Neuverfilmung von "Shōgun" So nah ist die Erfolgsserie an der historischen Vorlage
Auf den Bestsellerroman "Shōgun" folgte im Februar die Neuverfilmung der Serie. Wie sehr der Film mit dem Buch zusammenhängt, erfahren Sie hier.
Mit "Shōgun" wagen sich Produzentin Rachel Kondo und Showrunner Justin Marks an eine Neuverfilmung von James Clavells gleichnamigen Bestsellerroman – und das mit Erfolg! Bereits sechs Tage nach Ausstrahlung der ersten Folge Ende Februar erreichte die Serie weltweit neun Millionen Aufrufe auf Hulu und Disney+ und erklimmt mit dieser erfolgreichen Premiere weltweit Platz eins aller Scripted General Entertainment Serien.
Nachdem Clavells Historienroman bereits 1980 eine beliebte Serienverfilmung erhielt, galt es für Kondo und Marks große Fußstapfen zu füllen. Die zehnteilige Mini-Serie macht sich zur Aufgabe, das feudale Japan und die packende Geschichte von Intrigen und Machtkämpfen unter Samurai und Warlords so authentisch wie möglich abzubilden, ohne dabei an Spannung einzubüßen. Angesiedelt in der japanischen Sengoku-Periode Anfang des 17. Jahrhunderts verschmelzen in "Shōgun" Fiktion und Fakten, doch wer sind eigentlich die historischen Vorbilder der Seriencharaktere?
Vom Friedensbringer Japans und dem ersten englischen Samurai
In der ersten Folge "Anjin" (japanisch: Pilot) sorgt die Ankunft eines fremden Schiffs in einem Fischerdorf nahe Edo, dem heutigen Tokio, für Unruhen. Die deutlich dezimierte Besatzung hat es nach einer kräftezehrenden zweijährigen Reise unter dem Kommando des englischen Navigators John Blackthorne (gespielt von Cosmo Jarvis) endlich nach Japan geschafft, doch der Empfang vor Ort verläuft alles andere als freundlich, denn die Japaner sehen in dem Seemann zunächst einen Barbaren mit gefährlichen Absichten.
Unwissentlich segelt Blackthorne Japans Küste zudem zu Beginn eines Bürgerkriegs an. Nach dem Tod des herrschenden Taikō teilt sich eine Gruppe von Kriegsfürsten die Macht über das Land, doch schnell kommen Machtstreitigkeiten und Misstrauen, vor allem dem mächtigen Lord Toranaga (Hiroyuki Sanada) gegenüber, auf. Der Hetzkampagne seiner Rivalen ausgesetzt sieht dieser schließlich seine letzte Hoffnung in dem mysteriösen englischen Anjin John Blackthorne.
Nachempfunden ist dieser dem historischen Vorbild des Seefahrers William Adams, der im 16. Jahrhundert als erster Engländer Japan erreichte. Schon bald nach seiner Ankunft wurde Adams zum persönlichen Berater von Tokugawa Ieyasu ernannt, der als einer der berühmtesten Kriegsherren Japans und Begründer der Edo-Periode in die Geschichte des Landes einging. Adams unterstützte Tokugawa in seinem Aufstreben zum herrschenden Shōgun, indem er beispielsweise die ersten Schiffe westlicher Art in Japan erbaute, wofür er im Gegenzug als erster Engländer zum Samurai wurde. Doch auch viele weitere Charaktere, wie etwa Toranagas Rivale Lord Ishido (Takehiro Hira) oder die furchtlose, von ihrer tragischen Familiengeschichte gebrandmarkte Toda Mariko (Anna Sawai) sind reellen historischen Figuren nachempfunden.
Auf den Spuren von "Shōgun" im heutigen Japan
Dass "Shōgun" mit aufwändigem Setdesign und dem größten japanischen Cast in einer amerikanischen Produktion jemals besticht, loben viele Zuschauer nach dem erfolgreichen Streamingstart der Serie zu Recht. Was das Remake allerdings darüber hinaus noch auszeichnet, wurde für mich wirklich greifbar, als ich zum Start von "Shōgun" mit Disney nach Japan fliegen durfte. Auf dieser unvergesslichen Reise tauchte ich in die Kultur des Landes ein und konnte am eigenen Leib erfahren, wie gut die Serie wirklich den Spirit des traditionellen Japans einfängt.
Wenn etwa die sechste Folge am 26. März 2024 auf Disney+ startet, wird euch vielleicht eine Szene auffallen, in der Lady Ochiba (Fumi Nikaido) einer Theateraufführung beiwohnt, in der aufwändig kostümierte und maskierte Darsteller eine Szene vorführen. In Tokio hatte ich die Ehre einer privaten Aufführung dieses sogenannten Noh-Theaters, welches bereits vor vielen hundert Jahren unter den Samurai und der herrschenden Klasse beliebt war, beizuwohnen und die Originalszene aus Folge sechs noch vor der offiziellen Ausstrahlung zu sehen. Auf der einzigartigen hölzernen Bühne verschmelzen hier abstraktes Schauspiel mit Tanz und kehligem Gesang. Letztendlich füllt diese, extra für "Shōgun" geschriebene Szene lediglich ein paar Minuten der Folge. Zu sehen welche Hingabe und Liebe zum Detail hier hinter den Kulissen dennoch in die Entstehung einfließt, ließ mich die Serie noch einmal ganz neu wertschätzen.
Auch die Besuche der von Tokugawa erbauten Burg Nijo und diversen Shinto-Schreinen und Zen-Tempeln zeigten mir die reiche Kultur Japans auf und ließen mich oft Parallelen zur Serie finden. Zwar zeichnet sich das moderne Japan vor allem durch seine vielen verschiedenen Facetten aus, in denen Tradition auf technischen Fortschritt trifft, aber nichtsdestotrotz spielt die bewegte Geschichte des Landes noch überall eine merkliche Rolle. Wusstet ihr beispielsweise, dass die Menschen in Japan noch heute auf der linken Seite von Gehwegen und Rolltreppen laufen, da die Samurai damals ihr Schwert links trugen und sich im Vorbeigehen keine Schwerter kreuzen sollten?
Geschichtsbegeisterte, Japan-Fans und alle, deren Interesse spätestens nach diesen Einblicken geweckt ist, können mit "Shōgun" also einen episch verpackten und dennoch durchaus authentischen Eindruck vom feudalen Japan und dem bewegten Ende der Sengoku-Zeit bekommen. Seit dem 27. Februar 2024 werden die zehn Episoden der Miniserie auf dem Streaminganbieter Disney+ im Wochenabstand veröffentlicht.
- Neuverfilmung von "Shōgun"