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DSV-Star Benedikt Doll warnt: "Fourcade war zuletzt schon ziemlich angefressen"


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Biathlon-Star Doll warnt
"Fourcade war zuletzt schon ziemlich angefressen"

  • T-Online
InterviewVon Alexander Kohne

Aktualisiert am 06.03.2019Lesedauer: 6 Min.
Deutscher Medaillenkandidat in Östersund: Benedikt Doll geht als Titelverteidiger im Sprintrennen in die WM.Vergrößern des Bildes
Deutscher Medaillenkandidat in Östersund: Benedikt Doll geht als Titelverteidiger im Sprintrennen in die WM. (Quelle: Pierre Teyssot/imago-images-bilder)

Bei der Biathlon-WM in Östersund schaut alles auf Superstar Johannes Thingnes Bö. Martin Fourcade, der Dominator der vergangenen Jahre, ist in den Hintergrund gerückt. Deutschlands WM-Hoffnung Benedikt Doll traut dem Franzosen trotzdem einiges zu.

Bei der Biathlon-Weltmeisterschaft 2017 ist Benedikt Doll mit dem überraschenden Titelgewinn im Sprint der große Durchbruch gelungen. Zwei Jahre und zwei Olympische Goldmedaillen später geht es für den 28-Jährigen bei den Welttitelkämpfen im schwedischen Östersund (7. bis 17. März) um die Verteidigung seines Titels.

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Im Interview mit t-online.de erklärt der passionierte Hobby-Koch, was er sich bei der WM vorgenommen hat, auf welche Kontrahenten zu achten ist und was der Doping-Skandal bei der Nordischen Ski-WM vor einigen Tagen für den Biathlon bedeutet.

t-online.de, Herr Doll, Sie sind aktuell Zwölfter im Gesamtweltcup. Wie bewerten Sie Ihren bisherigen Saisonverlauf?

Benedikt Doll: Meine Saison war von Höhen und Tiefen geprägt. Am Anfang ging es richtig gut los mit dem fünften Platz im Sprint in Pokljuka und Platz drei in Hochfilzen ebenfalls im Sprint. Dann folgten weitere Top-6-Platzierungen, bis zuletzt eine kleine Delle kam. Ich war zwei Wochen krank, hatte mich erkältet. Dazu kamen die sehr kalten Temperaturen beim Weltcup im kanadischen Canmore, die mir zugesetzt haben. Unter dem Strich ist die Saison bisher aber ganz ordentlich verlaufen.

Was haben Sie sich für die WM vorgenommen?

Eine Medaille zu gewinnen, wäre schon schön (lacht). Das erste Einzelrennen ist der Sprint und da habe ich gute Erfahrungen gemacht (WM-Gold 2017, Anm. d. Red.). Deshalb möchte ich gerade in diesem Rennen Richtung Medaille laufen.

Das hört sich nicht sehr konkret an. Sie sind immerhin amtierender Weltmeister. Starten Sie nicht mit der Prämisse: Ich möchte hier unbedingt den Titel verteidigen?

Nein, denn ehrlich gesagt liegt der Titelgewinn schon zwei Jahre zurück. Zwischendrin war auch Olympia. Mein Anspruch ist natürlich, eine Medaille zu holen. Aber präsenter als der Titel 2017 sind die letzten Weltcuprennen – und da habe ich im Sprint in diesem Winter bereits auf dem Podest gestanden. Das möchte ich wiederholen.

Johannes Thingnes Bö dominiert bisher mit zwölf Einzelsiegen die Weltcup-Saison. Gewinnt er bei der WM alle Einzelrennen?

Ich glaube nicht, dass er jedes Rennen gewinnt – obwohl er natürlich immer vorne mit dabei sein wird. Da es in Östersund, im Vergleich zu den sehr hoch gelegenen Weltcups in Nordamerika zuletzt, etwas flacher wird, werden die Laufzeitrückstände etwas geringer werden und wieder mehrere Athleten vorne mitkämpfen. Es wird eine enge Konkurrenz.

Martin Fourcade hat die letzte Saison auf Platz eins abgeschlossen, ist davon aktuell aber weit entfernt. Hat der Franzose bisher gepokert und in der Saisonplanung alles auf die WM ausgerichtet?

Nein, denn er war zuletzt ziemlich angefressen, als es nicht so lief. Ich glaube nicht, dass Fourcade sich zur WM hin geschont hat. Der wollte von Anfang an vorne mitmischen, das hat man auch an seiner Körpersprache gesehen. Ihn hat das bisher schon alles sehr geärgert. Dass er zuletzt nicht mit zu den Weltcups in Nordamerika gereist ist, ist ihm nicht leicht gefallen ist. Aber alles andere hätte für ihn keinen Sinn gemacht, denn er hat gemerkt, dass irgendetwas fehlt.

Erwarten Sie Fourcade bei der WM jetzt wieder richtig stark?

Auf jeden Fall. Er weiß, wie man beim Saisonhöhepunkt topfit ist. Außerdem hat er in Östersund in den letzten Jahren immer richtig starke Leistungen gezeigt – und vor allem läuferisch einen großen Vorsprung gehabt. Deshalb muss man einfach mit ihm rechnen.

Kommen wir zu Ihren Teamkollegen. Wen sehen Sie da am ehesten in den Medaillenrängen?

