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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Candice Night "Ritchie Blackmore und ich schlafen manchmal in getrennten Zimmern"
"Smoke on the Water" machte Ritchie Blackmore und seine frühere Band Deep Purple zu Weltstars. Seit knapp 30 Jahren musiziert er nun mit seiner Ehefrau Candice Night. t-online erzählt die Blackmore-Gattin, wie das Leben und die Arbeit mit dem Rockstar wirklich sind.
Mit Deep Purple schrieb er Musikgeschichte. Mit seiner Nachfolgeband Rainbow konnte Gitarrenlegende Ritchie Blackmore mit etwas kommerziellen Hits wie "Since You Been Gone" oder "I Surrender" ebenfalls große Erfolge feiern. Mit seiner Frau Candice Night spielt er seit fast 25 Jahren unter dem Bandnamen Blackmore's Night mittelalterliche Musik. Im Gespräch mit t-online spricht die Sängerin über ihre Ehe mit dem oft als schwierig geltenden Blackmore.
t-online: Vieles, was als normal galt, ist gerade nicht möglich. Das gilt auch für Live-Musik. Sie veröffentlichen nun ein neues Album, "Nature's Light", können aber nicht touren. Was macht das mit Ihnen?
Candice Night: Wir vermissen Konzerte schon jetzt. Wir haben ein paar Streaming-Konzerte gemacht. Das erste haben gut eine Million Menschen gesehen. Das waren nur mein Mann Ritchie und ich. Wir haben Wünsche und Vorschläge von Fans in unserem Wohnzimmer umgesetzt. Die Fans fanden es toll. Aber das hatte eine ganz andere Energie, als wenn man ein "echtes" Konzert spielen würde...
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Wie erging es Ihnen und Ihrem Mann denn im Lockdown?
Ritchie und ich sind sozusagen Stubenhocker. Wir sind nicht oft unter Leuten oder gehen an Orte, wo viele Menschen sind. Wir erfreuen uns an der Zeit mit unseren Kindern daheim, wenn wir Musik machen oder in die Natur gehen. Von daher hat uns der Lockdown gar nicht so sehr getroffen. Im März musste ich allerdings das Homeschooling der Kids übernehmen. Wenn wir aber doch mal unter Menschen waren, haben wir natürlich Regeln wie das Tragen einer Maske oder das Reinigen der Hände sehr ernst genommen.
Sie haben Ihre beiden Kinder angesprochen. Wie kommen die denn mit der aktuellen Situation zurecht?
Die Kinder sind durchaus belastbar. Sie verstehen, was los ist, aber sie lassen sich darauf ein. Mittlerweile gehen unsere Kids wieder zur Schule. Sie waren echt noch nie so froh, wieder dort hin zu können. Sie haben sich gefreut, dass sie ihre Freunde wiedersehen können. Für sie ist die Situation aktuell also wieder etwas normaler. Allerdings müssen sie in der Schule Masken tragen, es gibt Plastikwände um ihre Tische und sie müssen knapp zwei Meter Abstand zu anderen Kindern halten.
Sie und Ritchie kennen sich seit den späten 80er Jahren. 1997 fingen sie mit Blackmore's Night an. Wie verbinden Sie Eheleben und Arbeit?
Nun, ich denke, es wäre für jeden auch mal hart, wenn man mit seinem Partner zusammenlebt und auch zusammenarbeitet. Man verbringt ja seine wachen Stunden miteinander. Aber wir haben Glück, dass wir eine gute Balance zwischen uns gefunden haben. Auf Tour kann man allerdings nicht mal alleine eine Runde um den Block gehen, sondern man ist mit dem anderen zusammen. Auch wir brauchen etwas Raum zum atmen. Ritchie und ich schlafen daher manchmal in separaten Zimmern. Dadurch haben wir immer mal etwas Zeit für uns selbst. Aber ich muss betonen, dass die Stimmung super ist. Wir können miteinander gut kommunizieren und wahren den Respekt voreinander.
Inwiefern?
