Nazivergleich erinnert an früheres Interview Precht löst mit "Hakenkreuz"-Aussage Wirbel aus
Richard David Precht hat mal wieder seine Meinung geäußert. Diesmal dreht sie sich um das Wohlstandsversprechen in Deutschland. Der gewählte Vergleich ist kurios.
Die Aufregung um die antisemitischen Äußerungen von Richard David Precht hat sich gerade erst gelegt, da kursiert die nächste Kontroverse über den 58-Jährigen. Mal wieder ist es ein Satz des TV-Philosophen, der aufhorchen lässt. Dabei dreht es sich weniger um einen aktuellen Debattenbeitrag als vielmehr um einen historischen Vergleich.
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Richard David Precht zog diesen auf einer Hamburger Abendveranstaltung. Dort diskutierte er gemeinsam mit seinem Podcast-Partner Markus Lanz. Vor versammeltem Publikum fiel dann der Satz: "In Deutschland hat der Mercedesstern das Hakenkreuz ersetzt." Einer der anwesenden Zuschauer, der Chefredakteur vom "Hamburger Abendblatt", Lars Haider, schreibt dazu am Montagabend in einem Text: "Man darf gespannt sein, wie dieser Satz nach der medialen Diskussion um den Philosophen aufgenommen werden wird." Und tatsächlich: Die erste Empörung bricht sich am Dienstag Bahn.
Die Erzählung vom gesunden, vom modernen Staat
Viel Kontext gibt es zu dem Zitat nicht. Nur so viel: Precht bezieht sich dabei auf das Wohlstandsversprechen in Deutschland. Thema sei demnach gewesen, wie hierzulande der Wohlstand zu bröckeln beginnt – und dass die Angst groß sei, diesen Wohlstand zu verlieren. Das Leitversprechen für die Deutschen sei nach dem Zweiten Weltkrieg aber gewesen, dass es dem Land wirtschaftlich gut gehe, es stark sei, modern, und davon könnten die Menschen im Land profitieren.
Warum aber dann dieser Nazivergleich? Es ist offenbar nicht das erste Mal, dass Precht diese Parallele zieht. In einem Interview mit der "Augsburger Allgemeinen" im Jahr 2019 sagte er exakt das Gleiche, führte seinen Punkt aber noch etwas mehr aus: "Der Klimawandel bedeutet, dass wir nicht mehr so weiterwirtschaften können wie bisher. Und das rüttelt gerade in einem so erfolgreichen Land wie Deutschland an den Grundfesten", beginnt er seine Bestandsaufnahme.
"Ziemlich armselig" sei das von Richard David Precht
Dann analysiert der promovierte Germanist: "Wir haben irgendwann das christliche Kreuz durch das Hakenkreuz ersetzt und das Hakenkreuz durch den Mercedesstern. Und das, wofür der Mercedesstern jetzt steht, also sowohl die Automobilindustrie wie die Vorstellung von mehr Konsum, mehr Mobilität, mehr Wohlstand und mehr Luxus, das prägt unser Selbstverständnis."
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Demnach sei das "ideologische Glaubensbekenntnis" hierzulande die Marktwirtschaft. Auch 2021 wiederholte er diesen Vergleich in einer Hörfunksendung. Möglicherweise bezog sich Precht an diesem Hamburger Abend auf genau das. Vor vier Jahren sorgte seine Aussage allerdings für wenig Wirbel und auch vor zwei Jahren blieb es vergleichsweise ruhig.
Jetzt hingegen, genau einen Monat nach dem Eklat um seine Aussagen zu orthodoxen Juden, empören sich Menschen in den sozialen Medien. "Ziemlich armselig" sei das, schreiben die einen. Von "Geschichtsvergessenheit" reden die anderen. Einig sind sich zumindest die meisten, dass Precht mal wieder einen "unerträglichen" Spruch losgelassen habe.
- abendblatt.de: "Richard David Precht, der Mercedes-Stern und das Hakenkreuz" (kostenpflichtig)
- augsburger-allgemeine.de: "Richard David Precht: 'Die Menschen lieben Verbote'"
- twitter.com: Precht