Cindy aus Marzahn Ilka Bessin wollte sich zweimal das Leben nehmen
Ein pinkfarbener Jogginganzug, eine blonde Zottelmähne und ein silbernes Krönchen im Haar: Als Cindy aus Marzahn feierte Comedian Ilka Bessin weltweite Erfolge. Doch was kaum jemand weiß: Hinter der schrillen Kunstfigur verbirgt sich eine dunkle Vergangenheit.
Ende der Neunzigerjahre verlor Ilka Bessin ihren Job als Animateurin auf einem Kreuzfahrtschiff. Drei Jahre lang war die damals 28-Jährige arbeitslos. Drei Jahre, in denen die Komikerin nicht nur ihren Job verloren hatte, auch ihren Lebensmut.
"Du liegst halt zu Hause drei Tage und stehst nicht auf. Ich habe während der Arbeitslosen-Zeit 36 Kilo zugenommen", verriet sie in der Talkshow mit Markus Lanz. "Du kannst natürlich rausgehen, aber du kannst an dem normalen Leben nicht teilnehmen."
"Ich habe keine Lust mehr gehabt"
Für Kinobesuche oder ein Glas Wein habe das Geld einfach nicht gereicht. "Du gibst dich dann selber auf und du weißt auch nicht, wo die Reise hingeht."
Ilka Bessin empfand ihr Leben als aussichtslos. Keine Perspektive, keine Ziele. "Ich habe zweimal versucht mir das Leben zu nehmen, weil ich gesagt habe: 'Warum? Für was soll ich aufstehen? Damit ich noch mal Pudding fresse?' Ich habe keine Lust mehr gehabt. Das ist leider Gottes so."
Cindy hat ihr das Leben gerettet
Erst mit ihrer Kunstfigur Cindy aus Marzahn konnte Ilka neuen Lebensmut fassen. Eigentlich wollte sich die gelernte Köchin nur als Kellnerin im Berliner Live Club des "Quatsch Comedy Club" bewerben, geriet am Telefon aber an denjenigen, der die Bühnentalente buchte, Thomas Schrode. "Er sagte 'Du redest so lustig, hast du nicht mal Lust bei unserer Talentschmiede aufzutreten?'" Ilka sagte zu. "Ich wollte mein Arbeitslosengeld aufstocken."
Eine kleine Notlösung, die ihr das Leben rettete. Es folgten Auftritte im "Quatsch Comedy Club" und mehrere Besuche bei "tv total". Sie moderierte den Deutschen Fernsehpreis, "Promi Big Brother", sogar "Wetten, dass..?". Mit Shows wie "Nicht jeder Prinz kommt uff’m Pferd" und "Schizophren – Ich wollte ’ne Prinzessin sein" tourte sie durch Deutschland. Doch nach elf Jahren war Schluss und Ilka hing den pinkfarbenen Jogginganzug an den Nagel.
Anmerkung der Redaktion: Suizidalität ist ein schwerwiegendes gesundheitspolitisches und gesellschaftliches Problem. Wenn Sie selbst zu dem Kreis der Betroffenen gehören, finden Sie z.B. Hilfe bei der Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter den Rufnummern 0800-1110111 oder 0800-1110222 sind die Berater rund um die Uhr erreichbar. Die Anrufe sind anonym. Hilfe für Angehörige und Betroffene bietet auch der Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker durch Telefon- und E-Mail-Beratung: Unter der Rufnummer 01805-950951 und der Festnetznummer 0228-71002424 sowie der E-Mailadresse seelefon@psychiatrie.de können die Berater kontaktiert werden. Direkte Anlaufstellen sind zudem Hausärzte sowie auf Suizidalität spezialisierte Ambulanzen in psychiatrischen Kliniken.