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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Buhrufe im Publikum Trotz Kritik: Harry nimmt Award an – und überrascht mit Reaktion
Dass der Royal bei den ESPY-Awards mit einem Gedenkpreis ausgezeichnet wurde, sorgte für Empörung. Prinz Harry erschien trotzdem auf der Bühne.
Aus Los Angeles berichtet Jennifer Doemkes
Der Donnerstagabend stand im legendären Dolby-Theatre in Los Angeles, wo auch die Oscars verliehen werden, ganz im Zeichen des Sports. Der US-Sender ESPN zeichnete mit den ESPY-Awards besondere Leistungen aus. Tennislegende Serena Williams führte als Gastgeberin durch den Abend, Größen wie Footballstar Patrick Mahomes, Turnass Simone Biles oder Formel-1-Fahrer Max Verstappen wurden geehrt.
Doch für das meiste Aufsehen sorgte kein Sportler, sondern ein Royal: Prinz Harry. Der 39-Jährige zählte ebenfalls zu den diesjährigen Preisträgern – was bereits im Vorfeld für viel Kritik gesorgt hatte. Er wurde für seine Arbeit mit der Invictus Games Foundation für den "Pat Tillman Award for Service" auserkoren. Die Mutter des ehemaligen NFL-Spielers und in Afghanistan gefallenen U.S. Army Rangers zeigte sich "schockiert, dass man eine so kontroverse und polarisierende Person ausgewählt hat".
Meghan und Harry lächeln Kritik weg
Zehntausende unterzeichneten eine Petition, um die Vergabe an Prinz Harry zu verhindern. Doch ESPN hielt an der Auszeichnung fest – und der Royal nahm sie an. Am Donnerstag erschien der Sohn von König Charles III. im Dolby Theatre und stellte sich der Situation. Herzogin Meghan stärkte ihrem Mann dabei den Rücken. Auch t-online war im Saal.
Den roten Teppich ließ das Paar aus, kam kurz vor Beginn der Liveshow durch einen Seiteneingang und nahm in der ersten Reihe Platz. Meghan in einem weißen bodenlangen Neckholder-Kleid, Harry trug einen klassischen dunklen Anzug.
Die Kritik lächelten beide weg, zeigten sich sogar auffällig gut gelaunt. In den Werbepausen standen sie immer wieder auf, plauderten ausgelassen mit anderen Gästen und machten mit ihnen Fotos.
Seitenhieb von Serena Williams
Selbst ein kleiner Seitenhieb von Moderatorin Serena Williams konnte den beiden nichts anhaben. "Harry und Meghan, versucht heute bitte nicht zu viel zu atmen. Denn dies ist mein Abend und ich möchte nicht von den Vorwürfen überschattet werden, dass ihr zu viel Sauerstoff verbraucht, okay?", scherzte sie in Bezug auf den ganzen vorangegangenen Wirbel.
Als Harry auf die Bühne gebeten wurde, um den Award entgegenzunehmen, applaudierten viele Zuschauer im Publikum eher verhalten. Sogar ein paar leise Buhrufe waren zu hören. Übertönt wurden diese jedoch von dem Jubel und Klatschen der Invictus-Gemeinde, die zahlreich vor Ort war. Der Royal ließ sich augenscheinlich jedenfalls nicht verunsichern und hielt eine emotionale Dankesrede – mit überraschender Ehrung.
"Diese Auszeichnung gehört ihnen, nicht mir!"
"Ich möchte der Familie Tillman meine Anerkennung aussprechen, insbesondere Mary Tillman, Pats Mutter. Ihr Eintreten für Pats Erbe ist ein sehr persönliches Anliegen und eines, das ich respektiere", lobte Harry die Frau, die sich zuvor öffentlich gegen ihn ausgesprochen hatte. "Das Band zwischen einer Mutter und ihrem Sohn ist ewig und überdauert selbst die größten Verluste", fügte er sichtlich ergriffen hinzu und ließ seine eigene Erfahrung mit dem Tod von Prinzessin Diana indirekt einfließen.
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Der Royal appellierte an Zusammenhalt. "Wir leben in einer Zeit, die von Spaltung geprägt ist. Konflikte wüten rund um den Globus. Wut und Ablehnung gegenüber denjenigen, die anders sind, scheinen die Gesellschaften überall zu durchdringen", sagte er. Die Invictus Games hingegen würden "Menschen zusammenbringen, unabhängig von ihrer Nationalität, ihrem Hintergrund oder ihren persönlichen Problemen". Er nehme den Preis nicht als Prinz Harry entgegen, sondern als Stimme der Tausenden Veteranen und Soldaten aus über 20 Nationen, die die Invictus Games Wirklichkeit werden ließen. "Diese Auszeichnung gehört ihnen, nicht mir!"
Unter Umarmungen der auf der Bühne anwesenden Mitglieder verschwand der 39-Jährige nach seiner Rede hinter den Kulissen. Ehefrau Meghan folgte ihm. Zurück auf ihren Plätzen sahen sich die beiden die restliche Show an, bevor sie rund 30 Minuten vor Schluss still und heimlich durch den Seiteneingang verschwanden, durch den sie gekommen waren.
- Eigene Beobachtungen vor Ort