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NetApp-Endura schlägt mit Tour-Debüt neues Kapitel auf


Vorfreude vor Tour-Premiere
Team NetApp-Endura hat "das höchste Level erreicht"

t-online, ost

Aktualisiert am 26.06.2014Lesedauer: 4 Min.
Starker Mann: Sportdirektor Enrico Poitschke, hier am Steuer des Teamfahrzeuges, steht mit NetApp-Endura vor der Tour-Premiere.Vergrößern des Bildes
Starker Mann: Sportdirektor Enrico Poitschke, hier am Steuer des Teamfahrzeuges, steht mit NetApp-Endura vor der Tour-Premiere. (Quelle: imago/Mario Stiehl)

Von Oliver Strerath

Aller guten Dinge sind drei. Erst der Giro d’Italia 2012. Dann die Vuelta a Espana 2013. Und in diesem Jahr ist es soweit: Das Team NetApp-Endura steht vor seiner ersten Teilnahme bei der Tour de France. Die Premiere der Mannschaft bei der Frankreich-Rundfahrt ist gleichbedeutend mit der Rückkehr Deutschlands ins Peloton des wichtigsten Radrennens der Welt.

"Damit haben wir das höchste Level erreicht", sagte Enrico Poitschke. Entsprechend gespannt blickt der Sportdirektor des Teams NetApp-Endura dem Debüt seiner Equipe in Frankreich entgegen, die dank einer Wildcard ins Feld der 101. Tour gelangt ist. "Und ich hoffe, dass alles gut läuft", meinte der ehemalige Profi vor der bisher größten Herausforderung des Teams weiter.

"Alles untergeordnet"

Der 44-Jährige ist die Tour selbst einmal gefahren. Im Jahr 2007 für das Team Milram, das 2010 bis dato die letzte deutsche Mannschaft bei der "Grand boucle" war. Ab dem 5. Juli, am Tag, an dem die Rundfahrt in Leeds startet, setzt NetApp-Endura nun die deutsche Geschichte fort. Ein neues Kapitel also, vor allem für das Team mit Sitz im oberbayrischen Raubling selbst.

Seit März weiß NetApp, dass das Team bei der Tour dabei ist. "Seitdem haben wir der Frankreich-Rundfahrt alles untergeordnet. Die lange Vorbereitungszeit kam uns auf jeden Fall entgegen – auch wenn wir nicht viel ändern konnten. Unser Budget bleibt auf demselben Niveau", erklärte Poitschke. Doch eines ist seit dem Okay aus Paris gestiegen: "Die Motivation bei den Fahrern. Für viele Fahrer geht mit der Tour-Teilnahme ein Traum in Erfüllung." Um genau zu sein: für neun Fahrer.

Leopold König der Hoffnungsträger

Für alle neun Fahrer des NetApp-Aufgebotes wird es auch persönlich der erste Tour-Start sein. "Die Vorgeschichte spielt bei der Nominierung keine Rolle", hatte Poitschke schon im Vorfeld angekündigt. So verzichtet die Equipe auf den Spanier Iker Camano, der als einziger im Team bisher die Frankreich-Rundfahrt schon einmal absolviert hat. Kapitän bei der Tour ist Leopold König. Und der Tscheche ist der große Hoffnungsträger der Mannschaft.

Jedenfalls verknüpft Poitschke die Erwartungen des Teams mit dem 26 Jahre alten Allrounder, der die Vuelta 2013 auf Gesamtrang neun abgeschlossen hat - samt Etappensieg. Ein Abschneiden, das für die Tour-Premiere Ambitionen weckt. "Wenn Leopold absolut fit ist, wird das Aufgebot auf ihn zugeschnitten. Wir haben bei der Vuelta gesehen, dass er unsere Hoffnungen erfüllen kann. Wir sind überzeugt, dass Leopold die Tour erfolgreich bestreiten kann“, so der Sportdirektor. Ein Platz unter den besten 15 im Gesamtklassement. Dazu ein Etappensieg. Damit wäre man absolut zufrieden. Aber Poitschke weiß auch: "Die Tour ist etwas ganz anderes."

Vor Froome bei der Generalprobe

"Das Niveau ist viel höher, die Rennen härter. Jeder Fahrer ist top motiviert, hat sich speziell vorbereitet. Keiner ist da einfach mal so dabei. Die Tour ist einfach etwas Besonderes", sagte der 44-Jährige. Die Zurückhaltung tut sicherlich gut. Zumal für König in dieser Saison längst nicht alles glatt lief. Wegen Kniebeschwerden musste er im Frühjahr eine sechswöchige Rennpause einlegen. Training war nur sehr dosiert möglich. Doch pünktlich zum Saisonhöhepunkt kommt der Tscheche in Fahrt.

So schloss König die Generalprobe, das Vorbereitungsrennen "Le Critérium du Dauphiné Libéré", als guter Elfter ab. Er lag dabei direkt vor Tour-Titelverteidiger Christopher Froome, der 22 Sekunden Rückstand auf den NetApp-Kapitän hatte. Ein starkes Ergebnis. "Aber wichtig ist, dass Leopold bei der Tour bei 100 Prozent ist", strich Poitschke heraus. Denn das Team will die Tour auch als Plattform dazu nutzen, um das angekratzte Image des Radsports in Deutschland aufzupolieren.

"Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, damit sich das Meinungsbild wieder ändert. Es muss ein Umdenken geben", erklärte der Sportdirektor zur erweiterten Mission des Teams, der ergänzte: "Man sollte die neue Generation nicht für Verfehlungen anderer zur Rechenschaft ziehen. Wir wollen den positiven Trend fortsetzen, der sich in den vergangenen Jahren abgezeichnet hat." In diesem Zusammenhang findet es der ehemalige Profi auch "traurig und sehr schade", dass die Tour in Deutschland nur auf einem Spartensender zu sehen ist und nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Zwei deutsche Fahrer dabei

So oder so. Das Team als solches wird nicht die einzige deutsche Komponente bei NetApp-Endura während der drei Tour-Wochen in Frankreich sein. "Ich will der endgültigen Nominierung nicht vorgreifen. Aber wir werden sicherlich zumindest einen deutschen Fahrer dabei haben", hatte Poitschke angekündigt. Und es sind sogar zwei deutsche Fahrer im Tour-Team: Paul Voss und Andreas Schillinger nehmen die 21 Etappen über insgesamt 3664 Kilometer in Angriff.

Die Vorfreude bei Enrico Poitschke steigt derweil schon jetzt. Tag für Tag. "Nervös, nein, das bin ich eigentlich nicht. Ich freue mich vielmehr. Und ein bisschen Anspannung muss ja auch sein", sagte Sportdirektor. Verständlich. Schließlich geht es um eine Premiere. Und zwar beim größten Radrennen der Welt.

Das Tour-Aufgebot vom Team NetApp-Endura:

Jan Barta (29 Jahre alt/Tschechien), David de la Cruz (25/Spanien), Zak Dempster (26/Australien), Bartosz Huzarski (33/Polen), Leopold König (26/Tschechien), Tiago Machado (28/Portugal), Jose Mendes (29/Portugal), Andreas Schillinger (30/Amberg), Paul Voss (28/Rostock)

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