Private Probleme "Habe mich geschämt" – Til Schweiger macht reinen Tisch
Im Frühjahr wurden schwerwiegende Vorwürfe gegen Til Schweiger zu seinem Verhalten am Filmset publik. Nun hat der Schauspieler erstmals Stellung bezogen.
In der Branche soll es lange ein offenes Geheimnis gewesen sein, ein "Spiegel"-Bericht brachte es im April schließlich an die Öffentlichkeit: Til Schweiger soll ein Alkoholproblem haben, zu Gewaltausbrüchen und Schikane neigen. Vor allem die Produktion des Films "Manta, Manta – Zwoter Teil" geriet in die Schlagzeilen. Der Schauspieler sei dort bei Dreharbeiten alkoholisiert erschienen, habe einem Mitarbeiter ins Gesicht geschlagen, hieß es aus Produktionskreisen.
Seine Anwälte dementierten die Schilderungen, der Chef der Filmproduktion Constantin bestätigte den Vorfall hingegen. Und Til Schweiger? Der 59-Jährige schwieg eisern zu den Vorwürfen. Rund ein halbes Jahr lang – bis jetzt. Mit dem "Stern" hat Til Schweiger nun erstmals über das angeblich angsterfüllte Arbeitsklima, seine Alkoholprobleme und wie die Anschuldigungen sein Leben verändert haben, gesprochen.
"Ich möchte nicht, dass jemand Angst vor mir hat"
"Sind Sie ein Tyrann, Herr Schweiger?", lautet eine der ersten Fragen des Interviews – vor dem er "ein bisschen nervös" war, wie der Filmstar zugibt. Der Vorwurf habe ihn schwer getroffen. "Ich bin ein freundlicher Mensch", betont Til Schweiger. "Ich möchte nicht, dass jemand Angst vor mir hat." Freunde hätten ihm jedoch schon früher gesagt, dass er eine Art haben könne, die "angsteinflößend" wirke, räumt er ein.
Sein Alkoholkonsum habe zu der Situation am Set beigetragen. Auch das streitet Til Schweiger nicht ab. Bei den Dreharbeiten zu "Manta Manta – Zwoter Teil" habe er "mehr getrunken als zuvor". Es habe eine Situation gegeben, in der "ich durch meinen Alkoholkonsum nicht ich selbst war. Aber in dem Moment habe ich das nicht wahrhaben wollen. Da war ich überzeugt, ich könnte drehen."
Der Herstellungsleiter sei hingegen anderer Meinung gewesen und habe ihm den Zugang zum Set verweigert. "Er wollte mich vor mir selbst schützen und hatte den Mut, sich mir in den Weg zu stellen. Und was tat ich? Ich habe ihm eine Ohrfeige gegeben, obwohl ich diesen Mann so unglaublich schätze und so gern habe", gibt Til Schweiger die Situation wieder und gesteht: "Es war eine Katastrophe, für die ich mich heute noch schäme."
Til Schweiger will "ein besserer Mensch werden"
Er sei nur ein einziges Mal betrunken bei den Dreharbeiten aufgetaucht – nach einer durchzechten Nacht, stellt der 59-Jährige klar. Dass er ein Alkoholproblem hat, dessen sei er sich bewusst. Im Laufe der Jahre habe es immer wieder Gespräche mit Verwandten und Freunden gegeben, die sich Sorgen gemacht hätten, dass er zu viel trinke. "Heute weiß ich: Ich habe dieses Thema immer vor mir hergeschoben. Es wurde schleichend mehr, und dann kam es zu Kontrollverlusten. Danach habe ich mich immer unheimlich geschämt", so der Schauspieler.
Rückblickend weiß er: "Ich habe mir die ganze Zeit was vorgemacht." Die jüngsten Ereignisse seien schließlich der längst überfällige Wendepunkt in seinem Leben gewesen. "Ich habe erkannt, dass ich ein Problem habe, das ich nicht ohne Hilfe von außen in den Griff bekommen kann." Seit einigen Monaten sei er deshalb in Therapie, denn "ich werde bald 60. Ich will jetzt keine Zeit mehr verlieren, ich will ein besserer Mensch werden", betont Til Schweiger.
Seit einem halben Jahr trinke er höchstens zwei Gläser Alkohol am Stück, habe keinen Rausch mehr gehabt. "Wenn deine Kinder zu dir sagen: 'Papa, ich bin stolz auf dich' – das ist viel schöner, als wenn sie weinend vor dir sitzen, weil sie sich so unendlich große Sorgen machen." Mit den Konsequenzen seines Handels muss er trotzdem leben. "Das ist die Strafe. Denn auch wenn man sich ehrlich entschuldigt, hat man einige Menschen tief verletzt", so Til Schweiger.
- stern.de: "Til Schweiger über seinen Alkohol-Absturz: 'Ich habe ein Problem, das ich ohne Hilfe nicht in den Griff bekommen kann'" (kostenpflichtig)