Arnd Peiffer ist mit Abstand der stabliste Läufer in unserem Team. Er macht wirklich aus jedem Rennen etwas richtige Gutes. Aber auch Erik Lesser hat es zuletzt in Soldier Hollow sehr gut hingekriegt (Platz vier im Sprint und Platz vier in der Verfolgung, da Bö wegen nur vier abgegebener Schüsse nachträglich disqualifiziert wurde, Anm. d. Red.) und ist natürlich in den Rennen, in denen viermal geschossen wird, sehr stark. Dazu kommen Johannes Kühn und Philipp Nawrath, die zuletzt richtig schnell unterwegs waren und Roman Rees, der sehr stabil schießt. Wir haben da schon eine gute, geschlossene Mannschaft…

… die damit auch automatisch in der Männer-Staffel Siegchancen hat?

Da haben wir in diesem Winter schon Höhen und Tiefen erlebt. Es hängt viel an den Nachladern. In den vergangenen Jahren hat es mit einer WM-Medaille häufiger geklappt, als dass es nicht geklappt hat (lacht). Von daher kämpfen wir in der Staffel immer ums Podest. Aber Staffelrennen haben immer ihren eigenen Charakter – zumal es in Östersund immer windig sein und dadurch das ganze Tableau durcheinander gewirbelt werden kann. Sagen wird so: Ich zähle uns zu den Favoriten – neben Norwegen, Frankreich und den Schweden.

Nicht mit dabei sein wird Simon Schempp. Wie sehr fehlt er dem deutschen Team?

Das ist natürlich sehr schade. Simon hat regelmäßig richtig stabile, gute Rennen abgeliefert. Das ist für uns ein Verlust – vor allem in der Staffel. Da war er als Schlussläufer immer super gefährlich und mit seiner Stärke, dem Stehendschießen, sehr wichtig. Aber ich glaube, dass wir trotzdem guten Ersatz haben.

Bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld hat ein Doping-Skandal, in dem ein deutscher Arzt einer der Hauptprotagonisten ist, für Aufsehen gesorgt. Ist das auch bei Ihnen im Team ein Thema?

Auf jeden Fall. Das haben wir in den letzten Tagen aufmerksam verfolgt und natürlich oft diskutiert. Bei Dopingenthüllungen heißt es oft, dass es sich um Einzeltäter handelt. Das Schlimme an diesem Fall ist, dass System dahinter steckt. Und dass dieses aufgedeckt wurde, ist ein positiver Schritt. Es geht dabei auch um Prävention und Abschreckung: Jeder, der so etwas macht, sieht, dass die Behörden da dran sind und er Konsequenzen fürchten muss. Ich bin gespannt, was die weiteren Untersuchungen ergeben. Ob noch weitere Leute darin verwickelt sind, wird sich zeigen.

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Sie haben gerade gesagt, dass "System dahinter steckt". Wie meinen Sie das?

Diese Leute hatten extra eine Praxis, ein extra Labor und haben dazu sicherlich auch ein System der Kommunikation entwickelt. Außerdem geht der Fall über Grenzen hinweggeht – es sind Athleten aus Österreich, Kasachstan oder Estland involviert sind, der Arzt kommt aber aus Erfurt. Da steht eine Organisationsstruktur hinter. Für mich ist die Aufdeckung dieses Falls ein Beweis dafür, dass die Dopingjagd funktioniert. Und das ist gut – vor allem auch, weil handfeste Beweise da sind. Ich finde es immer schade für den Sport, wenn etwas ohne Beweise – nur auf Vermutungen basierend – an die Öffentlichkeit gebracht wird. Da wird dann oft die Bühne einer WM genutzt, etwas Schmutz verstreut, aber es entstehen keine Konsequenzen daraus. Wenn handfeste Beweise da sind, ist das anders.

Halten Sie so einen Fall wie in Seefeld auch im Biathlon für möglich?

Ja, wie die Vergangenheit gezeigt hat, gibt es natürlich auch Doping-Sünder im Biathlon. Wo Ausdauersport gemacht wird – egal ob im Sommer- oder im Wintersport – gibt es leider immer schwarze Schafe. Und dazu kommen immer wieder Leute, die das große Geld wittern und irgendwelche Doping-Systeme installieren. Deshalb ist es begrüßenswert, wenn diese Systeme eliminiert werden. Aber wie gesagt: Das betrifft viele Bereiche, nicht nur den Biathlonsport.


Zum Abschluss zum Kulinarischen: Neben Biathlon ist Kochen eine große Leidenschaft von Ihnen. Bei den Olympischen Spielen haben Sie nach Ihren zwei Bronzemedaillen für das ganze Team gekocht. Wagen Sie sich im Fall eines WM-Sieges wieder in die Küche?

Ja klar – und zwar auch ohne WM-Titel. Einmal werde ich mindestens den Kochlöffel schwingen (lacht). Was es genau gibt, kann ich aber noch nicht sagen – vielleicht etwas aus meinem Kochbuch "Doll‘s Schwarzwaldlust".

Mehr Infos zu Benedikt Dolls kulinarischen Vorlieben gibt es auf seinem Weblog "Dolls Küche", seinem "Instagram-Account" sowie in "Doll's Schwarzwaldlust – Das sportliche Genießerkochbuch".

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