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Pro&Kontra: Sollte sich Deutschland vom ESC zurückziehen?


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

ESC-Desaster abwenden?
Höchste Zeit, dass sich Deutschland zurückzieht

  • Ani Palyan
Pro & KontraVon Ani Palyan, Nils Kögler

Aktualisiert am 12.05.2023Lesedauer: 1 Min.
Malik Harris, Michael Schulte und Lena Meyer-Landrut: In den letzten Jahren schnitt Deutschland beim ESC häufig schlecht ab.Vergrößern des Bildes
Malik Harris, Michael Schulte und Lena Meyer-Landrut: In den letzten Jahren schnitt Deutschland beim ESC häufig schlecht ab. (Quelle: imago: Abozzi/Schroedter/Keuntje Collage: Krüger/t-online)
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Am Samstag droht Deutschland erneut ein ESC-Fiasko. Damit würde sich der Trend der letzten Jahre bestätigen. Sollte Deutschland also künftig nicht mehr teilnehmen? Ani Palyan und Nils Kögler diskutieren.

Für deutsche Fans des Eurovision Song Contest waren die letzten Jahre ein Elend: Es hagelte Ergebnisse jenseits von Platz 20 – oftmals landeten die Kandidaten für Deutschland gar auf dem letzten Platz. Seit Lena Meyer-Landruts Sieg im Jahr 2010 schaffte es Deutschland nur dreimal unter die Top 10. Michael Schulte lieferte im Jahr 2018 noch das beste Ergebnis ab, schaffte es mit seinem vierten Platz aber auch nicht mal auf die Podestplätze.

Im englischen Liverpool geht Europas größtes Musikspektakel am Samstag zum 67. Mal über die Bühne. Weil Deutschland eine üppige Geldsumme liefert, ist es wie jedes Jahr für das Finale gesetzt. Läuft es wie in den vergangenen Jahren, dürfte Deutschland allerdings wieder auf den letzten Plätzen landen. Es wäre die Fortsetzung eines langen Elends. In ihrem Pro und Kontra diskutieren Ani Palyan und Nils Kögler deshalb die Frage:

Sollte sich Deutschland vom ESC zurückziehen?

Pro
Nils KöglerSportredakteur

Ja bitte! Jetzt mal ehrlich:

Wissen Sie, wer in diesem Jahr für Deutschland beim ESC antritt? Nein? Habe ich mir gedacht! Dass Deutschland jedes Jahr schlecht abschneidet, ist nämlich maximal ein Symptom des eigentlichen Problems: Die deutschen Acts sind einfach wahnsinnig langweilig und werden national wie international nicht wahrgenommen. Würde Deutschland sich den Platz im Finale nicht jedes Jahr mit viel Geld erkaufen, wäre regelmäßig im Halbfinale Schluss, und unsere Auftritte würden noch schneller wieder in der musikalischen Bedeutungslosigkeit verschwinden.

Das liegt nicht zuletzt auch an dem verstaubten nationalen Auswahlverfahren, mit dem wir unsere ESC-Teilnehmer bestimmen. Spätestens seit dem Desaster um die Nominierung des Verschwörungsgläubigen Xavier Naidoo traut sich der verantwortliche NDR gar nichts mehr. So werden jedes Jahr eine Handvoll neue Provinzmusiker von Oma Ernas 80. Geburtstag ins Fernsehstudio verschleppt. Es folgt eine "Show", die besser wirkt als jede Schlaftablette. Eine Handvoll Zuschauer, die das Wunder vollbracht haben, einzuschalten UND wach zu bleiben, darf dann das vermeintlich geringste Übel auswählen und auf die viel zu große ESC-Bühne schicken. Einen lieblos geplanten Auftritt und letzten Platz später ist die Karriere des neuen deutschen Gesangstalentes dann auch schon wieder vorbei. Wenn so unsere musikalische Nachwuchsförderung aussieht, dann herzlichen Glückwunsch.

Erfahrene ESC-Gucker wissen: Es sind kleinere Länder, die für das Spektakel sorgen. Im Gegensatz zu Deutschland bedeutet ihnen ein gutes Abschneiden beim ESC noch etwas – und dieses Bemühen äußert sich in ihrer Performance. Ein Fehlen Deutschlands würde maximal finanziell ins Gewicht fallen, aber der Attraktivität des Events keinen Abbruch tun.

Immerhin: Das deutsche TV-Publikum scheint in diesem Jahr einen Teil des Problems verstanden zu haben und schickt mit der exzentrischen Metal-Band "Lord Of The Lost" einen interessanteren Vertreter nach Liverpool als die einschläfernden wie austauschbaren Pop-Interpreten der letzten Jahre.

Sollte auch dieser Notnagel nicht funktionieren, wäre es jedoch endgültig höchste Zeit, dass sich Deutschland von dem Wettbewerb zurückzieht – zumindest zeitweise. Sollten wir unseren Beitrag nach einigen Jahren doch schmerzlich vermissen (ich möchte es bezweifeln), können wir immer noch zurückkehren. Dann hoffentlich mit neuer Motivation und einem frischen Konzept.

Kontra
Ani Palyan
Ani PalyanStellvertretender Head of SEO

Nein, auf gar keinen Fall.

Zugegebenermaßen ist der Eurovision Song Contest kitschig und redundant. Doch genau das ist das Sympathische an der Show! Es gibt wohl kein anderes Event, das europäische Länder auf diese Weise zusammenbringt und über 180 Millionen Zuschauer weltweit begeistert. An diesem Abend werden politische Streitigkeiten und Wirtschaftskrisen für einige Stunden beiseitegelegt – und die Musik und Bühnenshows in den Fokus gerückt.

Dass Deutschland trotz garantiertem Startplatz im Finale vermehrt das Schlusslicht der Platzierungen bildet, ist natürlich frustrierend. Aber mit dem Sieg von Lena Meyer-Landrut im Jahr 2010 oder dem Viertplatzierten Michael Schulte im Jahr 2018 haben wir bewiesen, dass es auch anders geht. Durch eine Verweigerung dieser TV-Tradition würden wir uns solcher Erfolgsmomente berauben und vor ganz Europa wie schlechte Verlierer dastehen.

Ohne die Teilnahme Deutschlands könnten zahlreiche Zuschauer wegfallen, die bei der Punktevergabe mitfiebern und sich von Künstlern aus den verschiedensten Ländern begeistern lassen. Der ESC lebt davon, dass die Karten jedes Jahr neu gemischt werden und auch Zwergstaaten durch einen Sieg die Möglichkeit bekommen, ein Musikspektakel auszurichten.

Wir sollten unseren Stolz also für eine Nacht hinten anstellen und trotz 0 Punkten die Show genießen – schließlich feuern wir auch die deutsche Nationalmannschaft nach den WM-Debakeln wieder an. Warum also nicht auch unsere Musiker?

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Verwendete Quellen
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