Kein Karriere-Aus Al Bano und Romina Power haben neue Pläne
Dortmund (dpa) - Al Bano und Romina Power haben es sich anders überlegt. Schon seit Monaten singen sie von Abschied. Ihr Konzert am 29. Dezember in Dortmund sollte weltweit das allerletzte sein. Nun der überraschende Sinneswandel: Das langjährige Traumpaar des Italo-Pop setzt seine Karriere doch fort - und gibt gleich einige ungewöhnliche Ziele aus.
"Ich würde gerne einmal mit Peter Maffay oder Howard Carpendale musikalisch zusammenarbeiten", verrät Al Bano der Deutschen Presse-Agentur. Und in der Mongolei will er auf die Bühne. Seine Ex-Frau Romina Power sagt: "Ich möchte bald in Kuba auftreten, bevor das Land nach seiner Öffnung zu amerikanisch wird." Also nicht "ciao" (tschüss), sondern "andiamo" (los geht's).
Warum die Kehrtwende? "Singen ist Leben, Singen ist Energie, Singen ist meine Verbindung zur Öffentlichkeit. Musik ist Medizin. Musik hält jung" zählt Al Bano auf, der eigentlich Albano Carrisi heißt. "Ich will auf der Bühne sterben, mit 98 Jahren." Für ihn stehe der beste Moment seiner Karriere gefühlt eben immer noch bevor. Da kann man schlecht aufhören. Und die 67-jährige Power - mit Hund Daisy auf dem Schoß - meint: "Musik ist auch Erinnerung. Niemand kann ohne Musik leben. Musik hilft mir auch in schweren Momenten."
Und die hatten sie beide, bei allem Erfolg und Glamour. Mit Hits wie "Felicità", "Sharazan" und "Sempre Sempre" hatte das Paar weltweit die Herzen der Fans erobert. Vor allem in den 1980er Jahren. In fast allen Länder der Erde sind sie schon aufgetreten. Er ist Bauernsohn aus Italien, Schulabbrecher, jobbt als Kellner und Hilfsarbeiter, bevor ihm in den 1960ern der musikalische Durchbruch gelingt. Sie ist US-amerkanische Schauspielerin und Filmstar-Tochter, die Carrisi 1970 heiratet und zur Duettpartnerin wird. Vier Kinder haben sie.
Die Älteste, Ylenia, verschwindet auf einer Amerikareise 1994 spurlos, der Fall bleibt ungeklärt. Der Schicksalsschlag lässt die Ehe zerbrechen, 1999 kommt die Scheidung. Power zieht in die USA, beide verfolgen Solo-Karrieren. 2013 treten Al Bano und Romina Power bei einer Show in Moskau wieder zusammen auf, es folgt ein Comeback. Und nach einer Höhe wieder eine Tiefe, wie Al Bano erzählt. Schwere Herzprobleme und eine OP liegen hinter ihm. Als er vor einem Jahr seinen Bühnenabschied habe ankündigen müssen, sei das einer der schmerzlichsten Momente seines Lebens gewesen - nach 50 Jahren Musikkarriere.
Aber es sei ein "Wunder" geschehen, schildert der 75-Jährige, wirkt locker, quirlig. Nach den gesundheitlichen Rückschlägen fühlt er sich wieder fit, hat seine Stimmkraft voll zurück. Wo tankt er auf? "Ich ruhe mich aus in Süditalien, in meinem Nest, ich habe 130 Hektar. Ich entscheide, ob ich allein sein möchte oder jemanden sehen will. Ich spreche Dialekt mit meinen Freunden aus Kindheitstagen, ich vergesse meine Arbeit, meine Berühmtheit und lade meine Batterien auf." Der Popstar ist nebenbei auch Winzer, hat aus einer zweiten - gescheiterten - Beziehung noch zwei weitere Kinder. Vor einigen Jahren ist er mal mit Helene Fischer aufgetreten. "Ihre Musik ist wirklich interessant."
Power hat eine andere Kraftquelle: "Ich meditiere, ich bete jeden Tag, bin praktizierende Buddhistin, das macht mich ruhiger." Dass sie überwiegend in Kalifornien lebe, liege an der Anonymität, die sie dort genieße. "Ich kann auf den Markt gehen, ein ganz normaler Mensch sein." Beide Profis beteuern, Deutschlandfans zu sein. Al Bano sagt: "Ich liebe Deutschland, die Organisiertheit, die Pünktlichkeit - alles, was Italien nicht hat." Und Romina Power meint: "Es ist nicht selbstverständlich, dass Deutschland uns nach so langer Pause nicht vergessen hat. Es gibt viele gute Sänger auf der Welt - und doch haben hier viele auf uns gewartet."
Beide schauen auch über den musikalischen Tellerrand: Al Bano sorgt sich um die Zukunft der Europäischen Union. Dass in seiner Heimat viele raus wollten aus der EU, könne er nicht verstehen. "Wir sollten die Europäische Idee nicht verlieren." Power ist deprimiert über die Politik von US-Präsident Donald Trump. "Jeden Tag unterzeichnet er ein Gesetz, das Tieren, der Natur, den Menschen schadet." Die Trennung von Flüchtlingsfamilien an der Südgrenze zu Amerika sei "sehr unmenschlich und beschämend". Aber man müsse stets neugierig und optimistisch bleiben, betont Al Bano. Und so singen sei weiter das Lied vom Glück - "Felicità".