Zurück nach Mittelerde Zehn Jahre "Der Herr der Ringe"
Was da auf der Leinwand passierte, das sorgte bei vielen Kinobesuchern für große Augen, offen Münder und Gänsehaut. So perfekt, opulent und einfach nur schön, wie Regisseur Peter Jackson die weltbekannte Fantasy-Trilogie von J.R.R. Tolkien in epische Filmbilder überführt hatte, dürfte selbst notorischen Verächtern des Fantastischen das Herz aufgegangen sein. Dementsprechend strömten die Massen drei Jahre lang jeweils zur Adventszeit in die Lichtspielhäuser und machten aus Jacksons Werk mit einem Einspielergebnis von insgesamt weltweit fast 3 Milliarden Dollar die erfolgreichste Trilogie der Filmgeschichte. Genau heute vor zehn Jahren feierte mit "Die Gefährten" der erste Teil der "Herr der Ringe"-Saga seinen Kinostart in Deutschland.
Für Jackson, der sich bis dato in erster Linie durch ebenso witzige wie blutige Splatterfilme ("Braindead") einen Namen gemacht hatte, war das "Herr der Ringe"-Projekt ein Vorstoß in neue Dimensionen - und eine Herzensangelegenheit. Schon seit Jahren hatte er sich gemeinsam mit seiner Ehefrau Fran Walsh Gedanken über eine Verfilmung des Kultromans gemacht und eine erste Drehbuchfassung geschrieben. Einen Geldgeber für die Verwirklichung zu finden, erwies sich aber als schwer. Denn schnell war klar, dass aufgrund des Umfangs der Vorlage mindestens zwei, wenn nicht sogar drei Filme von Nöten sein würden. Außerdem bedurfte es einer unglaublichen Menge teurer Spezialeffekte, um Tolkiens Welt mit seinen Elben, Zwergen, Hobbits, Trolle, Orks, Drachen und schwarzer Reitern zum Leben zu erwecken.
Grünes Licht für drei Filme
Schließlich wurde Jackson sich mit dem Studio New Line Cinema einig, das an das Potenzial des Projekts und an den mit dem Blockbuster-Kino nicht gerade vertrauten Regisseur glaubte und grünes Licht für drei Filme gab. Die Planung konnte beginnen. Im Wissen, dass er neben vielen Mittelerde-Neulingen vor allem die große Zahl der überkritischen Tolkien-Fans von seiner Version des Epos überzeugen musste, baute Jackson auf die Unterstützung von Alan Lee und John Howe, die zu den arriviertesten Illustratoren des britischen Autors gehören und den Kreaturen und Landschaften der Filmadaption ihren Stempel aufdrückten.
Neuseeland wird zu Mittelerde
Die Dreharbeiten zu "Die Gefährten" begannen im Oktober 1999. Die kompletten Außenaufnahmen entstanden in Jacksons Heimat Neuseeland. Dort, so betont der Regisseur immer wieder gerne, habe er auf einem überschaubaren Territorium von grünen Wiesen über karge Felswüsten bis hin zu schneebedeckten Gipfeln jede Landschaft in natura zur Verfügung, die er für eine filmische Umsetzung von Mittelerde benötige. Außerdem ließen sich die aufwändigen Dreharbeiten in Neuseeland sehr viel günstiger gestalten, als dies in den USA der Fall gewesen wäre. Von Vorteil erwies es sich auch, dass sich Jackson seine Spezialeffekte für relativ wenig Geld von seinen Landsleuten von "Weta Digital Ltd." basteln ließ. Einer damals doch recht unbekannten, aufstrebenden Firma, die durch ihre Arbeiten an "Der Herr der Ringe" heute zu den ersten Adressen in Sachen digitale Spezialeffekte zählt.
Beginn einer Erfolgsgeschichte
So betrugen die Produktionskosten für jeden der drei Teile unter 100 Millionen Dollar. Das ist zwar immer noch eine große Summe, in den USA hätte man aber für derartig aufwändige Filme leicht das doppelte ausgeben können. Und außerdem sollten alle Anstrengungen belohnt werden. Kritiker, Fans und viele Zuschauer, für die Mittelerde Neuland war, zeigten sich begeistert. Allein "Die Gefährten" spielten weltweit rund 870 Millionen Dollar ein. Und die Erfolgsgeschichte setzte sich in den beiden anschließenden Jahren fort - mit steigender Tendenz, was die Anzahl der Zuschauer betrifft. Und ganz nebenbei fielen auch noch 17 Oscars und 13 weitere Oscar-Nominierungen für die "Herr der Ringe"-Trilogie ab.
Rückkehr nach Mittelerde
Nach "Die Rückkehr des Königs" (2003) verschwanden die Hobbits dann erst einmal von der Bildfläche. Aber nach dem unvergleichlichen Erfolg war eine Rückkehr nach Mittelerde eine ausgemachte Sache. Denn zu Tolkiens Werken zählt mit "Der kleine Hobbit" die Vorgeschichte des "Herrn der Ringe", die sich für eine Verfilmung hervorragend eignen würde. Doch dann gab es langwierige Streitereien mit den Erben um die Rechte an den Tolkien-Werken und schließlich sprang auch noch der als Regisseur vorgesehene Guillermo del Toro ("Hellboy") ab. Doch Ende gut, alles gut: Jackson nahm erneut auf dem Regiestuhl platz und brachte "Der Hobbit" schließlich als Trilogie von 2012 bis 2014 in die Kinos