Kultband AC/DC kündigen neues Album an
London (dpa) - In unsicheren Zeiten tut etwas Beständigkeit gut. Und wer verkörpert das besser als die Kultband AC/DC? Seit 1973 liefern die Australier schnörkellosen, launigen Hardrock ohne Experimente. Gitarrist und Bandleader Angus Young scherzte schon vor Jahren selbstironisch: "Ich habe es satt, dass Leute sagen, wir hätten elf Alben rausgebracht, die genau gleich klingen. Tatsächlich haben wir zwölf Alben veröffentlicht, die genau gleich klingen." Nun haben AC/DC ihr 17. Studioalbum angekündigt - natürlich in gewohntem Sound.
"Power Up" ("Einschalten") erscheint am 13. November. Die Single "Shot In The Dark" wurde am Mittwoch veröffentlicht. "Wir mögen alle einen kleinen Schluck am späten Abend", scherzte Gitarrist und Bandleader Angus Young im Interview des "Rolling Stone"-Magazins. Ein Refrain zum Mitsingen, ein augenzwinkernder Text, ein kerniges Riff und ein leichter Blues-Einschlag - die Nummer klingt so wohltuend nach AC/DC, wie man es erwarten konnte. Sie hätte genauso gut auf den Longplayern "Black Ice" (2008) oder "Rock or Bust" (2014) landen können. Deren Produzent Brendan O'Brien stand wieder am Mischpult.
"Kick You When You’re Down", "Witch's Spell" und "Demon Fire" sind weitere Songtitel auf dem zwölf Tracks umfassenden "Power Up". Die Scheibe wurde Ende 2018 und Anfang 2019 quasi heimlich aufgenommen. Gerüchte über ein neues AC/DC-Album kursierten trotzdem beständig.
Angus Young nutzte für "Power Up" unveröffentlichte Songideen. Als Songwriter zeichnen er und sein Bruder Malcolm Young verantwortlich. Der Rhythmusgitarrist und Mitgründer der Gruppe war 2014 an Demenz erkrankt und 2017 gestorben. "Die Platte ist Malcolm gewidmet", betonte Young. "Es ist ein Tribut an ihn, so wie "Back In Black" ein Tribut an (den verstorbenen ersten AC/DC-Leadsänger) Bon Scott war."
Neben "Highway To Hell" (1979), das den Durchbruch markierte, gilt "Back In Black" (1980) mit Krachern wie "Hells Bells", "You Shook Me All Night Long" und dem Titelsong als Meilenstein für AC/DC und das Hardrock-Genre. Laut der Plattenfirma Sony ist es mit 50 Millionen verkauften Exemplaren die dritterfolgreichste LP der Musikhistorie. Bis auf Malcolm, für den sein Neffe Stevie Young in die Band kam, ist die "Back In Black"-Besetzung auf "Power Up" wieder komplett.
Sänger Brian Johnson hatte die "Rock or Bust"-Tournee 2016 wegen Gehörproblemen abbrechen müssen. "Es war ziemlich ernst", erzählte Johnson dem "Rolling Stone". "Ich konnte den Klang der Gitarren überhaupt nicht hören. Es war eine schreckliche Art von Taubheit." Singen konnte der Engländer folglich auch nicht mehr. Bei den letzten Shows sprang Guns N'Roses-Sänger Axl Rose ein.
Johnsons Abschied von AC/DC wirkte 2016 endgültig. "Ich bin ganz ehrlich, ich bin in mein Büro gegangen und hab mich mit einer Flasche Whiskey zugeschüttet", gab der Frontmann zu und deutete an, dass er sich von seiner Auswechslung etwas überrumpelt gefühlt habe. Inzwischen sei die Sache abgehakt. "Das war damals. Bei allen Bands gibt es mal kleine Hindernisse im Weg." Nach dreijähriger Arbeit mit einem Spezialisten kann Johnson heute wieder singen.
Schlagzeuger Phil Rudd war wegen Drogenvergehen verurteilt worden und seit 2015 nicht mehr Teil der Band. Auf der Beerdigung von Malcolm Young sahen sich die Musiker erstmals wieder. "Er war wieder gut in Schuss", erklärte Angus. "Er hat Therapie in Anspruch genommen und sich in Ordnung gebracht." Zudem kehrte Bassist Cliff Williams aus dem Ruhestand zurück. "Es war, als hätten wir die alte Band wieder zusammen", so Williams, "das wollte ich mir nicht entgehen lassen."
Fans auf der ganzen Welt hatten das Comeback herbeigesehnt. Wenn die Coronavirus-Pandemie vorbei ist, wollen AC/DC auch wieder auf Tournee gehen. Dann werden sie legendäre Hymnen wie "Thunderstruck" oder "Let There Be Rock" und sicher auch "Shot In The Dark" in Fußballstadien rund um den Globus spielen, und Tausende Menschen werden mitgrölen. Gut zu wissen, dass man sich auf AC/DC immer noch verlassen kann.