Gefängnisstrafe für Filmmogul Weinstein wegen Vergewaltigung schuldig gesprochen
Fast zwei Monate dauerte der Prozess gegen den ehemaligen Filmproduzenten. Nun wird Harvey Weinstein auch nach kalifornischem Recht verurteilt.
Einst war er einer der mächtigsten Macher in Hollywood, dem die Filmwelt zu Füßen lag. Zurück kehrte Harvey Weinstein in seine ehemalige Wirkungsstätte Los Angeles als gebrochener Mann. Seit Ende Oktober steht der 70-Jährige in der US-Metropole vor Gericht, um sich nach kalifornischem Recht zu verantworten. In den vergangenen Jahren hatten mehr als 80 Frauen Weinstein sexuelle Übergriffe, Missbrauch und Vergewaltigung vorgeworfen. 2020 war er in New York bereits zu 23 Jahren Haft verurteilt worden, die er dort schon angetreten hat.
Zum Prozessauftakt in Los Angeles, den t-online vor Ort begleitete, war der ehemalige Filmmogul nur noch ein Schatten seiner selbst. Im Rollstuhl wurde er in den Gerichtssaal geschoben. Fast teilnahmslos hörte er sich wochenlang die schweren Vorwürfe an, die vier Frauen mit schockierenden Details schilderten. Wie Weinstein sie mit der Aussicht auf Karrierechancen zu Treffen in Hotelzimmer gelockt haben soll, wie er sich vor ihnen entblößt, vor ihnen masturbiert, wie er sie missbraucht und vergewaltigt haben soll.
Uneinigkeit bei der Jury
Eine von ihnen: Jennifer Siebel Newsom, die Ehefrau des Gouverneurs von Kalifornien, Gavin Newsom. Als angehende Schauspielerin habe sie 2005 mit Weinstein über berufliche Projekte sprechen wollen, sei bei dem Treffen von ihm vergewaltigt worden, sagte sie im Zeugenstand aus. In den beiden Anklagepunkten, die sie betrafen, konnte die Jury kein einstimmiges Urteil fällen. Genau wie bei einer weiteren Frau, die Weinstein sexuelle Nötigung vorwirft.
In drei von sieben Anklagepunkten wurde der 70-Jährige hingegen schuldig gesprochen: Erzwungener Oralverkehr, sexuelle Penetration mit einem Fremdkörper sowie gewaltsame Vergewaltigung im Fall eines Opfers. Für unschuldig erklärten die Geschworenen den ehemaligen Filmproduzenten wiederum in Bezug auf die Vorwürfe einer anderen Frau.
Die Beratungen der Jury aus acht Männern und vier Frauen hatten sich über knapp zehn Tage und insgesamt mehr als 40 Stunden erstreckt. Nur bei drei von insgesamt sieben Anklagepunkten wurden sie sich einig. Nach diesem Stand drohen Harvey Weinstein derzeit, zusätzlich zu der in New York beschlossenen Haftstrafe, weitere 18 bis 24 Jahre Gefängnis.
"MeToo"-Bewegung als Auslöser
Der erste Weinstein-Prozess in New York markierte einen Meilenstein der Rechtsgeschichte. Der Fall hatte damals die "MeToo"-Bewegung maßgeblich mit ausgelöst. In diesem Rahmen hatten immer mehr Frauen dem preisgekrönten Produzenten öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen, darunter auch bekannte Schauspielerinnen.
Der 70-Jährige streitet die Anschuldigungen ab. Nach Darstellung von Weinsteins Verteidigern waren sexuelle Handlungen stets einvernehmlich, einige der vorgebrachten Vorwürfe von den Frauen frei erfunden. Weinsteins Anwälten zufolge hätten die Klägerinnen mit dem Filmmogul Sex gehabt, um in Hollywood weiterzukommen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa