Oscars 2025: Mit diesen Seitenhieben löste Conan O'Brien Aufsehen aus

Oscar-Moderator O'Brien

Er setzte einen Seitenhieb gegen Trump

Das erste Mal in seiner Karriere moderierte Komiker Conan O'Brien die Oscars. Seine Eröffnungsrede verlief anders als erwartet – bot aber viele versteckte Botschaften.

Nachdem Ariana Grande und Cynthia Erivo den Musical-Klassiker "Over the Rainbow" zum Besten gegeben hatten, wurde es erst einmal ruhig im weiten Rund des Dolby Theaters in Hollywood. Eigentlich erwarteten alle die Begrüßung des Oscar-Moderators Conan O'Brien. Doch die verlief anders als erwartet.

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Zunächst wurde ein Video-Einspieler eingesetzt, um O'Brien in die Show einzuführen – und das auf verstörende Art und Weise. Der Komiker krabbelte aus einem anderen Körper, zwischendrin war Schauspielerin Demi Moore zu sehen – eine Persiflage des nominierten Films "The Substance".

Anschließend konnte die Show beginnen, Conan O'Brien betrat die Bühne. In seiner Rede nahm er vor allem Bezug auf einige Skandale, die die Oscars im Vorfeld beschäftigt hatten. So spielte der Moderator in seiner Eröffnungsrede auf die Diskussion um das sogenannte "F-Wort" an, welches im US-Fernsehen traditionell zensiert wird. "Fucking", also "scheiße", gilt in den Vereinigten Staaten als unangemessen. "Anora benutzt das F-Wort im ganzen Film 497 Mal", so O'Brien. Das sei allerdings nicht ansatzweise so oft wie der Pressesprecher von Karla Sofía Gascón.

Karla Sofía Gascón wegen Rassismus kritisiert

"Karla, wenn du über die Oscars twittern willst, dran denken: Mein Name ist Jimmy Kimmel", witzelte der Moderator anschließend und spielte damit auf seinen Vorgänger an, der die Preisverleihung früher moderiert hatte. Die Kontroverse um Karla Sofía Gascón hat die Branche im Vorfeld aufgewühlt. Gascón war für einen Goldjungen als "Beste Hauptdarstellerin" nominiert, hatte aber trotz Nominierung an keiner der wichtigen Preisverleihungen der Saison teilgenommen.

Der Grund: Anfang Februar waren frühere Social-Media-Posts aufgetaucht, in denen sie sich rassistisch und islamfeindlich geäußert hatte. Unter anderem bezeichnete sie den Islam als "Infektionsherd für die Menschheit" und machte sich über die antirassistische Bewegung nach dem Tod des US-Bürgers George Floyd durch Polizeigewalt lustig.

Conan O'Brien knöpfte sich anschließend ein anderes Thema vor, das in Hollywood viel Wirbel ausgelöst hatte: der Umgang mit Künstlicher Intelligenz, kurz KI. In Anspielung auf "Emilia Pérez" und "The Brutalist", denen beiden KI-Einsatz vorgeworfen wurde, witzelte er, die Oscar-Show komme gänzlich ohne KI aus. Dafür habe man sich andere Unterstützung gesucht: "Kinderarbeit", so die Pointe des Moderators.

Große politische Kommentare verkniff sich Conan O'Brien in seiner Eröffnungsrede. Der Moderator sprach zwar auf durchaus bewegende Art und Weise über die krisengebeutelte Branche, die etwa wegen der verheerenden Feuer in Los Angeles und Umgebung schwer zu kämpfen hatte, sparte sich sonst aber weitere Verweise auf die politisch angespannte Lage im Land.

Ein Seitenhieb Richtung Trump und Co.

Oder doch nicht? In einem kleinen Sketch griff O'Brien den Eklat im Weißen Haus auf. Dort kam es am Freitag zu einem international viel beachteten Wortgefecht zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, US-Präsident Donald Trump und seinem Vize J. D. Vance. Unter anderem wurde Selenskyj vorgeworfen, er trage keinen Anzug. Dabei tut er dies seit Kriegsbeginn vor drei Jahren nicht, weil sich sein Land im Ausnahmezustand befindet.

Conan O'Brien erwähnte, dass es an diesem Oscar-Abend besonders wichtig sei, "gut angezogen" zu sein – und leitete dann weiter auf einen Gast im Publikum: Adam Sandler. Der Schauspieler, bekannt für seine oft legere Kleidung, saß in Shorts und Hoodie auf einem der Zuschauerplätze. "Du siehst aus wie ein Typ, der Video-Poker um 2 Uhr nachts spielt", spottete O'Brien über Sandler. Der sagte daraufhin, dass er das Dolby Theater nun verlassen werde – aber nicht ohne vorher noch Timothée Chalamet zu umarmen und dessen Nachnamen auf übertriebene Art auszusprechen, so wie er es in der Vergangenheit schon oft getan hatte.

Viele Lacher bekam Conan O'Brien für seine Witze über Amazon. Das Online-Versandhaus hat die Rechte am James-Bond-Universum übernommen, und bisher ist unklar, wer auf Daniel Craig als 007 folgen wird. O'Brien scherzte, dass der neue Bond von Steven Belsky, Amazons Vizepräsident für globale Angelegenheiten, gespielt werde. "Die Damen lieben ihn", sagte O'Brien, während ein sehr nüchternes Unternehmensfoto von Belsky auf dem Bildschirm auftauchte.

Der Komiker merkte auch an, dass Amazon-Boss Jeff Bezos per Paketlieferdienst bei der Oscar-Show ankam – aber die Box mit ihm leider gestohlen wurde. Dafür wurde ein kurzer Einspieler mit einem Paketboten auf dem roten Teppich gezeigt.

"Nie nihilistisch oder grausam"

Insgesamt löste Conan O'Briens Rede gemischte Gefühle aus. Viele Beobachter hatten sich mehr politische Zwischentöne gewünscht, bissigere Kommentare in Richtung Donald Trump erwartet. Doch der Moderator hatte schon im Vorfeld angedeutet, dass das nicht sein Hauptanliegen sei. Er könne nicht aussparen, in welcher Zeit wir leben, so O'Brien. Aber er wolle die Show mit positiven Gedanken befüllen. Mehr dazu lesen Sie hier.

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US-Medien lobten die Rede O'Briens in großen Teilen. So schrieb das renommierte Branchenmagazin "Vulture": Dem Moderator sei die Oscar-Eröffnung gelungen, "die sich völlig mühelos anfühlt und gleichzeitig eine sorgfältige, tonale Mischung aus all den Dingen ist, die Monologe schaffen müssen." Er sei "aufrichtig in Bezug auf die Waldbrände in LA" gewesen, "scharfsinnig mit seinem Witz über Karla Sofía Gascón" und dennoch "nie nihilistisch oder grausam: Ein Profi."