das geht jetzt noch die nächsten 18 Jahre so weiter.
Was für Ängste sind das genau?
Zweierlei Ängste. Einmal natürlich die Angst um meine Tochter, dass ihr etwas passieren könnte. So kurze Momente, wo man dann denkt: Wo ist sie? Dann merkt man richtig, wie das ganze Leben so abläuft. Du merkst, du hast einen kleinen Vorgeschmack, wie es sein könnte, wenn diesem Kind etwas passiert. Das ist schon ganz schön heavy. Und dann habe ich tatsächlich auch Angst um mich selbst. Das kenne ich nicht von mir. Ich habe noch nie so viel Angst um mich gehabt. Die Angst, dass mir etwas passieren könnte und ich meine Tochter nicht aufwachsen sehe – das sind total neue Gefühle für mich.
Annett Louisan, geboren 1977 in Havelberg, ist Sängerin. Aufgewachsen ist die Künstlerin in Schönhausen, einer kleinen Gemeinde in der ehemaligen DDR. Heute lebt sie in Hamburg. Ihren großen Durchbruch schaffte Annett Louisan 2004 mit ihrer Single "Das Spiel". Ihr Album "Boheme" wurde zu einem der schnellstverkauften Debütalben in Deutschland. Nach sechs Wochen erreichte es Goldstatus und nach neun Wochen Platinstatus. 2005 erhielt sie einen Echo in der Kategorie "Künstlerin National Rock/Pop". Noch im selben Jahr wurde ihr als "New Talent Of The Year" der Diva Award verliehen. Annett Louisan hat 2019 mit ihrem Doppelalbum "Kleine große Liebe" ihr achtes Album herausgebracht und steht bis heute auf der Bühne.
In Sozialen Medien lassen Sie Einblicke in Ihr Privatleben zu. Wie entscheiden Sie, wann es okay ist Ihr Kind auf Kanälen wie Instagram zu zeigen?
Ich achte sehr darauf, dass sie nicht zu erkennen ist. Dass ihr Gesicht verdeckt ist. Im ersten Jahr, das muss man wirklich sagen, weil man sein Glück mit der ganzen Welt teilen möchte, musste ich mich ein bisschen zusammenreißen, nicht noch mehr Fotos zu posten, weil es mich natürlich so glücklich gemacht hat. Aber es ist nie eine wirklich ernsthafte Frage gewesen. Denn die Privatsphäre meiner Tochter ist natürlich heilig und sie kann ja gar nicht gefragt werden.
Auf Ihrer letzten Tour waren Sie noch schwanger. Wie wird es bei der nächsten sein?
Ich habe mir schon viele Gedanken gemacht, wie wir reisen werden, gerade mit einem zweijährigen Kind. Die brauchen auch ein kindgerechtes Tagesprogramm. Wir reisen in der Nacht mit Nightliner. Meine Mutter und mein Mann werden mitkommen. Das ist schön, dass es in der Familie bleibt. Abends gehe ich dann auf die Bühne und die Kleine geht ins Bett. Wir fahren nachts und morgens gehen wir dann gleich in den Zoo oder auf den nächsten Spielplatz. Also ich denke, das machen wir uns total schön.
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Und ist bei Ihnen bereits ein zweites Kind in Planung?
Dafür setzt mir das Schlafdefizit viel zu sehr zu. Ne, darüber kann ich noch gar nicht nachdenken. Ich bin gerade froh, dass ich dieses eine Kind, dass ich meinen Job und Muttersein so einigermaßen unter einen Hut kriege. Und ich ziehe meinen Hut vor jeder Frau auch vor jedem Mann, die das einfach gut meistern. Denn es ist wirklich nicht einfach – emotional wie körperlich.
Frau Louisan, vielen Dank für das Gespräch.
Weitere Antworten von Annette Louisan gibt es im Video am Kopf dieses Artikels. Wenn Sie Karten für die Tournee gewinnen möchten, können Sie an dem t-online.de-Gewinnspiel teilnehmen.