Seine Stärken sind meine Schwächen. Und umgekehrt. Wenn ich mit etwas Probleme habe, dann kümmert sich Ritchie. Wenn er in etwas nicht gut ist, kann ich meist aushelfen.
Sie waren 15 Jahre verlobt, bevor Sie 2008 geheiratet haben. Das war schon eine ungewöhnlich lange Verlobung, oder?
Das kam daher, dass wir so viel gearbeitet haben. Wir haben Musik geschrieben, diese promotet, dann kam die Tour zum Album und dann ging es wieder von vorne los. Das war also keine bewusste Entscheidung die Hochzeit so lange aufzuschieben. Wir waren sehr glücklich miteinander, aber einfach zu busy. Und schwupps, sind 15 Jahre um. Mein jüngerer Bruder rief mich eines Tages an und er meinte, dass er die Eine gefunden habe und heiratete im Jahr darauf. Dabei hätte ich doch als ältere Schwester zuerst heiraten müssen. Das habe ich ihm so auch gesagt. Er meinte, dass man aber nicht ewig verlobt sein könne. Er wollte nicht auf meine Hochzeit warten, weil er das aufgegeben habe. Dann habe ich meine für den Oktober 2008 angesetzt und war eher dran als er. Die Hochzeit habe ich auf dem Smartphone geplant, während wir auf Tour waren.
Sie hatten also keinen Wedding Planer?
Nein, ich habe alles selbst gemacht. Und es war genau so, wie Ritchie und ich uns die Hochzeit vorgestellt haben. Es fand in einer Burg in New York statt. Es waren nur 60 Gäste da.
Wieso so wenige? Sie kennen doch sicher viele Kollegen.
Wir hatten die Regel aufgestellt, dass wenn jemand uns nicht nahestand und wir ungefähr fünf Jahre nicht miteinander gesprochen haben, dann wurde man nicht eingeladen. Die Hochzeit war unser ganz besonderer Moment. Es war wunderschön!
Sie sind fast 30 Jahre miteinander zusammen. Was ist Ihr Ratschlag für eine gesunde Beziehung? Gerade wenn man zusammenarbeitet, kann das sicher schwierig werden.
Ja, das stimmt. Das ist nicht immer einfach. Generell sind Beziehungen wie ein Garten. Man erwartet nicht einfach, dass die Blumen gedeihen, sondern man muss nachhelfen, damit sie wachsen und sie auch mal von Unkraut befreien.
Klingt poetisch.
Man muss einfach Arbeit investieren. Außerdem sollte man nie meinen, dass der Partner Gedankenlesen könnte. Dinge, die für einen selbst offensichtlich sind, erkennt der andere nicht direkt als Problem. Darum ist nicht nur Kommunikation wichtig, sondern auch wie man miteinander redet. Man muss wissen, was der andere kann und wo seine Grenzen sind.
Wo sind die von Ihrem Mann?
Ritchie etwa tourt seit er 16 ist und hasst es zu reisen. Ich hingegen liebe es. Aber ich mache ihm kein schlechtes Gewissen, wenn ich mal alleine verreise. Das würde mir den Trip ja auch versauen. Ich reise mit meiner Familie oder Freunden und habe eine tolle Zeit. Ritchie ist zuhause und vermisst mich. Aber so ist es für uns beide ein guter Kompromiss. Wir respektieren und akzeptieren unsere Unterschiede.
Dabei gilt Ritchie oft als schwierige Person. Ist da was dran?
Ja, das hat ihn auch schon mal in Schwierigkeiten gebracht. Ritchie ist eine unglaubliche loyale, großzügige und ehrliche Person. Er ist ein musikalisches Genie, gibt auf der Bühne 110%. Und wenn er sieht, dass andere das nicht tun, dann macht ihn das wütend, weil er der Meinung ist, dass das Publikum von einem erwartet, dass man sein Bestes gibt. Er wird wohl oft als schwierig angesehen, weil er echt ist. Er will nicht mit den "richtigen" Menschen abhängen, um seine Karriere anzukurbeln. Er spielt Gitarre, weil er Musik machen will.
- Eigenes Interview mit Candice Night
- Instagram-Profil von Candice Night