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Dieter Hildebrandt gestorben: "Wir alle hatten ihn nötig und verdient"


Stimmen zum Tod des Kabarettisten
"Dieter Hildebrandt war einmalig"

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 20.11.2013Lesedauer: 4 Min.
Stimmen zum Tode des Kabarettisten: "Dieter Hildebrandt war einmalig"Vergrößern des Bildes
Dieter Hildebrandt ist tot. (Quelle: dpa-bilder)

Der Tod von Dieter Hildebrandt sorgt für Betroffenheit. Seit Jahrzehnten galt der Kabarettist als eine der wichtigsten mahnenden Stimmen in Deutschland. Das bezeugen auch die Äußerungen von Freunden, Kollegen und Politikern, die die Leistungen und auch die Persönlichkeit Hildebrandts in ersten Stellungnahmen würdigen.

Aus Sicht seines früheren "Scheibenwischer"-Kollegen Bruno Jonas hat niemand die Kabarett-Szene der Bundesrepublik so geprägt wie Hildebrandt. "Er war in seiner Art, Kabarett zu machen, Maßstab setzend", sagte Jonas. "Er war einmalig." Jonas habe an Hildebrandt gemocht, dass er "ein sehr spontaner und schneller Denker" war - und sehr neugierig.

Der österreichische Kabarettist und Sportkommentator Werner Schneyder trauert um einen Freund. Hildebrandts Auftritte seien einmalig gewesen, sagte der 76-Jährige der "Nordwest-Zeitung". "Auf der einen Seite hatte er immer eine Haltung, eine feste Position, man wusste stets, was er meinte. Auf der anderen Seite war er in der Lage, auch sehr komplizierte Zusammenhänge so zu formulieren, dass jedermann das verstehen konnte." In den acht gemeinsamen Jahren auf der Bühne habe er aber "nie einen Dissens" mit Hildebrandt gehabt, betonte Schneyder.

Sigmar Gabriel: "SPD verliert charmantesten Kritiker"

Auch der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel würdigte Hildebrandt als großartigen Kabarettisten. Die SPD habe mit ihm ihren wohl charmantesten Kritiker verloren. "Mehr als ein halbes Jahrhundert lang brachte er uns zum Lachen und regte dabei zugleich kritisches Denken an", sagte Gabriel. Hildebrandt habe den Geist der Freiheit und ein Verantwortungsgefühl für die Demokratie und den Frieden in der Bundesrepublik verkörpert, "ohne dabei dogmatisch oder gar humorlos zu werden."

Horst Seehofer: "Bayern in tiefer Trauer"

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte: "In tiefer Trauer sagt Bayern Dieter Hildebrandt, der Ikone des politischen Kabaretts schlechthin, ein letztes 'Dankeschön'". Hildebrandt habe mit spitzer Feder und spitzer Zunge über Jahrzehnte Politikern in Deutschland den Spiegel vorgehalten. Er sei damit ein Vorbild für Generationen junger Kabarettisten.

Linksfraktionschef Gregor Gysi würdigte den verstorbenen Kabarettisten ebenfalls: "Er war genial, humorvoll, provokativ, konsequent und mit der Eigenschaft versehen, Freundinnen und Freunde auch dann nicht zu verlassen, wenn sie in größten Schwierigkeiten steckten", schrieb Gysi am Mittwoch auf Facebook. Seine gute Laune sei ansteckend gewesen. "Dieter Hildebrandt war aber auch wichtig für den Zeitgeist, für die politische Auseinandersetzung", betonte Gysi. Er habe Politikern auch weh tun müssen, um sie zum Nachdenken zu veranlassen. "Wir alle hatten ihn nötig und verdient. Hoffentlich wird die Lücke, die er hinterlässt, nicht zu groß."

"Eine Stimme für die historische Verantwortung"

Die Grünen-Politikerin Claudia Roth sagte: "Auch in den bleiernen Zeiten dieser Republik hat Dieter Hildebrandt mit seinem Kabarett stets Mut bewiesen und gesellschaftliche Bedeutung erlangt, auch als Stimme gegen das Vergessen und für die historische Verantwortung". Im Gegensatz zu manchem "Hau-Drauf-Comedian" sei Hildebrandts Wortwaffe eher das feine Florett gewesen, mit dem er messerscharf ins Herz der politischen Klasse vordrang.

