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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Adam Rosen (✝37) Er verlor den "grausamen Kampf gegen den Krebs"
Der Wintersport nimmt Abschied von Adam Rosen. Der Brite war daheim ein Exot – und dennoch flogen ihm Herzen zu. Für die
Die Trauer im ansonsten für Wintersport weder bekannten noch zu begeisternden Großbritannien war am Montag groß. Adam Rosen, dreifacher Olympiateilnehmer im Rodeln für das Vereinigte Königreich, starb im Alter von gerade einmal 37 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung. "Ich bin vollkommen schockiert", schrieb die britische Skeletonfahrerin und olympische Silbermedaillengewinnerin Shelley Rudman. Der britische Rodelverband verlautete, Rosen habe leider seinen "grausamen Kampf gegen den Krebs" verloren.
Statt in den Kondolenzbekundungen die sportlichen Erfolge des Exoten im Eiskanal aufzuzählen, betonten alle trauernden Hinterbliebenen die menschliche Größe und Wärme des einstigen Olympioniken. "AJ (sein Spitzname, Anm. d. Red.) war nicht nur einer der größten britischen Rodel-Olympioniken, sondern auch die freundlichste und bodenständigste Person, die man sich zu treffen wünschen konnte", twitterte etwa das britische Olympiateam.
Jugendliche Begeisterung trieb Rosen in den Eiskanal
Dass Rosen überhaupt für Großbritannien an den Start gehen konnte, verdankt er seiner Mutter. Denn der Sportstar wurde im US-amerikanischen Bundesstaat New York geboren. Aufgrund seiner Herkunft mütterlicherseits besaß er jedoch seit seiner Geburt auch die britische Staatsbürgerschaft. Die Verbundenheit der Familie zum Königreich spiegelt sich bereits in der Wahl seines Namens wider. Benannt wurde AJ nämlich nach seinem britischen Großvater – einem Weltkriegshelden.
Der Weg zum Rodeln derweil war keineswegs vorgezeichnet. Vielmehr war es eine Mixtur aus jugendlicher Begeisterung und Leichtsinn, die Rosen nach den Olympischen Winterspielen 1994 erstmals in den Eiskanal trieben. Im Rennrodeln fand der Flugzeugliebhaber und Hobbypilot einen weiteren Weg sich dem Rausch der Geschwindigkeit hinzugeben.
Was bei vielen Jugendlichen wohl eine Phase geblieben wäre, wurde für Rosen zur Passion. Für seinen Traum von einer Olympiamedaille im Eiskanal, lehnte er sogar das Angebot ab, an einer Universität Aeronautik zu studieren. Das für einen Briten arg exotische Hobby Rodeln hatte sich tatsächlich gegen die Liebe zum Fliegen durchgesetzt.
Auch nach der Karriere blieb Rosen dem Sport erhalten
So investierte Rosen ab 2003 all seine Kraft ins Rodeln, nahm 2006, 2010 und 2018 an den Olympischen Winterspielen teil – und fand dennoch die Zeit, sich nebenbei als Unternehmer in der Musikbranche einen Namen zu machen. Trotz des soliden wirtschaftlichen Standbeins dachte er jedoch nie daran, den Schlitten an den Nagel zu hängen. Auch nicht, als er sich nur wenige Monate vor der Olympia 2010 die Hüfte auskugelte und dabei schwere Nervenverletzungen davon trug.
Seine unbändige Leidenschaft für den Rodelsport verbreitete er auch als Kommentator im britischen TV – mit seinem Freund, dem Bobfahrer John Jackson, dabei immer mit dem Schalk im Nacken.
Mit Rosen verliert der Wintersport – und das Rennrodeln im speziellen – einen leidenschaftlichen Botschafter. Doch am meisten wird eines fehlen, wie es der Vorsitzende des britischen olympischen Komitees, Andy Anson, ausdrückte: sein einnehmendes Lächeln und seine herzliche Persönlichkeit.
- Eigene Recherche
- Offizielle Website von Adam Rosen
- "Daily Star": Dreifacher Olympiateilnehmer Adam Rosen stirbt mit 37 Jahren (Englisch)