Fehlstart von Rebensburg und Co. DSV-Boss Maier bekam "Schnappatmung"
Der Chef der deutschen Ski-Rennläufer redete wie üblich erst gar nicht um den heißen Brei herum. "Ich habe ja mit vielem gerechnet, aber damit bestimmt nicht. Das war ein heftiger Tiefschlag, ich hatte kurz Schnappatmung", sagte Wolfgang Maier nach dem deutschen Slalom-Debakel am Wochenende.
Was ihm die Luft raubte, waren weniger die lauen Leistungen der Männer im kanadischen Lake Louise: Es waren die Frauen, die in Aspen im US-Bundesstaat Colorado so miserabel fuhren wie seit fast 16 Jahren nicht.
DSV-Läuferinnen unterirdisch
"Diese beiden Slaloms waren einfach schlecht", sagte Maier. Diese beiden Slaloms gewann Mikaela Shiffrin (USA), erst mit einem Vorsprung von 3,07 Sekunden (Rekord), dann mit 2,65 Sekunden, sie fuhr dabei "in einem anderen Universum", wie Maria Höfl-Riesch bemerkte. In diesen beiden Slaloms fuhren die sechs DSV-Läuferinnen eher unterirdisch. Nur Debütantin Jessica Hilzinger (Oberstdorf), die im ersten Rennen mit Rang 25 für ein Highlight sorgte, holte Weltcup-Punkte.
So eine Nullnummer gab es seit 2000 nicht
Im zweiten Rennen aber erreichte keine deutsche Läuferin das Finale. Es gab folglich keine Punkte. Eine "Nullnummer", wie sie in einem Weltcup-Slalom zuletzt am 20. Dezember 2000 vorgekommen war. "Das schaut blöd aus", sagte Maier, "weil es allem widerspricht, was wir vor der Saison gesagt haben." Vor dieser Saison gab es neue Trainer und ein neues Konzept, "wir versuchen", erklärte der Chef, "Dinge zu verändern, die jungen Leute voranzubringen."
Es bleibt einstweilen beim gut gemeinten Versuch. "Wir sind deutlich hinter dem, was wir uns vorgenommen haben, wir sind weiter weg, als wir gedacht haben", stellte Maier fest. Dass die Misere so auffällig ist, liegt auch daran, dass Viktoria Rebensburg nicht in Schwung ist. Im zweiten Riesenslalom der Saison belegte sie nach Rang sechs im österreichischen Sölden diesmal den siebten Platz. "Sie ist noch nicht stabil", hat der Alpin-Chef erkennen müssen.
"Wir müssen Hohn und Spott ertragen"
Jammern mag Maier nicht. "Ich bin überzeugt, dass sich das noch dreht in dieser Saison", betont er, aber "einstweilen müssen wir den Hohn und den Spott ertragen." Und außerdem: "Intern steigt natürlich die Spannung."
Da wäre es angenehm, wenn wenigstens die Männer für ein wenig Entlastung sorgen würden. Doch auch die fuhren bei der ersten Abfahrt und dem ersten Super-G dieser Saison, die beide Aksel Lund Svindal aus Norwegen gewann, allenfalls mittelmäßig.
Einzig Dreeßen als Lichtblick
Es gab auch in Lake Louise einen Lichtblick: Der erst 22 Jahre alte Thomas Dreeßen aus Gilching-Argelsried holte mit Rang 23 in der Abfahrt erstmals Punkte im Weltcup. "Das war klasse", sagte Maier. Doch die Leistungen der etablierteren Kollegen Josef Ferstl (26. in der Abfahrt, 20. im Super-G) oder Andreas Sander (30. im Super-G) fanden nur wenig Gnade vor den Augen des Alpinchefs: "Platz 20 ist das Soll, das muss der Mindestanspruch sein."
Platz 20 ist Maier freilich zu wenig. Seine Forderung: "Wir müssen besser Ski fahren. Der Blick muss jetzt deutlich nach vorne gehen." Am Wochenende greifen Felix Neureuther und Co. wieder ins Geschehen ein. Immerhin.