Guido Westerwelle: "Hildebrandt beeinflusste die Politik"

Außenminister Guido Westerwelle hat Hildebrandt als "scharfzüngigen großen Geist" gewürdigt. "Hildebrandt war einer der wenigen Kabarettisten, der die Politiker nicht nur aufs Korn genommen, sondern oftmals auch die Politik beeinflusst hat", erklärte der FDP-Politiker. "Auch wenn er politisch anders gedacht hat als ich selbst, so habe ich seine Beiträge stets als Erweiterung unserer politischen Horizonte verstanden."

Konstantin Wecker: "Dieter war für mich ein Vorbild"

Für Konstantin Wecker war Hildebrandt Freund und Ratgeber. "Dieter war in jeder Hinsicht für mich ein Vorbild, künstlerisch und moralisch. Ich habe keinen Menschen gekannt, der moralisch integrer war als er", sagte der Liedermacher. "Gegenüber all diesen unglaubwürdigen Politikdarstellern ist er ein Leuchtturm gewesen", erklärte Wecker mit Blick auf Politiker.

"Das Wort Altersmilde kam in seinem Sprachschatz nicht vor"

RBB-Intendantin Dagmar Reim hat Hildebrandt als "Ausnahmeerscheinung" bezeichnet. "Er ist und bleibt Vorbild für ganze Generationen politischer Kabarettisten", sagte sie. Die ARD danke ihm für 23 Jahre zündender, brillanter "Scheibenwischer"-Sendungen im Ersten. Bis zuletzt habe der Kabarettist voll wilder Ideen gesteckt. "Er regte uns an und sich auf. Das Wort Altersmilde kam in seinem Sprachschatz nicht vor. Dafür lieben ihn viele." Der RBB, der einst den "Scheibenwischer" produzierte, werde ihn nicht vergessen.

Für Hans Well, Liedermacher und Texter der aufgelösten Band "Biermösl Blosn", war Hildebrandt eine moralische Instanz. "Mit ihm verlieren wir alle nicht nur einen auch im hohen Alter noch geradezu jugendlich frischen Ausnahmekabarettisten und klugen Kommentatoren unserer politischen und gesellschaftlichen Zustände, sondern auch eine echte moralische Instanz, bei der Anspruch und Wirklichkeit nicht auseinandergingen», sagte Well. "Mir persönlich fehlt in Zukunft ein wunderbarer Mensch, der mir auch in schlechteren Zeiten immer als Freund zur Seite stand."

"Das es so schnell zu Ende ging, ist furchtbar traurig"

Well berichtete, er habe von der Krebserkrankung des 86-Jährigen gewusst. "Dass es so schnell zu Ende ging, ist furchtbar traurig", fügte der Liedermacher hinzu. "Er erzählte mir vor circa zwei Wochen noch von seinen Plänen für ein Abschlussprogramm." Im April hatte Hildebrandt noch zusammen mit der neuen Formation von Hans Well, den "Wellbappn", in Altomünster nahe Dachau auf der Bühne gestanden.

Der Chef des Düsseldorfer "Kom(m)ödchens", Kay Lorentz sagte, Hildebrandt sei bis ins hohe Alter "blitzschnell im Kopf" gewesen. Er habe den Mann immer schon bewundert, auch zu Zeiten seiner Eltern. Lorentz' verstorbene Eltern Kay und Lore Lorentz gehörten mit Hildebrandt zu den Urgesteinen des bundesdeutschen Kabaretts. Der "Kom(m)ödchen"-Chef rühmte außerdem Hildebrandts "graden Rücken" und seine unbeugsame Haltung. "Ich fand es immer nachvollziehbar, wie er sich verhalten hat, wenn er irgendwelche Statements abgegeben hat."

Programmänderungen in der ARD

Zum Tod von Dieter Hildebrandt ändern unter anderem die ARD, der BR und der RBB am Mittwochabend ihr Programm. Die ARD zeigt um 21.45 Uhr den Nachruf "Dieter Hildebrandt - Der Weltverbesserer". Im Anschluss um 22 Uhr folgt das Porträt "Dieter Hildebrandt - Das Beste". Das BR-Fernsehen würdigt den Kabarettisten um 22 Uhr mit "Dieter Hildebrand - Das Beste" und um 23 Uhr Uhr mit "Köpfe in Bayern: Dieter Hildebrandt - ein Porträt".

Das RBB-Fernsehen widmet sich mit "Die 'Scheibenwischer'-Jahre" (20.15 Uhr) und "Scheibenwischer" (21 Uhr) der berühmten TV-Kabarettsendung, die Dieter Hildebrandt 1980 begründete und zu deren Ensemble er bis 2003 gehörte.

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