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Gleichberechtigung: "Das rauszubekommen, dauert noch einige Generationen"


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"The Kelly Family"-Star
Das rauszubekommen, dauert noch einige Generationen

MeinungEin Gastbeitrag von Patricia Kelly

Aktualisiert am 26.10.2022Lesedauer: 4 Min.
Patricia Kelly: Sie steht seit mehreren Jahrzehnten mit ihren Geschwistern als The Kelly Family auf der Bühne.Vergrößern des Bildes
Patricia Kelly: Sie steht seit mehreren Jahrzehnten mit ihren Geschwistern als The Kelly Family auf der Bühne. (Quelle: Sandra Ludewig)

Seit über vier Jahrzehnten macht Patricia Kelly mit ihren Geschwistern Musik. Welche Prioritäten sie angesichts eines zeitintensiven Jobs setzt, beschreibt sie in diesem Gastbeitrag.

Ich bin Mutter zweier erwachsener Söhne, glücklich verheiratet – und blicke inzwischen auf eine über 40 Jahre lange Karriere als Musikerin zurück, solo und mit meinen Geschwistern als The Kelly Family. Als meine Kinder noch klein waren, habe ich etwas runtergefahren. Aber ich habe bewusst nie aufgehört zu arbeiten. Die Kinder waren anfangs mit auf Tour, wenn es möglich war. Später gingen sie in die Schule, dann ging es nicht mehr so oft. Letztlich kann ich sagen, dass ich mich stets um beides gekümmert habe: um meinen Job und um meine Familie samt Haushalt.

Es gibt schon einen Grund dafür, dass die Frauen in der Regel den Haushalt schmeißen. Frauen sind pflichtbewusst, wir wissen, wie wichtig es ist, dass alles sauber und ordentlich ist. Ich kann als Gegenbeispiel meinen Mann nennen. Er kocht gerne und gut, aber wie unsere Küche danach aussieht, ist eine absolute Katastrophe. Dann mache ich es lieber selbst. Die meisten Frauen weltweit haben nun einmal drei Jobs: unseren eigentlichen Beruf, die Kinder und den Haushalt – das ist so. Punkt.

Bei uns funktioniert das hervorragend. Aber ich sehe natürlich, dass ich sehr privilegiert bin: Mittlerweile habe ich ein ganzes Team, das mir hilft und unter anderem meinen digitalen Kalender für mich führt. Obendrein habe ich einen klassischen Kalender, den ich mit mir herumtrage. Da trage ich mit zwei unterschiedlichen Farben alle meine Termine ein. Die eine ist für berufliche Termine, die andere für private. Ich plane alles rigoros – auch Dates mit meinem Mann oder mit meinen Freundinnen. Und ich blockiere mir kleine Inseln der Ruhe, um meinen inneren Frieden zu wahren. Es geht nicht anders. Ich muss alles im Voraus planen, damit nichts zu kurz kommt. Würde ich nur meinen Beruf planen, würde mein Privatleben darunter leiden. Ich bin nicht bereit, dieses zu opfern.

Ganz oben stehen Gesundheit, Familie und Freunde

Ich bin ein Mensch, der bewusst mit Entscheidungen umgeht. Ich habe mit mir selbst eine Prioritätenliste ausgemacht und dabei überlegt, was das Wichtigste für mich, ganz persönlich, im Leben ist. Es ist nun mal so, dass ich meinen Beruf liebe und große Ambitionen habe, aber ganz oben auf der Liste stehen Gesundheit, Familie und Freunde.

Als meine Jungs klein waren, habe ich meine Karriere auf das Nötigste heruntergeschraubt. Ich wollte glückliche Kinder und eine gute Beziehung haben. Ich wollte eine gute Mama sein und vernünftige Menschen in die Gesellschaft bringen – das war mein Anspruch an mich selbst und ich denke, dass mir das gelungen ist.

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Tatsächlich war das aber nicht immer ganz einfach für mich. Es gab Phasen, in denen ich frustriert war – das war, als die Kinder klein waren – in denen ich beruflich mehr machen, mehr erreichen wollte. Aber ich musste lernen, dass man manchmal Nein zu etwas sagen muss, um dann Ja zu etwas anderem sagen zu können. Ich sagte also damals Nein zu einer beruflichen Möglichkeit und Ja zu einem glücklichen Mama-Kind-Dasein. Dafür bin ich heute sehr dankbar.

Sie sind zu wunderbaren Männern geworden

Ich genieße es, dass ich so eine tolle Beziehung zu meinen Kindern habe. Wir sind eine sehr, sehr enge Familie. Das klingt vielleicht kitschig, aber es herrscht Liebe zwischen uns. Natürlich gab es auch bei uns Momente, in denen die Türen fester geknallt wurden als gewöhnlich. Zwischen 16 und 18, mein lieber Scholli, wenn die Jungs betrunken von einer Party nach Hause kamen – das war schon hart für mich. Aber die beiden sind einfach zu wunderbaren Männern geworden. Sie haben ihre eigenen Leben und stecken in festen Beziehungen, aber unsere Haustür steht ihnen immer offen.

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Und bei allem, was ich für meinen Mann, für meine Kinder zurückgesteckt habe, muss ich hervorheben, dass auch sie mich bei allem, was ich mache, was ich machen will, enorm unterstützen. Ohne diese "Zusammenarbeit, diese Balance" hätte ich keine solche Karriere, wie ich sie heute habe, machen können. Als die Kinder kleiner waren, bin ich oft auf Tour gegangen, und mein Mann, der in einem großen Unternehmen als IT-Spezialist arbeitet, hat sich selbstverständlich um sie gekümmert. Er ist ein großer Schatz, und meine Jungs auch. Wir unterstützen uns in jeder Hinsicht. Das sollte doch längst, immer und überall selbstverständlich sein. Es ist ein Phänomen, dass es nicht so ist. Aber wir müssen uns fairerweise fragen, woran das liegt.

  • In Kürze geht The Kelly Family auf Tour: Alle Informationen dazu finden Sie hier

Es gibt viele überforderte Mütter, und ich war vor Jahren auch eine davon. Es muss einfach mehr für die Mütter gemacht werden. Wäre es nicht eine wunderbare Idee, wenn Mütter für all das, was sie zu Hause leisten, bezahlt würden? Das wird alles überhaupt nicht anerkannt. Stichwort unbezahlte Care-Arbeit. Was soll das? Das ist so viel Arbeit. Mütter sind sogar, wenn sie Urlaub haben, am Arbeiten, die Kinder müssen unterhalten und beschäftigt werden.

Wir können viel über Gleichberechtigung reden, aber es ist nun mal so, dass wir davon in vielerlei Hinsicht noch meilenweit entfernt sind. Die klassische Aufgabenverteilung ist seit Tausenden von Jahren bei vielen in den Genen. Das rauszubekommen, dauert sicherlich noch einige Generationen.

Die im Gastbeitrag geäußerten Ansichten geben die Meinungen der Autorin wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der t-online-Redaktion.

Verwendete Quellen
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