Hollywoodstar Scarlett Johansson "Ich kann nicht von vorne anfangen"
Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Im Film "To The Moon" werden Scarlett Johansson und Channing Tatum in die Sechzigerjahre versetzt. Im Interview mit t-online sprechen sie über Altes, Neues und ein dramatisches Ende.
Anfang der 2000er gelang Scarlett Johansson mit "Lost in Translation" der internationale Durchbruch, kurz darauf feierte auch Channing Tatum mit "Step Up" seine ersten großen Erfolge. Beide sind seitdem aus der Filmbranche nicht mehr wegzudenken. Doch erst jetzt, fast 20 Jahre später, stehen sie erstmals gemeinsam vor der Kamera.
In dem Sechzigerjahre-Film "To the Moon" von Greg Berlanti übernehmen Channing Tatum und Scarlett Johansson die Hauptrollen. Er spielt den Nasa-Offizier Cole Davis, der seit Jahren die Mondlandung plant, sie die PR-Frau Kelly Jones, die gerne mal flunkert, wenn sie ein Produkt vermarktet.
Beide Figuren hadern mit ihrer Vergangenheit. Vor allem Kelly Jones. Sie heißt eigentlich anders, ändert von Zeit zu Zeit ihren Namen und besorgt sich gerne mal eine neue Identität, wenn es Probleme gibt. Etwas, wovon auch die beiden Hauptdarsteller manchmal träumen? t-online hat bei ihnen nachgefragt.
t-online: Kann man vor seiner Lebensgeschichte wirklich wegrennen? Oder wird man von der Vergangenheit doch immer wieder eingeholt?
Scarlett Johansson: Nein. Ich empfehle, die eigene Vergangenheit tiefgründig zu analysieren und mindestens drei bis vier Tage die Woche über sie nachzudenken.
Channing Tatum: Das empfehle ich auch. Ich glaube aber auch, dass wir alle mehrere Persönlichkeiten haben. Wir setzen verschiedene Gesichter auf. Es kommt immer darauf an, von welchen Menschen wir gerade umgeben sind. Ich bin zum Beispiel ein ganz anderer Mensch, wenn ich bei meinen Eltern bin, als wenn ich mit meinen besten Freunden zusammen bin.
Kennen Sie denn das Gefühl, alles hinter sich lassen zu wollen, um neu anzufangen?
Scarlett Johansson: Auf keinen Fall. Das klingt total anstrengend. Ich habe so hart gearbeitet, um diese Identität aufzubauen. Ich kann nicht von vorn anfangen. Aber wenn ich mir eine neue Persönlichkeit kreieren müsste, dann wäre sie sehr chic. Mein Name wäre wahrscheinlich Coco Delore. Ich wäre Erbin eines gigantischen Vermögens und würde in Monaco leben. Ich war noch nie da, aber es klingt nach einem schönen Ort.
Channing Tatum: Ich habe das schon getan. Ich bin schon oft umgezogen und jedes Mal, wenn ich umziehe, denke ich mir: "Sie kennen mich nicht. Niemand weiß, wer ich an dem anderen Ort war." Also fange ich immer einfach von vorn an. Letztendlich bin ich dann aber doch wieder derselbe, aber zumindest habe ich mal den Neustart-Knopf gedrückt.
Aber Ihren Namen haben Sie nie geändert?
Channing Tatum: Nein, das nicht. Aber um ehrlich zu sein, wusste ich auch sehr lange nicht, dass mein richtiger Name Channing ist. Jeder nannte mich immer nur Chan, auch meine Eltern. Erst mit zehn Jahren, als ich meine Geburtsurkunde in der Hand hielt, sah ich das erste Mal meinen richtigen Namen. Ich habe es nie verstanden.
Gab es denn mal einen Zeitpunkt, wo Sie dachten: "Ich will nicht mehr Channing Tatum sein!"?
Channing Tatum: Nein, ich dachte nie, dass ich nicht mehr ich sein will. Aber es gab definitiv Momente, in denen ich einfach nur abhauen und in den Wald laufen wollte. Darüber habe ich schon so oft nachgedacht. Und all meinen Freunden und den Leuten, mit denen ich arbeite, habe ich schon gesagt: "Eines Tages werde ich einfach verschwunden sein. Wie aus dem Nichts." Und wenn es dann irgendwann so weit ist, dann werden sie sagen: "Er hat es tatsächlich getan."
Das klingt dramatisch. Stellen Sie sich so das Ende Ihrer Karriere vor?
Channing Tatum: Ja, vielleicht. Obwohl … Ich habe dabei gar nicht an das Ende der Karriere gedacht, sondern an das Ende meines Lebens. Ich gehe auf ein Boot und schippere einfach davon – und bin weg.
Die Drama-Komödie "To The Moon" läuft seit dem 11. Juli im Kino.
- Interview mit Scarlett Johansson und Channing Tatum