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Michelle Hunziker: Der Grund für das Ehe-Aus mit Eros


Interview
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Gefangen in der Sekte
Michelle Hunziker: "Mein ganzes Geld ging an diese Leute"


Aktualisiert am 28.09.2018Lesedauer: 6 Min.
Michelle Hunziker im t-online.de-Interview: "Die Sekte hatte die totale Kontrolle über mich".Vergrößern des Bildes
Michelle Hunziker im t-online.de-Interview: "Die Sekte hatte die totale Kontrolle über mich". (Quelle: t-online)

Fröhlich, perfekt gestylt und immer witzig: Doch fünf Jahre lang war das nur Fassade, verbarg ein dunkles Geheimnis. Eine Sekte zerstörte ihre Ehe, nahm sie finanziell und emotional aus. Im t-online.de-Interview packt die 41-Jährige aus.

Wir treffen Michelle Hunziker in ihrer Wahlheimat Mailand – im Café Trussardi, natürlich kein Zufall. Der Laden gehört ihrem Ehemann, Tomaso Trussardi. Seine Vorfahren gründeten den gleichnamigen Modekonzern. "Mailand ist gerade ausgestorben, die sind alle am Meer", ruft uns Michelle Hunziker freudestrahlend entgegen und begrüßt uns herzlich. Das Café ist deswegen auch geschlossen. Im hinteren Teil des Gebäudes befindet sich ein Trussardi-Modegeschäft. Hin und wieder schaut ein Kunde um die Ecke, erblickt die Entertainerin und huscht herüber in den geschlossenen Teil.

Ein Sicherheitsbeamter schreitet dann jedes Mal ein, will die Personen zurückhalten, doch wenn Michelle Hunziker es mitbekommt, springt sie dazwischen, plaudert mit ihren Fans, macht geduldig Selfies, schüttelt Hände, umarmt, lacht, ist einfach sympathisch. Als wir unser Interview beginnen, dauert es nicht lange, bis sie mit der Sprache rausrückt. Es soll um ihr Buch "Ein scheinbar perfektes Leben" gehen. Ein Buch, das von ihrer Sektenvergangenheit handelt und das sie geschrieben hat, um andere "Opfer" zu warnen oder ihnen Mut auszusprechen.

t-online.de: Michelle Hunziker, was genau war der Anlass für dieses Buch?

Nach langer Zeit habe ich gedacht, werde ich ein Stück meines Lebens mit anderen teilen. Es sind fünf Jahre meines Lebens, die nicht so toll waren, wie man denken könnte. Obwohl ich immer auf der Bühne war. Ich habe damals "Deutschland sucht den Superstar" moderiert, von außen sah das alles toll aus. Ich hatte eine wunderbare Familie, war verheiratet mit Eros und hatte meine Tochter. Es sah alles so idyllisch aus, aber ich bin leider in die Fänge einer Sekte geraten.

Was war das für eine Sekte, in der Sie gefangen waren?

Es war eine kleine Sekte von wenigen Personen, wir waren anfangs nur 30, am Ende dann nur noch 15. Das machen die immer so, um dich besser kontrollieren zu können. Die kleinen Sekten gibt es in der ganzen Welt. Das sind Sekten, die dir Esoterik beibringen und dir das Gefühl geben, sie seien deine neue Familie. Du hast das Gefühl, auf einmal die wichtigste Person für sie zu sein. Die geben dir scheinbar ganz viel Liebe und Aufmerksamkeit, nachdem sie dich drin haben und wissen, sie können dich kontrollieren und das haben sie bei mir geschafft. Dann fangen die ganzen Strafen an.

Was sind das für Strafen?

Wenn du nicht das machst, was sie dir sagen, tun sie dir wirklich weh, also psychisch. Es sind verschiedene Arten. Bei uns war es so: Am Anfang gaben sie mir viel Liebe – als sie mich dann drin hatten, haben sie mich von meinem Mann entfernt, von meiner Mutter, von all meinen Lieben. Wenn du alleine bist, total alleine in der Einsamkeit, dann sind die die Einzigen, mit denen du Kontakt hast. Die Strafe ist, dich einfach alleine zu lassen. Sie lassen dich in der Einsamkeit. Das machen sie an Weihnachten, wenn du wirklich das Gefühl hast: Wow, jetzt bin ich echt einsam. Die Angst vor Einsamkeit ist es, die dich dann letztendlich nicht von diesen Situationen lösen lässt. Da muss man wirklich stark sein, es ist wie Alkoholismus, wie Drogenabhängigkeit, genau der gleiche Mechanismus.

Wie hat ihr Umfeld reagiert, hat niemand versucht, sie raus zu holen?

Mein Handy war immer in den Händen der Sekte. Meine Mutter hatte damals ganz oft versucht mich anzurufen oder mir SMS zu schicken, aber die kamen natürlich nicht an, die hatten wirklich die totale Kontrolle über mich.

Was kann einem im schlimmsten Fall passieren, wenn man sich nicht von der Sekte lösen kann.

Es gibt leider viele Leute, die davon zerstört werden, die Selbstmord begehen. Deswegen ist es ganz wichtig, dass man darüber spricht und dass das ein Thema wird. Es ist wie eine Gehirnwäsche. Sie gehen auch an dein Geld. Es gibt viele Leute, die deswegen Schulden haben. Es wird wenig davon gesprochen und es gibt ganz viele Leute, die in Sekten sind – vor allem junge Leute.

