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Kommentar zur ESC-Blamage: Aus Fehlern nichts gelernt


Kommentar zum ESC
Diese Blamage ist unsere eigene Schuld

t-online, Luca Cordes

Aktualisiert am 15.05.2017Lesedauer: 3 Min.
Levina weint bittere Tränen. Ihr Auftritt war nicht schlecht, aber farblos.Vergrößern des Bildes
Levina weint bittere Tränen. Ihr Auftritt war nicht schlecht, aber farblos. (Quelle: dpa-bilder)

Alle Jahre wieder kommt der Eurovision Song Contest – und eine Blamage für Deutschland ist fast schon vorprogrammiert. So auch dieses Jahr. Immer machen wir den gleichen Fehler und schicken Künstlerinnen wie Levina, die selbst hierzulande fast vollständig unbekannt sind, in den internationalen Gesangswettbewerb. Dabei hätte es an besseren Alternativen nicht gemangelt.

Ein Kommentar von Luca Cordes

Fast wäre das Desaster wieder perfekt gewesen: Haarscharf ist die deutsche ESC-Hoffnung Levina mit nur sechs Punkten an der roten Laterne vorbeigeschrammt. Einzig Spanien hatte mit Sänger Manel Navarro noch einen Punkt weniger. Wir sollten dem Land auf Knien danken! Deutschland hat mit seinem Beitrag erneut nur durchschnittlichen Pop abgeliefert. Der Auftritt von Levina erscheint wie ein Déjà-vu.

Aus Fehlern nichts gelernt

Erinnern Sie sich noch an die deutschen ESC-Kandidatinnen aus den Jahren 2015 und 2016? Vermutlich nicht, und es kann Ihnen niemand verübeln. Die Namen der Sängerinnen könnten vermutlich problemlos zur Millionen-Frage bei "Wer wird Millionär?" taugen. Vor zwei Jahren schickte Deutschland die Hamburgerin Ann-Sophie mit ihrem Song "Black Smoke" ins Rennen. Das Ergebnis: Null Punkte, erstmals seit 1965. Mit "The Voice"-Gewinnerin Jamie-Lee sollte im letzten Jahr alles besser werden. Ihr Lied "Ghost" holte immerhin elf Punkte, landete aber ebenfalls auf Platz 26. Dieses Jahr also Levina.

Es ist zweifelsohne einfach, im Nachhinein alles besser zu wissen und draufzuhauen. Doch bei Ann-Sophie, Jamie-Lee und Levina sind durchaus Parallelen zu erkennen: Alle drei sind in Deutschland weitestgehend unbekannt. Alle drei traten mit glanzlosen Pop-Songs an. Und: Alle drei sangen nicht auf Deutsch. Das tat ESC-Abräumerin Lena Meyer-Landrut mit "Satellite" 2010 zwar auch nicht, doch es ist schon etwas erstaunlich, dass der letzte Beitrag in Landessprache mit Roger Ciceros "Frauen regier’n die Welt" bereits zehn Jahre zurückliegt. Der diesjährige ESC-Gewinner Salvador Sobral sang schließlich auch auf Portugiesisch.

Was also tun?

Nach drei erfolglosen ESC-Teilnahmen wäre es langsam an der Zeit, aus Fehlern zu lernen. Doch wer sich jetzt Lena-Entdecker Stefan Raab als Heilsbringer herbeiwünscht, der springt zu kurz. Es bedarf keines Mittelklasse-Entertainers im Vorruhestand, um beim Song Contest erfolgreich zu sein. Und auch die alternde ESC-Legende Ralph Siegel kann gerne weiterhin für andere Länder Songs schreiben. Für den Wettbewerb bedarf es eines Künstlers mit Fame und Persönlichkeit, der einen einprägsamen Song singt. Von denen gibt es in Deutschland genug. Wir haben uns nur nicht getraut, sie auch zum ESC zu schicken. Dabei hätten diese Künstler garantiert besser abgeschnitten als Levina:

Der Provokateur: Xavier Naidoo

Man muss die Texte des Sängers nicht mögen, aber Farblosigkeit kann man dem 44-Jährigen sicher nicht vorwerfen. Xavier Naidoo ist seit 20 Jahren im Musikgeschäft erfolgreich und stand mehrfach an der Spitze der deutschen Charts. Mit politischen Äußerungen löst er, wie auch aktuell mit seinem Song "Marionetten", immer wieder Kontroversen aus. Auch deshalb machte der NDR beim ESC 2015 einen Rückzieher und entsandte ihn schlussendlich doch nicht. Übersehen hätte man ihn aber bestimmt nicht.

Die Jungspunde: Heiko und Roman Lochmann (Die Lochis)

Die 18-jährigen Zwillinge haben auf YouTube über 2,3 Millionen Follower und sind bei deutschen Kids echte Mega-Stars. Die Lochis haben im letzten Jahr ihren Song "Lieblingslied" veröffentlicht. Mehr als zwölf Millionen vermutlich vorwiegend junge Menschen haben sich das Video angeschaut. Wenn es schon der Nachwuchs richten soll, dann doch wenigsten ein Brüder-Paar, das schon vor dem ESC erfolgreich ist.

Die Schlager-Queen: Helene Fischer

Alle kennen sie, alle lieben sie: Schlagerstar Helene Fischer. Kaum vorstellbar, wie groß die Euphorie für den ESC in Deutschland gewesen wäre, wenn sie nach Kiew gereist wäre. Mit ihrem Album "Farbenspiel" erreichte sie 2013 in der ersten Woche Platz 1 der offiziellen Album-Charts in Deutschland. Auch in Österreich und in der Schweiz gelangte es an die Spitze der Charts. Ihr Song "Atemlos" ist der wohl erfolgreichste Schlagersong der letzten Jahre. Zudem ist die 32-Jährige den großen Auftritt gewöhnt und glänzt auf jeder Bühne.

Für den diesjährigen Gesangswettbewerb kommt jeder Ratschlag zu spät. Nach dem ESC ist aber bekanntlich immer auch vor dem ESC. Im nächsten Jahr sollten die ARD-Verantwortlichen vor allem eines beweisen: Mut! Mut zu Künstlern mit Profil, zu Underdogs mit Überraschungseffekt oder zu Publikumslieblingen mit großer Fanbase. Und auf keinen Fall sollten sie erneut versuchen, mit Langeweile-Pop zu punkten. Eine weitere Blamage hat Deutschland nicht verdient!

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