56 Jahre nach der Skandalrolle So sieht Katja aus "Engelchen oder die Jungfrau von Bamberg" nun aus
1968 lief "Engelchen oder die Jungfrau von Bamberg" im Kino. Mit der recht anzüglichen Komödie sorgte Gila von Weitershausen für Gesprächsstoff.
Gila von Weitershausen gehört zu den bekanntesten Fernsehgesichtern des Landes. Sie spielte in populären Serien wie "Der Landarzt", "Derrick" und "Das Traumschiff" ebenso wie in Verfilmungen von romantischen Romanen der Autorin Rosamunde Pilcher.
Heute weitgehend vergessen ist hingegen, dass von Weitershausens Schauspielkarriere einst mit einer Skandalrolle begann und sie auch mit renommierten Regisseuren wie Volker Schlöndorff drehte. Am 21. März feiert die Schauspielerin ihren 80. Geburtstag.
Geboren wird von Weitershausen 1944 im damals zu Deutschland gehörenden Schlesien im heutigen Polen als eines von sechs Geschwistern, ihre Eltern entstammen Adelsfamilien mit großbürgerlichem Hintergrund. Einer ihrer Vorfahren ist während des Ersten Weltkriegs Reichskanzler. Am Ende des Zweiten Weltkriegs flieht die Familie und landet in Dachau bei München.
"Engelchen oder die Jungfrau von Bamberg"
Nach der Schule besucht von Weitershausen eine Schauspielschule in München – gegen den ausdrücklichen Willen ihrer Mutter, die diesen Berufsweg für zu unseriös hält, wie sie in Interviews später berichtet. Es sind die Sechzigerjahre mit ihrer gesellschaftlichen Aufbruchstimmung, die von Weitershausen nach eigenen Angaben entgegenkommen: Sie habe einen starken Widerwillen gegen die konservative Spießigkeit der Nachkriegszeit mit ihren Verboten gehabt.
Von Weitershausen spielt zunächst an Theatern, bald aber erlangt sie durch erste Filmrollen größere Bekanntheit. Mit Hansi Kraus und Uschi Glas steht sie in der Schulkomödie "Zur Hölle mit den Paukern" vor der Kamera. Für Gesprächsstoff aber sorgt vor allem ihre Hauptrolle in der für damalige Verhältnisse recht anzüglichen Komödie "Engelchen oder die Jungfrau von Bamberg", die 1968 in die westdeutschen Kinos kommt.
Von Weitershausen verkörpert darin eine 19-Jährige aus der Provinz, die nach München reist, um ihre Jungfräulichkeit zu verlieren – inklusive Nacktszene in einer Badewanne. In Teilen der Presse gilt sie fortan als "frivoles Engelchen", was sie sehr zu ihrem Missfallen auf bestimmte Rollen festzulegen droht. Dazu kommen Schwierigkeiten im privaten Bereich.
Verheiratet ist von Weitershausen damals mit dem Schauspieler Martin Lüttge, zugleich aber geht sie eine Beziehung mit dem französischen Starregisseur Louis Malle ein. Sie wird schwanger. 1971 kommt Sohn Manuel zur Welt, der später als Produzent von Kinoproduktionen wie "Das Parfüm" bekannt wird.
Von Weitershausen lebt und arbeitet in Frankreich, ihre Ehe mit Lüttge wird geschieden. Im Laufe der Siebzigerjahre gewinnt sie künstlerisch an Statur, sie dreht auch mit Darstellern wie Bruno Ganz und Regisseuren wie Claude Chabrol und Schlöndorff. Aber die erhoffte internationale Karriere bleibt auf Dauer aus, und auch die Beziehung zu Malle scheitert. Schließlich kehrt von Weitershausen ernüchtert nach Deutschland zurück.
Vom "Engelchen" zum "Landarzt"
Dort etabliert sie sich nach einer privat eher schwierigen Anfangszeit beruflich neu und wird fortan durch Rollen in populären kommerziellen Fernsehserien einem breiten Publikum bekannt. Ab 1987 ist sie in der ZDF-Produktion "Der Landarzt" an der Seite von Christian Quadflieg zu sehen.
In einem Interview sagt sie dazu später, sie habe damals die Altersgrenze von 40 Jahren erreicht, weshalb ihre "gute Zeit" als Darstellerin vorbei gewesen sei. Allerdings habe sie die Serie wegen der "tollen Besetzung" gemocht und dadurch auch zum ersten Mal in ihrem Leben überhaupt "gutes Geld" verdient. "Bis dahin war das immer ein Problem", fügt sie hinzu.
Eine beliebte Serie folgt der nächsten
Beim "Landarzt" bleibt sie bis 1995, darüber hinaus tritt sie in vielen weiteren beliebten Serien auf – darunter etwa im "Traumschiff" und an der Seite von Klausjürgen Wussow in der ZDF-Serie "Ein besonders Paar". Dazu kommen zahlreiche Fernsehfilme, die Palette reicht von Pilcher-Romanzen über Komödien wie "Nicht mit uns" bis zu dem Drama "Die Weisheit der Wolken".
1993 heiratet die in München und am Chiemsee lebende Schauspielerin den Psychoanalytiker Hartmut Wahle und schlägt damit auch privat noch einmal ein neues Kapitel auf. Neben ihren weiterhin zahlreichen Engagements für Fernsehproduktionen spielt sie nach der Jahrtausendwende wieder Theater.
2020 stirbt ihr Ehemann. Nach dem schweren Schicksalsschlag zieht sich von Weitershausen nach eigenen Angaben zunächst zurück, um in Ruhe zu trauern. "Ich musste mich mit der Endlichkeit, dem Sterben und dem Tod auseinandersetzen", sagt sie in einem Interview. Anschließend aber macht die inzwischen dreifache Großmutter weiter – auch beruflich. Zu sehen war sie jüngst etwa in dem "Traumschiff"-Serienableger "Kreuzfahrt ins Glück".
- Nachrichtenagentur afp
- presseportal.de: "Gila von Weitershausen: 'Mit 40 sind die guten Kinorollen vorbei'"