Die Rolle ihres Lebens Der Befreiungsschlag der Pamela Anderson

Pamela Anderson war für viele lange Zeit "nur" die kurvige Blondine im roten Badeanzug. Dass in ihr mehr steckt, zeigt unter anderem ihr neuer Film.
Rund 30 Jahre hat es gedauert, bis Pamela Anderson sich von ihrem Alter Ego lösen konnte: Höhepunkt dieses jahrelangen Befreiungsschlags ist ihr neuer Film "The Last Showgirl". Der Film, der ab dem 20. März in den Kinos zu sehen ist, handelt von einer Tänzerin in Las Vegas, die nach drei Jahrzehnten ihren Job verliert und neu anfangen muss.
Für Anderson ist die Verkörperung des alternden Showgirls Shelly die Rolle ihres Lebens. Auch wenn es nicht die erste künstlerisch anspruchsvollere Performance für die 57-Jährige ist, so ist es aber doch die bislang größte.
Berühmt geworden ist Anderson in den 1990er-Jahren als Rettungsschwimmerin in der Serie "Baywatch". Damit war ein Image geboren, das ihr fortan anhaftete. Es folgten einige klamaukige Rollen in "Barb Wire", "Scary Movie 3" oder "Blond und blonder". Diese Filme reproduzierten ihr Image als Sexsymbol weiter, das sie seit ihren Cover-Shootings für das "Playboy"-Magazin umgab.
Ich hatte vergessen, mein eigenes Leben zu leben.
Pamela Anderson über ihr Image als Sexsymbol
"Mir werden oft Projekte angeboten, aber da geht es um sexualisierte Rollen", sagte die Kanadierin in der 2023 erschienenen Doku "Pamela: Eine Liebesgeschichte". "Manchmal war ich wie in einer Karikatur gefangen. Ich hatte vergessen, mein eigenes Leben zu leben."
Inzwischen hat es die Schauspielerin geschafft, ihre Wahrnehmung von Außen zu wandeln. 2022 feierte Anderson mit "Chicago" ihr Broadway-Debüt, zudem spielte sie in den unbekannteren Filmen "The People Garden" von 2016 und "18 & Over" von 2022 mit.
Politischer Aktivismus
Schon länger ist sie auch für ihren politischen Aktivismus bekannt. Sie hat mit der Tierrechtsorganisation Peta gearbeitet, für Erdbebenopfer in Haiti gesammelt, die Linkspartei-Ikone Jean-Luc Mélenchon oder Wikileaks-Gründer Julian Assange unterstützt und auch mal eine Buchvorstellung genutzt, um für eine Petition gegen Pelz zu werben.
Doch trotz Andersons vielfältiger Bemühungen, sich von ihrem Image zu lösen, blieb sie weiterhin als Sexsymbol in Erinnerung. "Meine Brüste hatten eine fabelhafte Karriere − ich bin einfach immer nur mitgetrottet", sagte sie einmal über sich selbst.
Ohne Make-up in der Öffentlichkeit
Einen entscheidenden Schritt ging sie 2023. Zur Fashion Week in Paris erschien sie oben ohne – und zwar ohne Make-up. Das erregte Aufsehen. Viele lobten Anderson, die seitdem bei öffentlichen Auftritten regelmäßig keine oder kaum Schminke trägt, für diese Entscheidung, die auch anderen Frauen Mut mache. Erstmals sah man sie als Frau Mitte 50 und nicht als Barbie-Doppelgänger.
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Und obwohl Anderson für ihre Darbietung in "The Last Showgirl" nicht mit einem Oscar bedacht wurde, entfaltet der Film doch ihr schauspielerisches Talent und trägt maßgeblich zu einer Ablösung ihres alten "Baywatch"-Images bei. Als "transformative Performance" beschreibt "The Hollywood Reporter" Andersons Spiel. Sie sei "als Schauspielerin wiedergeboren", meint "The AU Review".
Der Film von Gia Coppola ist nicht nur wegen Anderson und ihren Schauspielkolleginnen wie Jamie Lee Curtis sehenswert. Auch visuell ist er besonders. In einem Meer aus Federboas und Schmucksteinen erweckt Anderson sensibel und mit vielen emotionalen Zwischentönen eine Frau in der Existenzkrise zum Leben.
- Mit Material der dpa
- youtube.com: Kanal von constantin film
- theaureview.com: "The Last Showgirl; Pamela Anderson is an actress reborn in Gia Coppola’s quiet snapshot of a movie: TIFF 2024 Review" (englisch)
- thehollywoodreporter: "'The Last Showgirl' Review: Pamela Anderson Mines Pathos as an Abruptly Unanchored Las Vegas Performer in Gia Coppola’s Mood Piece" (englisch)