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Thilo Mischke: Journalist erhebt nach ARD-Rauswurf Vorwürfe


"Die ARD hat versagt"
Thilo Mischke erhebt Vorwürfe nach Rauswurf

Von t-online, amoh

26.02.2025 - 17:09 UhrLesedauer: 4 Min.
Thilo Mischke: Er kam doch nicht für die ARD zum Einsatz.Vergrößern des Bildes
Thilo Mischke: Er kam doch nicht für die ARD zum Einsatz. (Quelle: IMAGO/Max Patzig/imago)
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Eigentlich hätte Thilo Mischke "ttt"-Moderator werden sollen. Doch daraus wurde nichts, nachdem heftige Kritik aufgekommen war. Jetzt äußert er sich erstmals.

Ende vergangenen Jahres kündigte die ARD an, dass Thilo Mischke ab Februar 2025 das Moderationsteam der Sendung "ttt – titel thesen temperamente" verstärken werde. Der 43-Jährige moderierte jedoch keine einzige Ausgabe der Show. Denn nachdem es nach der Bekanntgabe einen öffentlichen Aufschrei gegeben hatte, stellte sich der Sender erst hinter Mischke – trennte sich dann aber doch von ihm. Mehr dazu lesen Sie hier.

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Einer der Gründe für die scharfe Kritik an dem Journalisten war sein Buch "In 80 Frauen um die Welt" aus dem Jahr 2010. Thilo Mischke wird vorgeworfen, darin sexistische und auch rassistische Sprache zu verwenden.

Jetzt äußert sich Thilo Mischke im Interview mit der "Zeit" erstmals zu dem Eklat um seine Person – und erklärt, warum er das erst nach acht Wochen tut. "Als der Shitstorm losging, kam ich von einer Recherche aus Syrien. Davor war ich zwei Wochen in Japan gewesen, davor in den USA. Ich habe Zeit benötigt, um mich fundiert mit der Kritik auseinanderzusetzen. Das war im Sog der Empörung und der Vielzahl an Vorwürfen kaum möglich." Acht Wochen seien im Internet 1.000 Jahre, in der Realität sei es nicht so viel Zeit.

"Es kann kaum jemand nachvollziehen"

In den vergangenen Wochen habe er sich sortiert. "Habe versucht, gesünder zu werden, weil mich die ganze Sache emotional natürlich mitgenommen hat. Und ich habe mich um mein soziales Umfeld gekümmert, meine Freunde, meine Familie. Man unterhält sich und versucht, sich und anderen zu erklären, was da passiert ist. Aber es kann kaum jemand
nachvollziehen", so Thilo Mischke.

Weiter erklärt er, wie sein umstrittenes Buch damals entstanden ist. Aus einem Angebot für eine Kolumne für den "Playboy" sei schließlich die Idee für ein Buch erwachsen. "Der Mann, der mir den Vorschlag machte, wurde Verlagsleiter vom Riva-Verlag. Zwei Jahre später kam er auf mich zu und sagte: 'Willst du da nicht ein Buch draus machen? Wir nennen es 'In 80 Frauen um die Welt'.' Ich habe gesagt, dass ich den Titel furchtbar finde. Da hieß es, das sei ein Arbeitstitel. Der könnte geändert werden", erinnert sich Mischke. Damals sei ihm aber von vielen Leuten gesagt worden, der Titel sei super. "Ich habe es einfach in Kauf genommen. Das war aus heutiger Perspektive wahrscheinlich ein Fehler", räumt er ein.

In dem Buch beschreibt der Protagonist Sexszenen, die zum Teil Kritik hervorriefen. Thilo Mischke betont: "Die Sexszenen sind alle erfunden." Er fügt hinzu: "Ich hätte das viel früher deutlich machen müssen. Natürlich sind meine Erfahrungen mit eingeflossen, aber genauso Erfahrungen von Freunden, Filmszenen. Es ist Literatur." Es gebe etwa eine Szene, in der der Protagonist in einem sogenannten Hostess-Club eine Prostituierte zu einem Date überredet. "In der Realität war ich in so einem Club, aber mit einem Freund, für zehn Minuten. Wir sind total verängstigt wieder rausgegangen", berichtet der Autor.

