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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Deutschlands schönste Sportmoderatorinnen" Warum diese Umfrage aufhorchen lässt
Das Magazin "Playboy" kürt in seiner neuesten Ausgabe die "schönsten Sportmoderatorinnen Deutschlands". Doch dabei gehen wichtige Aspekte unter.
Ob es sinnvoll ist, Moderatorinnen nach Äußerlichkeiten einzustufen, muss wohl jedes Medium selbst entscheiden. Der "Playboy" ist bekannt für seinen Fokus auf Frauen und deren Äußeres – insofern überrascht es wenig, wenn ausgerechnet dieses Magazin eine Umfrage in Auftrag gibt, die sich vor dem Start der Heim-EM mit dem Aussehen von Sportmoderatorinnen befasst. Und doch bleiben beim Blick auf die Ergebnisse Fragen offen.
Das hat in erster Linie damit zu tun, dass am Dienstag zahlreiche Artikel zu dem Thema erschienen sind, die offenbar alle die gleiche, sehr knappe Quellengrundlage haben. Der "Playboy" hatte seine Umfrage aus dem neuen Juliheft mithilfe eines eigenen Onlineartikels beworben und getitelt: "Neue Umfrage: Sie ist Deutschlands schönste Sportmoderatorin". Dort wurden die Ergebnisse knapp zusammengefasst, unter anderem hieß es: "Sie machen das EM-Gucken doppelt aufregend: Anna Kraft, Lea Wagner und Laura Wontorra sind in den Augen des Publikums die drei schönsten Sportmoderatorinnen Deutschlands."
Die Redaktion stellte im Wesentlichen diese drei Frauen aus ihrer Top-3-Aufstellung näher vor und zählte danach in aller Kürze und unter Angabe der jeweiligen Prozentangaben die weiteren Platzierungen auf. Hier haben wir Ihnen die Umfrageergebnisse übersichtlich aufbereitet.
Hier war Katrin Müller-Hohenstein einsame Spitze
So weit, so unspektakulär. Was jedoch bei dem Fokus auf die Attraktivität fast unterging, war der letzte Absatz des Artikels. Dort schrieb das Magazin plötzlich über Katrin Müller-Hohenstein, weil diese "beim Fernsehpublikum mit den höchsten Sympathiewerten" punkte und "auch ihrem fußballfachlichen Urteil" am stärksten vertraut werde. Nur: Müller-Hohenstein tauchte zuvor überhaupt nicht in der Top-Ten-Liste auf.
t-online wollte wissen, wie diese Ergebnisse aus einer "repräsentativen bundesweiten Umfrage" zustande kamen. Auf Nachfrage erklärt der "Playboy": "Wir haben eine lange Liste mit den bekanntesten Sportmoderatorinnen Deutschlands abfragen lassen, und diese Namensliste war bei jeder Frage (Sympathie, Attraktivität, fachliches Urteil) identisch." Dafür verwendete man laut eigenen Angaben eine "Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Mafo.de unter 1.102 Frauen und Männern in Deutschland".
Auf die explizite Nachfrage, wie dann die Ergebnisse um ZDF-Moderatorin Müller-Hohenstein zustande kamen, teilt ein Sprecher des Magazins mit: "In den Kategorien Sympathie und fachliches Urteil hat Katrin Müller-Hohenstein jeweils den ersten Platz belegt." Weitere Angaben werden nicht gemacht. So bleibt unter anderem die Frage unbeantwortet, welche Namen überhaupt Teil der "langen Liste mit den bekanntesten Sportmoderatorinnen" waren.
Allerdings erhält t-online noch einen Einblick in bisher unveröffentlichte Daten der Berichterstattung. Zwar hat der "Playboy" in seiner gedruckten Ausgabe die ersten fünf Platzierungen bei den Sympathiewerten veröffentlicht, – dort folgen Laura Wontorra, Esther Sedlaczek, Katharina Kleinfeldt und Jana Wosnitza auf die Erstplatzierte Müller-Hohenstein – doch das fachliche Urteil wurde sowohl beim Onlineartikel als auch in der Printausgabe weggelassen.
Besondere Platzierung für Wontorra und Kleinfeldt
"Auf den Plätzen eins bis drei beim 'fachlichen Urteil' landeten: Katrin Müller-Hohenstein mit 41 Prozent, Laura Wontorra mit 25 Prozent und Katharina Kleinfeldt mit 15 Prozent", heißt es auf Nachfrage von t-online. Weitere Details gibt das Magazin nicht preis. So können die anderen Moderatorinnen, die im Schönheits-Ranking auftauchen, aber in den anderen Kategorien nicht genannt werden, über ihre Platzierungen nur spekulieren – so wie es Katrin Müller-Hohenstein in Sachen "Schönheit" andersherum ergeht. Was diese Frauen wohl davon halten?
Nur weil eine Frau attraktiv ist, heißt es ja nicht, dass sie weniger kompetent ist.
Valentina Maceri
t-online hat Valentina Maceri am Dienstagnachmittag erreicht. Die Sportjournalistin, die bei der "Playboy"-Umfrage auf Platz sechs landete, arbeitet unter anderem für den Schweizer Pay-TV-Sender Blue und moderiert regelmäßig die Champions-League-Highlight-Shows für DAZN. Sie sagt: "Nur weil eine Frau attraktiv ist, heißt es ja nicht, dass sie weniger kompetent ist. Beides sind für mich Qualitätsmerkmale einer Moderatorin." Hier lesen Sie, was sie von der Umfrage hält, wie Maceri zur Frauenquote steht und welche Rolle ihrer Ansicht nach die Attraktivität bei der Besetzung von Spitzenpositionen in der TV-Berichterstattung spielt.
Am Ende steht die Erkenntnis: Solche Umfragen sind vielleicht ein locker-leichtes Gesprächsthema – mehr aber vermutlich nicht. Und die Frage, wer nun der "schönste, sympathischste und kompetenteste Sportmoderator Deutschlands" ist, bleibt unbeantwortet. Ob der "Playboy" dazu bereits eine Umfrage plant? Unklar.
- Eigene Recherchen
- Anfrage beim Playboy
- Interview mit Valentina Maceri
- playboy.de: "Neue Umfrage: Sie ist Deutschlands schönste Sportmoderatorin"