Wie hoch ist der finanzielle Schaden bei Ihnen gewesen?

Ich war am Anfang meiner Karriere. Ich habe die alle bezahlt. Ich hatte eine Agentur gegründet, die hieß duenda damals. Die waren alle in meiner Agentur und ich habe praktisch für die gearbeitet, mein ganzes Geld ging an diese Leute. In den fünf Jahren ging alles, das ganze Geld, immer in diese Situation hinein. Als ich mich gelöst hatte war ich 26 oder 27 und ich hatte Glück, weil es meiner Karriere nicht geschadet hat. Meinem Image hat es nicht geschadet und ich konnte weiter arbeiten und mir ein neues Leben aufbauen. Aber das war natürlich schon ein Schaden.

Das Finanzielle ist das Eine. Aber sieht es in Ihrem Inneren aus, haben Sie auch einen seelischen Schaden davongetragen?

Ich bin von Natur aus ein Mensch, der liebt und vertraut. Ich bin aber auch ein Mensch, der überhaupt nicht bereut, was er gemacht hat. Das, was mir passiert ist, in den Jahren, hat mich stärker gemacht, deswegen ist es heute sehr schwierig, mich reinzulegen. Aber ich habe das Vertrauen in Gott und meine Familie nicht verloren. Hätte ich daran nicht geglaubt, hätte mein Mann es auch nicht geschafft, mich zu überzeugen, dass ich ihn liebe. Für mich ist das schon schwierig gewesen, denn ich war nicht die einfachste Person. Ich war voller Ängste, aber er hatte eine super Geduld und ich bin ihm deswegen auch dankbar. Als er 2011 gekommen ist, hatte ich alles schon ziemlich verarbeitet, aber die Wunden sind noch da. Und du hast schon Angst, dass dir wieder etwas passiert. Aber er hatte Geduld.

Vorher waren Sie mit Eros Rammazotti verheiratet. Glauben Sie, die Liebe hätte ohne die Sekte gehalten?

Das weiß man leider nicht. So, wie es passiert ist, ist es leider passiert. Wir sind sicher nicht auseinander gegangen, weil wir uns nicht liebten. Das, was uns passiert ist, war wie ein perfekter Sturm. Das gibt es in der Natur auch, ein schlimmer Sturm, der passiert nur, wenn ganz viele verschiedene Situationen und Fakten zusammenkommen. Wenn eines von diesen Dingen nicht so passiert wäre, dann wäre dieser Sturm nicht gewesen. Im Leben passiert so etwas nun mal auch. Es ist von niemandem die Schuld. Du bist, was deine Vergangenheit dir gegeben hat.

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Was waren Sie damals für eine Person?

Ich war ein Mensch voller Schwächen. Ich war 20, hatte viele Fragen und deswegen ist mir das passiert. Uns ist diese Situation passiert. Wir hätten auch nie wieder zusammenkommen können. Die Leute um mich herum und ich, wir haben viel zu viel gelitten, um wieder zusammenkommen zu können. Aber wir kommen alle miteinander super aus. Jeder hat eine Familie und ist glücklich. Deswegen bereuen wir nichts, von dem was passiert ist.

Wie hat Ihre Tochter Aurora es verkraftet, dass die Mutter ein Sektenmitglied war?

Sie war nie in der Sekte. Aber sie hat gefühlt, dass es mir nicht gut ging. Wir haben jedes Jahr zusammen Urlaub gemacht, ich und meine Tochter alleine. Und dann habe ich so getan, als wäre ich glücklich und habe Barbies genommen und mit ihr gespielt und dann war sie ganz ernst, hat mir in die Augen geguckt und gesagt: "Mama, ich will nicht mit dir spielen, ich will meine lächelnde Mama zurück." Sie hat gesehen, dass es mir nicht gut ging, obwohl ich versuchte hatte, das Ganze zu verstecken.

Wie haben Sie es aus der Sekte herausgeschafft?

Die einzige Kraft, die ich hatte, war meine Tochter. Ich war 19 als ich sie bekommen habe. Ich bin mit ihr aufgewachsen, sie war meine wahre Stärke, wegen ihr bin ich auch aus der Sekte rausgekommen. Und wegen des Publikums. Deswegen bin ich auch meinem Job so dankbar. Jedes Mal, wenn ich auf die Bühne ging und vor dem Publikum stand und die ganze Liebe des Publikums bekam, hat mir das die Stärke gegeben, um die Maske aufzulegen, um zu überleben.

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Warum sprechen Sie genau jetzt über ihre Sektenvergangenheit?

Ich dachte, nach so vielen Jahren, jetzt wo es mir wieder gut geht und ich eine neue Familie und zwei wunderbare Töchter habe und meinen Mann liebe, gebe ich anderen die Möglichkeit, nicht die gleichen Fehler zu machen wie ich. Deswegen habe ich dieses Buch geschrieben. Es ist ein ehrliches Buch, ich habe alles erzählt, ich habe nichts ausgelassen. In Italien wurde das Buch im vergangenen Jahr veröffentlicht und die Leute waren schon ein bisschen erstaunt. Sie haben gedacht: Oh mein Gott, man muss schon Mut haben, um so ein Buch zu schreiben. Aber ich denke, wenn man anderen Leuten helfen will, muss man schon ehrlich sein.

Vielen Dank für das Interview, Michelle Hunziker.

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