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"Tatort"-Star Joe Bausch wurde jahrelang missbraucht


Offene Worte über seine Kindheit
"Tatort"-Star Joe Bausch wurde jahrelang missbraucht

Von t-online, rix

Aktualisiert am 18.06.2024Lesedauer: 3 Min.
Joe Bausch: Er spricht schonungslos offen über seine Kindheit.Vergrößern des Bildes
Joe Bausch: Er spricht schonungslos offen über seine Kindheit. (Quelle: Dominik Bindl / Getty Images)

Bereits vor zehn Jahren wollte er über seine Kindheit sprechen. Doch damals war Joe Bausch noch nicht bereit dafür. Nun will der Schauspieler anderen Opfern Mut machen.

Mit Anfang 30 flimmerte Joe Bausch zum ersten Mal über die Bildschirme. An der Seite von Götz George feierte der Schauspieler in den Achtzigerjahren sein Filmdebüt. Seitdem ist der Mime mit dem markanten Gesicht aus der deutschen Filmbranche nicht mehr wegzudenken.

Vor allem im "Tatort" taucht Joe Bausch seit den Neunzigern immer wieder auf. Zuletzt war der heute 71-Jährige im April 2024 im Fall "Diesmal ist es anders" zu sehen. An der Seite des Kölner Ermittlerduos Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) spielte er erneut den Gerichtsmediziner Dr. Roth. Fast zehn Millionen Menschen schalteten damals ein.

Ein Millionenpublikum kennt Joe Bausch. Doch was viele nicht wissen: Hinter dem Schauspieler liegt eine traurige Vergangenheit. Über die hat er nun in seiner Autobiografie "Verrücktes Blut" gesprochen. Ganz offen erzählt Joe Bausch in seinem Buch, dass er als Kind von anderen gemobbt und von seinem adoptierten Bruder jahrelang missbraucht wurde.

"Rote Haare waren schlimm auf dem Dorf"

"Heute würde man sagen, sie war hart, aber ich habe sie nie als schlimm empfunden", erzählt Joe Bausch im Interview mit dem "Express". Der Schauspieler wuchs auf einem Bauernhof im Westerwald auf, musste schon von klein an mit anpacken. Freunde hatte er nur wenige, von den anderen wurde er gehänselt. Denn dort, wo sich heute eine Glatze befindet, hatte Joe Bausch früher rote Haare.

"Rote Haare waren schlimm auf dem Dorf", erinnert er sich zurück. "Rothaarige Mädchen waren Hexen, rothaarige Jungs hatten den Teufel im Leib, alle wurden gemobbt. Bei mir war es noch schlimmer, weil ich dazu Sommersprossen hatte." Selbst von seinem Vater bekam er Sätze wie "Du siehst aus, als hättest du Scheiße gedroschen!" und "Man muss sich schämen!" zu hören.

"Er kümmerte sich um mich"

In seiner Autobiografie erwähnt Joe Bausch auch, dass er jahrelang missbraucht wurde. Er war damals vier Jahre alt, sein Peiniger zehn Jahre älter. "Er war vor meiner Geburt von meinen Eltern als Pflegesohn aufgenommen worden, weil sie dachten, sie bekommen kein Kind mehr." Ein Jahr später kam Joe Bausch zur Welt. Vier Jahre nach der Geburt fing es an. "Er kümmerte sich erst um mich, kam vorm Schlafengehen in mein Bett, las mir vor."

Joe Bausch genoss die Zeit mit seinem Bruder Uwe. "Ich fand es toll. Deswegen reagierte ich auch nicht, als er sich an mir rieb", erzählt er. "Ich habe auch noch geschwiegen, als ich sechs oder sieben war und ihn bei sonntäglichen Waldspaziergängen befriedigen musste, manchmal mehrere Male."

Aus Scham habe er sich nicht wehren können. Aufgehört habe es erst nach sechs Jahren, "als ich zehn war und er mir in der Scheune eines Tages die Hose runterriss, weil er mich penetrieren wollte". Joe Bausch lief "schreiend davon und dann war Schluss damit".

"Ich hoffte, dass er stirbt"

Bereits vor zehn Jahren wollte Joe Bausch darüber schreiben, doch damals sei er noch nicht bereit gewesen, "so tief und kompromisslos in meine ersten zwei Lebensjahrzehnte einzutauchen", sagt er der "Welt am Sonntag". "Das eigene zu reflektieren, so rückhaltlos wie ich es tat, ist eine ganz andere Nummer."

Seinen Eltern habe er sich damals nicht anvertrauen können. "Sie hätten es mir nie abgenommen", so Bausch. "Als er sich dann mit Rattengift umbringen wollte, stand ich dabei, wie ihm der Hausarzt den Magen auspumpte, und hoffte, dass er stirbt. Er überlebte. Dass ich ihm den Tod wünschte, hat mich sehr lange beschäftigt."

Jetzt will er mit seiner Geschichte anderen Opfern Mut machen. "Wenn ich in dem jetzigen Buch etwas weggelassen hätte, was prägend war, wäre es nicht so authentisch geworden. Ich konnte gar nicht anders, als es in der ungeschminkten Form zu veröffentlichen, denn wenn die Opfer schweigen, leisten sie den Tätern Vorschub. Als aktiver Knastarzt hätte ich die Hosen noch nicht so runterlassen können."

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