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Häppchen und Brigitte Bardot - Promi-Geburtstag vom 24. Mai 2019: Helga Piur


Häppchen und Brigitte Bardot
Promi-Geburtstag vom 24. Mai 2019: Helga Piur

Von dpa
24.05.2019Lesedauer: 3 Min.
Helga Piur wird 80.Vergrößern des Bildes
Helga Piur wird 80. (Quelle: Britta Pedersen./dpa)

Berlin (dpa) - Als Zahnarzthelferin Häppchen spielte sie sich in die Herzen des DDR-Fernsehpublikums - und schaffte vor dem Mauerfall den Sprung ins West-Fernsehen.

Als Prostituierte Hermine lernte sie im Hamburger "Großstadtrevier" den "tollen Kollegen" Jan Fedder kennen. Und in "Die Novizinnen" war sie die (ost)deutsche Stimme von Brigitte Bardot. Helga Piur hat rund 300 Rollen gespielt - auf der Theaterbühne, auf der Leinwand und vor allem im Fernsehen. Vor ihrem 80. Geburtstag an diesem Freitag sagt die sympathische Schauspielerin der Deutschen Presse-Agentur: "Ich fiel immer von einer Sache in die andere - und würde alles immer wieder machen."

Vor dem Karrierebeginn aber gab es einen großen Stolperstein: Bei der Aufnahmeprüfung der Berliner Schauspielschule fiel die junge Berlinerin, die als Kind im DDR-Rundfunk-Chor sang, durch. "Aber ich wollte unbedingt Schauspielerin werden!", blickt sie zurück. Deshalb habe sie den großen Eduard von Winterstein angerufen, bei ihm vorgesprochen - und wurde seine Meisterschülerin. Er vermittelte ihr weitere Dozenten. "Ich war eine Besessene", blickt Piur auf diese Zeit zurück, in der sie ihr Geld noch als Sekretärin bei einem Verlag verdiente.

Als 20-Jährige bekam sie ihre erste Rolle: das freche "Bastelinchen" in "Bahnhof Puppenstadt" im DDR-Kinderfernsehen. Danach musste sie noch lange sehr oft Töchter spielen. "Ich sah so jung aus." Schon 1960 gelang der jungen Piur der Sprung auf die Kinoleinwand. Ihrem ersten Defa-Film "Wo der Zug nicht lange hält" folgten etwa "Die aus der 12b", "Heilmittel gegen Liebe", "Republik der Amazonen" sowie "Orpheus in der Unterwelt" - da sahen die Kinobesucher sie nahezu unverhüllt.

Von 1967 bis 1982 war sie Brigitte Neumann in der beliebten Hörspielserie "Neumann, zweimal klingeln" auf Radio DDR I. Als Synchronsprecherin verlieh Piur nicht nur mancher Trickfilmfigur ihre Stimme, sondern auch Brigitte Bardot. Diese spielte in "Die Novizinnen" (1979) an der Seite von Annie Girardot. Die Schauspielerinnen Helga Piur und Marianne Wünscher gaben den Französinnen ihre Stimmen für die DDR-Film-Fassung. "Wir waren beklommen, weil es Weltstars waren", berichtet Piur. Die Komödie wurde ein DDR-Kino-Erfolg. "Ein Treffen mit Brigitte Bardot gab es nie - aus politischen Gründen. Es wäre sehr schön gewesen für mich", sagt sie heute.

Trotz der vielen Rollen ist Helga Piur für die meisten Zuschauer einfach nur Häppchen. Noch heute trägt sie den Dutt so wie die beliebte Zahnarzthelferin in der DDR-Arzt-Serie "Zahn um Zahn". "Häppchen" ist die Sehnsucht der Menschen nach Liebe, heiler Welt und Verstandenwerden", sagt Piur auf die Frage, warum die Serie so beliebt war. Zunächst sollte die Story rund um den recht selbstgefälligen Zahnarzt Alexander Wittkugel (Alfred Struwe) nur sieben Folgen haben. "Doch die Leute schrieben: "Es muss weitergehen!", berichtet Piur. Dann wurden weitere sieben Folgen gedreht - und danach noch mal.

Selbst westlich der Mauer sorgte die Serie (1985-1988) für Interesse: "RTL nahm Kontakt mit dem Intendanten des DDR-Fernsehens auf, um sie zu kaufen", so Piur. Aus 21 einstündigen Folgen machte RTL 46 - durch Umschneiden. Das heißt: Die einzelnen Folgen wurden kürzer. Um im Westen für die Serie zu werben, durften die Hauptdarsteller und -verantwortlichen für drei Tage nach Köln reisen. "Wir hatten auch einen Aufpasser dabei. Dabei hatte keiner von uns die Absicht, drüben zu bleiben!", blickt Piur zurück. RTL habe zum Schluss jedem 150 DM gegeben. "Das fand ich so was von beschämend - aber wir hatten nichts anderes erwartet!"

Wie Häppchen wirkt auch Piur freundlich, herzlich und lebensfroh. "Ich versuche immer, auch bei Negativem das Positive zu sehen." Seit ihrer Kindheit hatte sie manche Schicksalsschläge: Ihre Mutter starb, als sie Fünf war - danach wuchs sie bei Onkel und Tante auf. Ihr erster Mann, der Schauspieler Gert Andreae, Vater der gemeinsamen Tochter, starb mit 45 Jahren an Krebs. Ihr zweiter Mann, der Regisseur Günter Stahnke, ist vor wenigen Monaten gestorben.

"Wer geht, nimmt die Hälfte von einem mit. Wir waren 44 Jahre verheiratet. Ich muss nun mein Ich wiederfinden", sagt die Mimin als Witwe. "So wie die Piur ist, ist sie durch Stahnke". Sie lebt nun allein in einem großen Haus mit viel Land in Brandenburg. In den kommenden Monaten will sie Stahnkes Biografie überarbeiten. "Er hat sein Leben schon aufgeschrieben, aber das ist zu hart", sagt sie. Und im Oktober will Piur dann wieder mit ihrer eigenen Biografie "Ein Häppchen von mir" auf Tour gehen - sie ist vor zehn Jahren erschienen.

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