"Kenntnis von einem Porno-Video" Till Lindemann und die Vorwürfe – Verlag zieht Reißleine
Die Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann haben erste Konsequenzen. Der Verlag Kiepenheuer & Witsch beendet die Zusammenarbeit.
Seit Ende vergangener Woche werden gegen Rammstein-Frontsänger Till Lindemann verschiedene Vorwürfe erhoben. Eine Konzertbesucherin, die zur aktuellen Tour-Eröffnung der Band in Vilnius vor Ort war, hat diese ins Rollen gebracht. Hier lesen Sie, was es damit auf sich hat.
Jetzt hat sich der Verlag Kiepenheuer & Witsch zu Wort gemeldet – und die Zusammenarbeit mit dem 60-Jährigen beendet. In einer am Freitag veröffentlichten Pressemitteilung heißt es: "Mit Erschütterung haben wir in den letzten Tagen öffentlich gewordene Vorwürfe gegen Till Lindemann verfolgt. Unser Mitgefühl und unser Respekt gilt den betroffenen Frauen."
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Dann schreibt der Verlag in seiner Begründung: "Im Zuge der aktuellen Berichterstattung haben wir Kenntnis erlangt von einem Porno-Video, in dem Till Lindemann sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert und in dem das 2013 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienene Buch 'In stillen Nächten' eine Rolle spielt. Wir werten dies als groben Vertrauensbruch und als rücksichtslosen Akt gegenüber den von uns als Verlag vertretenen Werten."
Das genannte Pornovideo ist der Redaktion von t-online bekannt. Das Buch 'In stillen Nächten' ist dabei Teil einer obszönen Handlung, bei der ein Dildo durch die Mitte des Werkes gestoßen wird. Anschließend hat Lindemann mit verschiedenen Frauen Sex vor laufender Kamera – und auch im weiteren Verlauf des Drehs taucht das Buch, samt Loch in der Mitte, auf.
- Vorwürfe gegen Lindemann: Wurde dieser Frau etwas in den Drink gemischt?
Zwar verteidige der Verlag die Freiheit der Kunst. Dennoch argumentiert Kiepenheuer & Witsch anschließend: "Durch die Frauen demütigenden Handlungen Till Lindemanns im besagten Porno und die gezielte Verwendung unseres Buches im pornografischen Kontext wird die von uns so eisern verteidigte Trennung zwischen dem 'lyrischem Ich' und dem Autor/Künstler aber vom Autor selbst verhöhnt."
"Moralische Empörung über den Text basiert auf Verwechslung"
Vor drei Jahren gab es schon einmal Wirbel um die Zusammenarbeit zwischen Kiepenheuer & Witsch und Till Lindemann. Aufsehen und massive Kritik erregte Anfang 2020 das Gedicht "Wenn du schläfst" aus Lindemanns Gedichtband "100 Gedichte". Darin wird eine Vergewaltigungsfantasie dargelegt, in der es unter anderem heißt: "Ich schlafe gerne mit dir, wenn du schläfst. Wenn du dich überhaupt nicht regst." Und weiter: "Etwas Rohypnol im Wein (etwas Rohypnol ins Glas). Kannst dich gar nicht mehr bewegen. Und du schläfst, es ist ein Segen."
Damals stellte sich der Verlag vor seinen Autor, schrieb: "Die moralische Empörung über den Text dieses Gedichts basiert auf einer Verwechslung des fiktionalen Sprechers, dem sogenannten ‘lyrischen Ich’, mit dem Autor Till Lindemann. (...) Dass der im Gedicht dargestellte Vorgang unter moralischen Gesichtspunkten zutiefst verwerflich ist, ist eine Selbstverständlichkeit und erlaubt keine persönliche Diffamierung des Autors."
In den neuesten Vorwürfen gegen Lindemann spielen unfreiwilliger Drogeneinfluss von Frauen sowie sexuelle Handlungen eine Rolle, weswegen in den vergangenen Tagen immer wieder Vergleiche zu der Vergewaltigungsliteratur Lindemanns gezogen wurden. In der aktuellen Mitteilung des Verlags heißt es nun abschließend: "Aus unserer Sicht überschreitet Till Lindemann für uns unverrückbare Grenzen im Umgang mit Frauen. Wir haben uns daher entschieden, die Zusammenarbeit mit Till Lindemann mit sofortiger Wirkung zu beenden, da unser Vertrauensverhältnis zum Autor unheilbar zerrüttet ist."
Till Lindemann hat sich zu dem Rauswurf bei seinem Verlag und den zuvor publik gewordenen Vorwürfen bislang nicht geäußert. Seine Band Rammstein hatte am vergangenen Sonntagabend die Anschuldigungen der Konzertbesucherin Shelby Lynn zurückgewiesen. Behördliche Ermittlungen seien der Band nicht bekannt.
- kiwi-verlag.de: "Der Verlag Kiepenheuer & Witsch beendet die Zusammenarbeit mit Till Lindemann"
- Eigene Recherchen