Drogen- und Alkoholmissbrauch Lindemanns Anwalt verbreitet neue Ermittlungsdetails
Till Lindemann steht wieder mit Rammstein auf der Bühne. Mit der Rückkehr der Band werden nun auch neue Informationen zu den Missbrauchsvorwürfen publik.
Rund ein Jahr nach den schweren Anschuldigungen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann hat sich der Sturm der Entrüstung gelegt. Die Band ist wieder auf Tour, spielte bereits Konzerte in Prag und Dresden. Mehr als 200.000 Fans werden den Rockern in den nächsten Tagen allein bei ihren Auftritten in der sächsischen Metropole zujubeln. Hier lesen Sie eine t-online-Reportage vom Deutschlandauftakt und was die Menschen vor Ort ein Jahr nach den Vorwürfen gegen Lindemann denken.
Thema ist die mediale Aufregung aus dem Jahr 2023 immer noch – auch wenn die Berliner Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren gegen Till Lindemann am 29. August eingestellt hat. Es konnten keine Belege für ein strafbares Verhalten gefunden werden. Hier lesen Sie die Details zu der Entscheidung. Damit handelt es sich bei dem Sänger der Band offiziell weder um einen Tatverdächtigen noch um einen Beschuldigten.
"Ich bin das Mädchen, das bei Rammstein gespiked wurde"
Doch das ist nicht der einzige Grund, warum weiterhin über Till Lindemann und Shelby Lynn geschrieben und gesprochen wird. Die Anwaltskanzlei Schertz Bergmann hat am 15. Mai eine neue "Presseerklärung" in Umlauf gebracht. Dort teilen sie mit, dass ihr Mandant auch durch Ermittlungsunterlagen aus Litauen weiter entlastet worden sei. In der Hauptstadt Vilnius hatte am 22. Mai 2023 das Konzert stattgefunden, welches Shelby Lynn besuchte und auf dem sie eigenen Aussagen zufolge negative Erfahrungen mit Lindemann machte. Von K.o.-Tropfen war unter anderem die Rede und davon, dass sie sich offensichtliche Blessuren an ihrem Körper nicht erklären konnte.
Außerdem sagte sie: "Ich bin das Mädchen, das bei Rammstein gespiked wurde." Der Ausdruck "Spiking" bedeutet, dass Menschen, oftmals Frauen, eine bewusstseinsverändernde Substanz ohne deren Wissen ins Getränk gemischt wird.
Lynn stellte Strafanzeige bei den Polizeibehörden, die später die Ermittlungen gegen den Rammstein-Sänger aufnahmen. Wie die Behörden in Berlin stellten die Ermittler diese jedoch ein. Es seien "keine objektiven Tatsachenbeweise" gefunden worden, "die belegen würden, dass die Frau körperlicher oder seelischer Nötigung oder anderen Gewalttaten sexueller Natur ausgesetzt war oder dass sie zum Gebrauch von Betäubungsmitteln gezwungen oder bestohlen wurde".
Jetzt heißt es in der neuen Presseerklärung von Schertz und Bergmann: "Für den litauischen Strafverteidiger unseres Mandanten war es nun möglich, die Unterlagen aus dem Ermittlungsverfahren der Polizei in Vilnius einzusehen. Aus den Unterlagen ergeben sich neue Erkenntnisse." Demnach habe Lynn unter mehr Alkohol- und Drogeneinfluss gestanden als ursprünglich angenommen. Detailliert führen die Anwälte auf, was Lynn getrunken habe: "Einen Cocktail aus Wodka und einem Energydrink, einen Schaumwein, 'Prosecco', sowie Tequila."
"Erhebliche Mengen Alkohol und zudem Cannabis"
Außerdem schreibt die Anwaltskanzlei: "Aus den Unterlagen ergibt sich [...], dass Shelby Lynn vor oder während des Rammstein-Konzerts am 22. Mai 2023 Cannabis zu sich genommen hat. [...] Soweit in den Ermittlungsunterlagen festgehalten ist, dass Shelby Lynn vor bzw. während des Rammstein-Konzerts in Vilnius am 22. Mai 2023 erhebliche Mengen Alkohol und zudem Cannabis zu sich genommen hat, spricht dies gegen die von ihr erhobene Anschuldigung, sie sei gespiked worden."
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Daraus leiten Schertz und Bergmann im Sinne ihres Mandanten Till Lindemann ab: "Es deutet alles darauf hin, dass die von ihr geschilderten Erinnerungslücken und die von ihr behaupteten Verletzungen auf den Eigenkonsum unterschiedlichster alkoholischer Getränke und von Cannabis zurückzuführen sind." Einen Beweis liefern die Anwälte nicht. Es handelt sich lediglich um eine Theorie. Dennoch fällt diese eindeutig zugunsten ihres Mandanten aus.
Nachdem Shelby Lynn im Frühjahr 2023 ihre Vorwürfe auf X öffentlich gemacht hatte, meldeten sich weitere Frauen zu Wort und sagten, Ähnliches auf Rammstein-Konzerten erlebt zu haben. Mehrere Medien, darunter t-online, berichteten über die sogenannte "Reihe Null", Machtmissbrauch und mutmaßliches Vergehen des inzwischen 61 Jahre alten Rammstein-Sängers. Auch die "Süddeutschen Zeitung", der NDR und der "Spiegel" sprachen mit mehreren Frauen, die größtenteils anonym blieben. In den Berichten war die Rede von Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen. Die Vorwürfe konnten jedoch nie nachgewiesen werden.
- presseportal.de: "Presseerklärung zu Till Lindemann"