"Mein Vater war mir lange fremd" Uschi Glas verrät: So schwer war ihre Kindheit
Im ZDF-Talk mit Markus Lanz hat Uschi Glas (72) über ihre schwere und von Armut geprägte Kindheit gesprochen. Über ihren Vater sagte sie: "Er war mir sehr lange sehr fremd."
Hintergrund ist, dass die 1944 geborene Schauspielerin nur mit ihrer Mutter und ihren drei älteren Geschwistern aufgewachsen ist. Ihr Vater war zunächst im Krieg und kehrte erst 1947 aus französischer Kriegsgefangenschaft heim.
"Der Fremde machte mir Angst"
Für die im niederbayerischen Landau an der Isar aufgewachsene Glas war der Vater zunächst ein fremder Mann. Völlig unerwartet sei er durch die Tür gekommen und habe ihre Mutter umarmt. "Es hat lange gedauert, bis ich Zutrauen zu ihm gefasst habe, weil ich mein Leben mit meiner Mutter und meinen Geschwistern geteilt habe."
In ihrer Biografie "Herzenssache: Vom Glück, gebraucht zu werden" formuliert Glas den Moment ihrer ersten Begegnung mit dem Vater noch drastischer: "Ich war drei Jahre alt und schaute wie vom Donner gerührt an diesem 1,87 Meter-Mann hoch. Der Fremde machte mit Angst."
Anders ihre älteren Geschwister Sigrid (8), Gerhard (6) und Heidi (5), die den Vater noch kennengelernt hatten sich riesig über seine Heimkehr freuten. "Und doch fiel es uns schwer, uns an einen Mann im Haus zu gewöhnen."
"Habe mitbekommen, dass andere ganz anders leben"
Grund dafür sei gewesen, dass Glas' Mutter sich in all den Jahren, als der Vater weg war, rührend und vorbildlich um die vier Kinder gekümmert habe. Und das, obwohl nie Geld im Haus gewesen sei. "Nie mussten wir hungern. Wir sind in den Wald gegangen und haben Pilze gesucht, Himbeeren, Preiselbeeren. Wir haben aus Brennnesseln Salat gemacht", so Glas bei Markus Lanz.
Als Kind habe sie "natürlich auch mitbekommen, dass andere ganz anders leben. Die gehen einfach zum Bäcker und kaufen sich irgendwas."
Im Nachhinein betrachtet sei ihre Mutter "eine totale Bioköchin" gewesen, was "heute ja wieder ganz modern ist", witzelte Glas in der Sendung und erntet viel Applaus und Schmunzler vom Studiopublikum.
Eines der schlimmsten Kapitel ihrer Kindheit sei gewesen, dass sie wegen ihrer dunklen Haare und ihrem braunen Teint von Nachbarn immer "Negerlein" gerufen wurde. Das, sowie der teils strenge Ton des Vaters habe ihren heutigen Widerspruchsgeist mitgeprägt. So kann Glas Ungerechtigkeit bis heute nicht ausstehen ("Ich bin da empfindlich").
Als sie in jüngerer Zeit erfuhr, dass im reichen München Tausende Kinder herumlaufen, "die massiv hungern", habe sie sich entschlossen, sich sozial zu engagieren. Zusammen mit ihrem Ehemann, dem Unternehmensberater Dieter Hermann, sowie weiteren Personen gründete sie 2009 den gemeinnützigen Verein "brotZeit".
"War immer ehrlich, was mein Alter angeht"
In den Förderregionen Berlin, Hamburg, Heilbronn, Leipzig, München und Rhein-Ruhr versorgt der Verein Tausende bedürftige Kinder an Grund- und Förderschulen mit Frühstück. Darunter seien auch viele Flüchtlingskinder ("Jeden Tag kommen neue"), die dankbar seien, in die Schule gehen und lernen zu dürfen.
Viel Anerkennung beim Publikum erntete Glas auch, als Lanz sie fragte, ob sie als 72-Jährige noch Angst vorm Altern habe. Sie entgegnete, dass sie nie verstanden habe, wenn Leute sich ärgern, 60 oder 70 zu werden: "Ich sage immer: Wenn du nicht 60 werden willst, dann musst du vorher sterben."