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Olympia: Angst um mentale Gesundheit – Olympia-Aus für Simone Biles?


Turn-Superstar bricht Wettkampf ab
Angst um mentale Gesundheit – Olympia-Aus für Biles?

Von sid, t-online, anb

Aktualisiert am 27.07.2021Lesedauer: 3 Min.
Olympia: Große Sorgen um Simone Biles.Vergrößern des Bildes
Olympia: Große Sorgen um Simone Biles. (Quelle: DYLAN MARTINEZ/reuters)

Turn-Superstar Simone Biles ist bei den Olympischen Spielen in Tokio im Mannschaftsfinale frühzeitig ausgestiegen. Jetzt ist der Grund dafür bekannt, warum die viermalige Olympiasiegerin das tat.

Es waren bizarre Momente: Simone Biles klatschte, sie schrie, sie warf Küsschen in die Kamera – dabei war sie längst nur noch Zuschauerin. Während die sozialen Netzwerke rund um den Globus regelrecht explodierten, verfolgte der Kunstturn-Superstar das olympische Mannschaftsfinale im weißen Trainingsanzug – mental nicht mehr fähig, an ein Gerät zu gehen.

Unter Tränen erklärte Biles später die Beweggründe für ihren Wettkampfabbruch. "Ich musste tun, was richtig für mich ist und mich auf meine mentale Gesundheit fokussieren und nicht mein Wohlbefinden gefährden. Wenn ich turne, habe ich weniger Selbstvertrauen, weniger Spaß und bin nervöser. Es ist Mist, wenn man mit seinem eigenen Kopf kämpft."

Die große Show von Biles war daher zu Ende, noch bevor sie richtig begonnen hatte. Die Goldmedaillen gingen an die ROC-Athletinnen, die die personelle Schwächung der US-Girls nutzten und ihnen die erste Niederlage seit elf Jahren zufügten. Den dritten Platz holte Großbritannien. Nach der Entscheidung suchte sogar IOC-Präsident Thomas Bach ein tröstendes Gespräch mit Biles.

Spekulationen um Blackout

Die Ausnahmeathletin war nach dem ersten von vier Geräten ausgestiegen – "aus medizinischen Gründen", wie der US-Verband offiziell mitteilte. Umgehend wurde über mentale Probleme spekuliert. Eine Ansicht, die auch Fabian Hambüchen vertrat, der Reck-Olympiasieger vermutete bei der Analyse ihres misslungenen Sprungs einen Blackout. "Vielleicht wollte man sie deshalb davor schützen, sich an den anderen Geräten zu verletzen", sagte der Ex-Weltmeister bei Eurosport.

Biles hatte die Halle nach einem verpatzten Abgang beim Sprung und anschließenden Diskussionen mit ihrer Trainerin plötzlich verlassen. Als sie rund zehn Minuten später zurückkehrte, gab das US-Team das vorzeitige Ausscheiden der Rekord-Weltmeisterin bekannt.

Damit startete die Gold-Mission der viermaligen Olympiasiegerin von Rio 2016 mit einer riesigen Enttäuschung. In die Medaillenentscheidung griff Biles nicht mehr ein, die Übungen am Stufenbarren, Schwebebalken und Boden turnte ihre überforderte Ersatzfrau.

Ob die Rekord-Weltmeisterin in Tokio überhaupt noch an den Start gehen kann, blieb zunächst offen. Während des Wettbewerbs am Dienstagabend im Ariake Gymnastics Center wurde Biles immer wieder von ihrer Trainerin in den Arm genommen. Auch ihre Teamkolleginnen streichelten ihr die Wange.

Biles nächster Auftritt ist eigentlich beim Mehrkampf-Finale am Donnerstag (12.50 Uhr/MESZ) geplant. Biles steht aber auch in allen vier Gerätefinals, die zwischen dem 1. und 3. August ausgetragen werden. Zunächst aber, teile die US-Mannschaftsleitung mit, werde der Mittwoch einer "mentalen Ruhepause" der Athletinnen dienen.

Biles, die schon in der Qualifikation für sie ungewöhnliche Wackler gezeigt hatte, ist in Tokio einem enormen Druck ausgesetzt, die Last auf den Schultern der 24-Jährigen ist riesig. In der Heimat wird dieser Tage nicht weniger als die Wiederholung ihrer vier Rio-Goldmedaillen von Biles erwartet.

"Gewicht der ganzen Welt auf den Schultern"

"Im Moment habe ich wirklich das Gefühl, dass ich das Gewicht der ganzen Welt auf den Schultern trage", offenbarte Biles nach der Qualifikation bei Facebook, nachdem eine unsaubere Landung am Boden und ein verstolperter Abgang vom Schwebebalken für Diskussionen nicht nur in den turnverrückten USA gesorgt hatten.

Diese enorme Erwartungshaltung formulierte Teamkoordinator Tom Forster unmissverständlich: "Die Vorrunde war ein Weckruf, wir müssen daraus lernen. Wir müssen uns dringend darauf konzentrieren, die Fehler zu beheben." Zwar waren auch Biles' Teamkolleginnen nicht ohne Patzer geblieben, doch Adressatin der Kritik war zweifellos in erster Linie die 1,42 m kleine Ausnahmeathletin.

Genauso jedenfalls kamen diese Vorhaltungen auch bei ihr an: "Ich weiß, dass ich den Druck beiseiteschieben kann, und dann sieht es so aus, als ob ich ihn nicht mehr spüre. Aber manchmal ist das verdammt hart. Olympia ist kein Spaß."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur SID
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