Trotz Enttäuschung Neureuther zeigt sich in Form - und als fairer Verlierer
Felix Neureuther schüttelte kurz den Kopf. Ziel verpasst, und zwar ganz knapp. Im WM-Riesenslalom fuhr der beste deutsche Skirennfahrer als Vierter am erhofften Edelmetall vorbei, präsentierte sich aber vor seiner größten Medaillen-Gelegenheit im Torlauf am Sonntag zumindest in guter Form - und als fairer Verlierer. "Einer muss Vierter werden, heute bin es leider ich geworden", sagte der 30-Jährige und fügte an: "Es stehen auch die drei absoluten Favoriten auf dem Podium. Um einen zu schlagen, hätte alles passen müssen."
Neureuther sprach damit vor allem Weltmeister Ted Ligety an, der sich vor seinem Heimpublikum den dritten Riesentorlauf-WM-Titel seiner Karriere in Serie sicherte - und zwar als erster Athlet der alpinen Geschichte überhaupt. Gemeint waren auch der zweitplatzierte Österreicher Marcel Hirscher sowie der Franzose Alexis Pinturault, der sich mit einem Vorsprung von 22 Hundertstel Bronze vor dem Partenkirchner holte.
"Ted ist ein absoluter Ausnahmekönner"
"Natürlich ist man im ersten Moment enttäuscht. Mit dem vierten Platz im Riesenslalom kann ich aber sehr gut leben. Bei der WM ist es dennoch immer ein bitterer Beigeschmack", sagte Neurreuther und analysierte: "Im zweiten Durchgang habe ich einige Schwünge nicht so gut getroffen." So büßte die deutsche Medaillenhoffnung, der nach dem ersten Durchgang zeitgleich mit Pinturault noch Dritter gewesen war, einen Platz auf dem Podium ein.
Trotz der Enttäuschung zollte der Bayer dem Spitzentrio seinen Respekt. "Die waren einfach besser. Ted ist ein absoluter Ausnahmekönner. Es macht einfach unglaublich viel Spaß, ihm beim Skifahren zuzuschauen", erklärte Neureuther, der letztlich 1,10 Sekunden hinter dem US-Amerikaner lag.
"Er ist ein sehr großer Freund von mir. Deswegen: Ich habe ihm von Herzen gratuliert", sagte Neureuther. Was der nun mit insgesamt fünf WM-Titeln erfolgreichste Amerikaner bei Weltmeisterschaften ihm zugeflüstert hatte, wollte er zwar nicht verraten - aber das übernahm Ligety wenig später ohnehin selbst. "Wir haben ein tolles Verhältnis. Ich habe ihm gesagt, dass er das gewinnen soll am Sonntag. Er hat eine große Chance. Er ist jemand, den ich anfeuern werde", so Ligety.
Im Slalom ein Wörtchen "mitreden"
Kurz darauf blickte er aber bereits voraus - auf seine nächste Medaillenchance. In seiner Paradedisziplin, dem Slalom, in dem er einer der Topfavoriten ist. "Am Sonntag ist ein wichtiges Rennen, deshalb schaue ich schon wieder nach vorne. Der Slalom ist das Rennen, bei dem ich die besten Chancen habe", sagte der 30-Jährige und meinte weiter: "Das wird eine heiße Kiste". Er sieht sogar seinen Teamkameraden Fritz Dopfer, der auf Rang 15 im Riesenslalom gelandet war, in Reichweite zu den Spitzenplätzen. "Da ist noch alles drin, vom Fritz bis nach vorne", so Neureuther.
Der leicht am Rücken lädierte Dopfer fühlte derweil mit dem Kollegen: "Es ist schade für Felix, aber er kann mit seiner skifahrerischen Leistung zufrieden sein", urteilte der 27-Jährige und meinte mit Blick auf den Slalom: "Man muss kein Prophet sein, dass wir da vorne mitreden können." Und dann gab Dopfer noch die Parole für sich und Teamkamerad Neureuther aus: "Der Slalom ist eine neue Chance. Da heißt es wieder: Vollgas geben."