"Diese Debatte wurde ohne mich geführt"

Er räumt ein: "Wenn man das Buch liest, gibt es da zig Sexismen und Rassismen. Manches davon war mir beim Schreiben schon bewusst. Manches habe ich erst später gemerkt." Thilo Mischke wirft in den Raum: "Der Protagonist und sein Gedankengut sind sexistisch und rassistisch. Der Rückschluss ist, dass ich es als Autor auch bin. Ich finde richtig, dass man das diskutiert." Ein Umstand habe ihn aber wirklich erschüttert: "Diese Debatte, ob ich eine Kultursendung moderieren darf, wurde ohne mich geführt. Das hat mir die Beine weggerissen." Die Verantwortung dafür tragen laut Mischke "die Journalisten, die das alles verbreitet haben, ohne es infrage zu stellen." Bei 500 Texten zu dem Fall hätten ihn nicht mal zehn Presseanfragen erreicht.

Anschließend erhebt Thilo Mischke schwere Vorwürfe gegen die ARD. "Mir ist wichtig zu betonen, dass ich das umstrittene Buch offen mit der ARD im Vorfeld kommuniziert habe. Ich habe darauf hingewiesen, welche Problematik damit verbunden sein könnte. Es hat niemanden interessiert. Ich war vom 20. Dezember an jeden Tag in Videoanrufen mit verschiedenen Verantwortlichen", erinnert sich Mischke. Doch seines Wissens hat keiner das Buch gelesen oder mit dem Verlag gesprochen. "Es war ein kafkaesker Albtraum. Ganz am Anfang standen noch alle Kulturchefs hinter mir. [...] Es ist dann aber gekippt."

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Thilo Mischke vermutet: "Die Berichterstattung hat unter anderem erst dazu geführt, dass die ARD mich gefeuert hat." Eine "fehlende Einigkeit in der ARD intern" habe dann wie ein Brandbeschleuniger gewirkt.

Zudem berichtet er von einem Videocall mit dem ARD-Chefredakteur. Darin habe dieser Thilo Mischke gefragt, "ob da denn was rauskommen könne". "Ich bin ziemlich sicher, er meinte damit, ob herauskommen könnte, dass ich jemanden vergewaltigt habe. So etwas Unprofessionelles habe ich noch nicht erlebt. Das zeigt auch, wie wenig leitende Mitarbeitende der ARD sich mit der Thematik auseinandergesetzt haben", kritisiert er und ergänzt: "Meine designierte Moderatoren-Kollegin wollte gar nicht mit mir sprechen. Als sie sich am 1. Januar dazu bereit erklärte, sagte sie mir, sie werde das Buch nicht lesen, habe es nicht gelesen und würde mir nahelegen, selbst von dem Job zurückzutreten."

Die ARD hat die von Thilo Mischke geschilderten Aussagen des Chefredakteurs und der Moderatorin auf Anfrage der "Zeit" jedoch dementiert.

"Wenn es dich trifft, dann kann es jeden treffen"

Schließlich habe die ARD Thilo Mischke über seinen Anwalt mitgeteilt, dass er nicht mehr als Moderator eingesetzt werde. "Die haben ihn angerufen. Danach haben sie mir einen Brief geschickt, in dem sie mir angekündigt haben, dass sie mir 6.500 Euro überweisen würden und die Sache damit für sie vertraglich geklärt sei." Mischke sehe das jedoch anders – wolle sich aber nicht dazu äußern, ob es einen Rechtsstreit mit der ARD gibt.

Auf die Frage, ob er sich "gecancelt" fühle, betont Thilo Mischke abschließend: "Nein. Die ARD hat versagt. In deren Statement steht im Prinzip, dass jeder Mitarbeitende der ARD entlassen werden kann, wenn man etwas in seiner Vergangenheit findet, das sich für eine Kontroverse eignet. In den letzten Wochen wurde häufig ein Satz zu mir gesagt: 'Wenn es dich trifft, dann kann es jeden treffen.'"

Verwendete Quellen
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