Film Superhelden-Spektakel: "Avengers: Infinity War"
Berlin (dpa) - Mit "Iron Man" ging’s vor zehn Jahren los. Die Superhelden-Verfilmung gilt als erster Streifen des so genannten Marvel Cinematic Universe.
In diesem Film-Universum treten Comic-Helden aus dem legendären amerikanischen Marvel-Verlag an, um wahlweise die Welt oder mal auch nur sich selbst zu retten. Zu den bisher realisierten 18 Marvel-Streifen gehören so erfolgreiche Werke wie "Thor" (2011), "Ant-Man" (2015), "Spider-Man: Homecoming" (2017) und "Black Panther" (2018).
Bald 15 Milliarden US-Dollar insgesamt soll die Filmreihe eingebracht haben. Nun vereint der 19. Film dieses an Figuren und Ideen überreichen Kino-Universums nahezu alle bisher eingeführten Marvel-Helden: von Black Widow über Hulk und Captain America bis zu den Guardians of the Galaxy. Anthony und Joe Russo, als Regisseure bereits für "The Return of the First Avenger" und "The First Avenger: Civil War" verantwortlich, haben erneut das Sagen. Es spielen Akteure wie Chris Evans, Scarlett Johansson, Elizabeth Olsen und Robert Downey Jr.
Das Traumteam amerikanischer Superhelden namens Avengers (deutsch: Rächer) kommt zusammen, um sich eines besonders mächtigen Bösewichts anzunehmen: Der aus den Tiefen des Alls auf der Erde gelandete Thanos möchte mithilfe der so genannten Infinity-Steine zu schier unbegrenzter Machtfülle gelangen. Bei den Steinen handelt es sich um verschiedenfarbig schillernde Artefakte - wobei ein jeder der sechs Steine seinen Besitzer mit einer besonderen Fähigkeit ausstattet.
Mit einem der Kunstwerke etwa könnte Thanos die Realität jederzeit nach seinem Belieben verändern und manipulieren. Gleich der unheimliche Film-Einstieg macht deutlich, dass mit diesem Schurken nicht gut Kirschen essen ist: Kaum dass man im Kinosessel Platz genommen hat, muss schon jemand sein Leben lassen.
Bald sind es nur noch vier Steine, die Thanos (verkörpert von Josh Brolin) benötigt, um seine abnormen Fantasien in die Tat umzusetzen. Der Widerstand der Avengers indes wird erschwert dadurch, dass unsere Helden intern zerstritten sind.
Wie so oft in zeitgenössischen Superheldenfilmen, sind es auch diesmal jene Momente, in denen es um die Schwächen eines vermeintlich besonders starken Helden geht, die lange nachklingen: In "Infinity War" etwa die Stelle, als es Bruce Banner alias Hulk einfach nicht gelingen mag, sich in das große grüne Kraftpaket zu verwandeln, das rund um den Globus von so vielen Kindern, Teenagern, aber auch Erwachsenen verehrt, geliebt und etwa auf T-Shirts zur Schau getragen wird. Erneut schlüpft der großartige Mark Ruffalo in die Rolle des gammaverstrahlten Wissenschaftlers Bruce Banner. Banner ist auch diesmal einer der großen Sympathieträger, der geringen ihm hier zur Verfügung gestellten Leinwandzeit zum Trotz.
Zu den Sympathieträgern des Films gehört auch ein aus den "Guardians Of The Galaxy"-Filmen bekannter, so liebenswerter wie anrührender sprechender Baumstamm namens Groot. Ausgerechnet diesem schmächtigen Wesen kommt eine Schlüsselrolle im Film zu: Groot stellt dem von Chris Hemsworth verkörperten Hünen Thor einen neuen Hammer zur Verfügung.
Thor freilich, dieser vor Maskulinität strotzende Superheld, gehört auch in diesem, an originellen Figuren auf gleichsam verwirrende Art reichen Marvel-Film, zu den coolsten Leinwand-Charakteren. In Sachen Lässigkeit und Virilität getoppt wird Hemsworths Spiel diesmal nur von zwei Figuren: dem von Benedict Cumberbatch mit bestechender Eindringlichkeit ausgestatteten Dr. Strange sowie Thanos, dem großen, dem übermächtigen und dabei erstaunlich vielseitigen, auf eine verquere Art fast ein wenig liebenswerten Film-Bösewicht.
Zum Ende des imposanten, stets kurzweiligen Zweieinhalbstünders hin wird es so ruhig im Kinosaal wie vielleicht bei noch keinem der bisher 18 Marvel-Superheldenfilme. Ein großartiges, wunderbar melancholisches und durchaus nachdenklich stimmendes Finale ist das. Bei dem manch Kinozuschauer (einen Tag nach dem deutschen Kinostart erst soll "Avengers: Infinity War" in den Vereinigten Staaten in die Kinos gelangen) den Atem anhalten dürfte. Ein sehr würdiger Schluss, der zudem Lust macht auf mehr: 2019 soll ein weiterer "Avengers" starten, der genaue Titel jedoch steht noch aus.
Bleibt die Frage, die sich eigentlich nach jedem Streifen aus dem Marvel-Universum stellt: Die Frage danach, wie man ein solches Kinospektakel noch übertreffen könnte. Vielleicht ja mit "Ant-Man and the Wasp", dem zwanzigsten Film aus dem Marvel-Universum. Angekündigt für diesen Sommer.
Avengers: Infinity War, USA 2018, 149 Min., FSK noch nicht vergeben, von Anthony und Joe Russo, mit Chris Evans, Scarlett Johansson, Chris Hemsworth