Rodel-Ass Geisenberger Die Gold-Jägerin
Die deutschen Rodler haben mit dem Sieg im Teamwettbewerb ihre perfekte Gold-Bilanz im Eiskanal gekrönt. Natalie Geisenberger ist damit jetzt Deutschlands erfolgreichste Wintersportlerin.
Deutschlands Rekord-Olympiasiegerin Natalie Geisenberger sank im Eiskanal von Yanqing vor Freude auf die Knie, Tobias Wendl und Tobias Arlt feierten nach ihrem grandiosen Finale im Rodel-Krimi mit der Deutschlandfahne auf dem Schlitten. Mit dem Mini-Vorsprung von 0,080 Sekunden vor Österreich krönten die deutschen Rodler ihren Goldrausch bei den Winterspielen in China mit dem vierten Triumph im vierten Rennen. Geisenberger stieg mit insgesamt sechs Olympiasiegen und einer Bronzemedaille zur erfolgreichsten deutschen Sportlerin bei Winterspielen auf.
Erst Mama geworden, dann wieder Gold gewonnen
"Ein großer Tag, ein großes Team. Das mit dem Rekord kommt vielleicht, wenn ich älter bin. Jetzt genieße ich einfach den Moment", sagte Geisenberger, die vor knapp zwei Jahren Mutter geworden ist. Im Mai 2020 brachte sie Sohn Leo zur Welt, legte eine Pause von nur knapp sechs Monaten ein. In kürzester Zeit fand Geisenberger zurück zur Weltklasseform – nun gekrönt mit der nächsten Goldmedaille.
"Wenn ich jetzt darüber nachdenke, ist es brutal schwierig, die Medaillen miteinander zu vergleichen. Der erste Olympiasieg war schon speziell, das Ganze zu wiederholen war wahnsinnig hart und jetzt der erste Olympiasieg als Mutter, da bin ich wahnsinnig dankbar, dass wir das als Familie so gut hingekriegt haben. Dass das, was wir vor zwei Jahren versucht haben oder gemeinsam beschlossen haben, dass wir es probieren, jetzt auch mit Gold belohnt wurde – Wahnsinn", hatte Geisenberger schon vor dem Teamwettbewerb gesagt.
"Es ist verrückt"
Sie hatte auf Einzel-Olympiasieger Johannes Ludwig am Donnerstag mit Rückstand übergeben. Auch als Wendl/Arlt in die Bahn gingen, betrug das Defizit zu Österreich noch rund eine Zehntelsekunde. Am Ende stand der Bahnrekord von 3:03,406 Minuten. "Wir sind dann einfach los und hatten Spaß in der Bahn. Es ist verrückt", sagte Arlt. Sein Partner Wendl ergänzte: "Das sechste Gold ist einfach fantastisch. Wir haben verdient gewonnen und werden feiern. Die große Party kommt dann in Deutschland." Mit seinem sechsten Erfolg überholte das Duo aus Berchtesgaden und Königssee ebenfalls die fünfmalige Olympiasiegerin Claudia Pechstein. Zu Geisenbergers Bilanz fehlt den Tobis, wie sie nur genannt werden, eine weitere Medaille.
"Gestern war schon unglaublich. Aber das ist das i-Tüpfelchen auf einer grandiosen Vorstellung meines Teams. Das gesamte Team hat es hervorragend gemacht", sagte Cheftrainer Norbert Loch im ZDF. "Die Tobis haben am Ende gezeigt, dass sie berechtigt Olympiasieger geworden sind und die Teamstaffel gerockt haben. Wir werden uns ein paar Bierchen aufmachen. Das haben wir uns verdient."
Immer war Gold-Geisenberger dabei
Seit der Einführung des Teamwettbewerbs 2014 gewann immer nur die deutsche Staffel – immer mit der Rodel-Queen Geisenberger sowie den Doppel-Tobis. Bei der Premiere in Sotschi jubelte noch Felix Loch mit. In Pyeongchang und nun in China war der Thüringer Ludwig der bessere Einsitzer. Mit vier Gold- und zwei Silbermedaillen übertraf das deutsche Team sogar die bisher beste Olympiabilanz von Sotschi 2014.
Wie sieht die Zukunft aus? Geht Natalie Geisenberger auch in vier Jahren in Cortina d'Ampezzo auf Goldjagd? "Puh, das ist verdammt lang, gerade wenn man 2010 das erste Mal dabei war. Es war ein Mega-Weg, ob der noch weitergeht oder nicht, das werde ich irgendwann ganz in Ruhe zu Hause entscheiden und mich mit der Familie hinsetzen. Das kann ich jetzt noch nicht sagen", sagte Geisenberger.
- Eigene Recherche
- Mit der Nachrichtenagentur dpa