Kritik am Ski-Verband Neureuther droht mit Karriereende: "..sonst lass' ich es bleiben"
Felix Neureuther hatte auf einen finalen Coup bei der WM in Schweden gehofft. Dann aber schied er beim Slalom-Sieg von Marcel Hirscher aus – und redete Klartext.
Felix Neureuther hat seine Zukunft als Skirennfahrer auch von Entscheidungen innerhalb des Deutschen Skiverbands abhängig gemacht und diesen nach dem WM-Slalom kritisiert. "Fakt ist: So wie es momentan ist, lass' ich es bleiben", sagte Neureuther am Sonntag in Are, nachdem er im Slalom wegen eines Einfädlers disqualifiziert worden war. Wichtig sei, "auch in welche Richtung der Verband ziehen will. Das muss man schon ganz klar sagen. Wenn ich das Gefühl habe, dass das die richtige Richtung ist, dann bin ich dabei und hätte große Freude daran."
DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier sagte zu den Vorwürfen: "Das hat in der Öffentlichkeit nichts zu suchen, das müssen wir intern klären. Ich weiß, was er meint, aber ich sehe das nicht so dramatisch. Man muss das nicht so hoch hängen, wie es sich gerade anhört. Wir sehen die Kritik und gehen auch darauf ein. Dann schauen wir mal."
Trainer von Kritik ausgenommen
Neureuther kritisierte auch die Leistungen seiner Teamkollegen mit Ausnahme von Dominik Stehle und Stefan Luitz und sagte, es dürfe nicht sein, dass "es immer nur von einer Person abhängig ist, ob man Erfolg hat oder nicht. Da muss sich jeder an seine eigene Nase greifen und dann versuchen, etwas zu ändern. Es müssen schon ein paar Dinge auch geändert werden."
Konkret werden wollte er bei seiner Kritik nicht. Nicht gemeint seien die Trainer: "Hinter unseren Trainern stehe ich wie noch was."
Rebensburg holt einzige Medaille
Bei seiner wohl letzten Möglichkeit auf einen großen Titel hatte der deutsche Weltcup-Rekordchampion kaum eine Chance, und die war im zweiten Durchgang nach einem Fehler endgültig dahin. Hirscher war – ähnlich wie Mikaela Shiffrin bei den Damen – gesundheitlich angeschlagen, fuhr dennoch zu Gold vor seinem Teamkollegen Michael Matt. Marco Schwarz als Bronzemedaillen-Gewinner machte den österreichischen Dreifacherfolg perfekt.
2013 in Schladming (Silber), 2015 in Vail/Beaver Creek (Bronze) und 2017 in St. Moritz (Bronze) hatte Neureuther dem Deutschen Skiverband am letzten WM-Renntag noch eine glänzende Plakette beschert. Dieses Jahr muss der von personellen Problemen gebeutelte DSV ohne Medaille bei den Männern vom Saisonhöhepunkt abreisen. Immerhin hatte Viktoria Rebensburg mit Silber im Riesenslalom dafür gesorgt, dass die WM aus deutscher Sicht zumindest mit einem Podestplatz zu Ende ging. Vor allem das Fehlen der beiden Spitzen-Abfahrer Thomas Dreßen und Andreas Sander war in dem kleinen Team nicht zu kompensieren.
Neureuther patzte im ersten Durchgang
Dazu kam der Ausfall und in der Folge die Innenbandverletzung bei Stefan Luitz im Riesenslalom. Die vielen Blessuren und Rückschläge beim einstigen Erfolgsgaranten Neureuther taten ihr Übriges.
Der Partenkirchener hatte eine WM-Vorbereitung zum Vergessen hinter sich: Im Anschluss an sein Comeback nach einem Kreuzbandriss verletzte er sich am Daumen, erlitt ein Schleudertrauma und kam erst am Donnerstag im Training erneut zu Sturz. "Einen bestimmten Selbstzerstörungstrieb habe ich, von daher bin ich bereit für diesen Slalom", sagte er vor dem ersten Slalom-Lauf. Dort aber unterlief ihm dann gleich am fünften Tor ein Fehler, "da kostet es dich gleich mal ein bisschen den Schneid", sagte er. Am Ende hatte er 2,21 Sekunden Rückstand auf Hirscher und kündigte an, im Finale "Vollgas" zu geben.
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Vor den Augen seiner mitgereisten Familie mit den Eltern Christian Neureuther und Rosi Mittermaier, Ehefrau Miriam und Töchterchen Matilda stolperte der Rennfahrer im Finale schon beim Start, raste dann aber auch nach dem Einfädler ins Ziel und winkte ins Publikum – ehe er wegen des deutlich sichtbaren Malheurs disqualifiziert wurde.
- dpa