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Olympia: Hockey-Trainer Valentin Altenburg löst Diskussion aus


Diskussion um Hockey-Bundestrainer
Das kann er sich nicht bieten lassen


Aktualisiert am 01.08.2024Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Valentin Altenburg schreit Anne Schröder an.Vergrößern des Bildes
Eine Szene, die Diskussionen auslöst: Trainer Valentin Altenburg schreit Anne Schröder an. (Quelle: Screenshot Eurosport/Eurosport)

Der Hockey-Bundestrainer schreit eine seiner Spielerin in einer Viertelpause heftig an und löst so eine Diskussion aus. Darf ein Trainer so mit seiner Spielerin umgehen?

Im Hockey-Vorrundenspiel zwischen Deutschland und Frankreich bei den Olympischen Spielen ist es zu einer bemerkenswerten Szene gekommen. Deutschland führte mit 2:0. Bundestrainer Valentin Altenburg wollte seinem Team an der Taktiktafel vor den zweiten 15 Minuten Spielzeit noch etwas erklären. Doch Anne Schröder zeigte kein Interesse an den Worten ihres Trainers.

Gut hörbar für die TV-Zuschauerinnen und Zuschauer reagierte Altenburg und ging Schröder verbal scharf an. "Anne, halt jetzt die Fresse und komm her, das nervt mich, deine Körpersprache", sagte der 43-Jährige. Und weiter: "Das ist von dir schlecht. Meine Güte, jetzt reiß dich zusammen." Die Worte des Trainers waren hart und haben eine Diskussion ausgelöst.

Darf ein Trainer seine Spielerin so anschreien?

Pro
Sebastian Kunze
Sebastian KunzeChef vom Dienst

Er darf es nicht nur, er muss es tun

"Anne, halt jetzt die Fresse und komm her" – die Aussage von Hockey-Bundestrainer Valentin Altenburg zu seiner Spielerin Anne Schröder ist kein Skandal, sondern eine Notwendigkeit im Mannschaftssport. Er darf es nicht nur machen, er muss es sogar tun.

Warum? Ganz einfach: Schröder ist in der Situation unkonzentriert, fokussiert sich nicht auf die Worte ihres Trainers. Dreht sich sogar weg, als Altenburg an der Tafel etwas zur weiteren Taktik erklären möchte. Ein Affront ihm gegenüber. Dafür wird sie, zugegeben recht ruppig, von ihrem Trainer verbal angegangen. Aber: Altenburg muss hier so reagieren, um ein Zeichen zu setzen. Da darf es auch mal knallen.
Muss er das vor einem großen Publikum im Live-TV bei Olympischen Spielen machen? Natürlich muss er das. Altenburg ist einfach ehrlich und authentisch. Er reagiert so, wie er im Training und in jedem anderen Spiel reagiert hätte. Unabhängig von der Situation und dem Event.

Eine klare Hierarchie im Sport und speziell im Mannschaftssport ist wichtig. Der Trainer hat das Sagen. Die Spielerinnen müssen auf ihn hören. Wenn seine Autorität unterwandert wird, kann er sich das nicht bieten lassen. Jeder, der egal auf welchem Niveau schon mal einen Mannschaftssport betrieben hat, kennt diese Situation. Dass der Umgangston dann in der Regel nicht den Standardempfehlungen des Knigge entspricht – geschenkt. Den Knigge braucht da keiner. Und: Altenburg kennt Schröder und weiß, wie er mit ihr umgehen kann und muss. So würde er sicherlich nicht mit allen im Team reden, aber hier herrscht ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Trainer und Spielerin, was auch eine solch klare Ansage verträgt.

Das zeigt auch die Reaktion von Anne Schröder nach dem Spiel: "Er hatte das Gefühl, dass ich meine Schultern habe hängen lassen, und dann habe ich halt eine kurze Ansage gekriegt. Ist auch okay."

Es ist das Normalste der Welt. Kein Skandal. Kein Aufreger. Es ist Sport. Und Sport braucht Hierarchie und Emotionen.

Kontra
Tobias SchibillaRedakteur Politik & Wirtschaft

Das zerstört die Außenwirkung des Sports

Ja, im Leistungssport herrschen manchmal raue Sitten. Je nach Spielsituation kann es für Trainer sogar nötig sein, seine Spielerinnen oder Spieler vor versammelter Mannschaft für ihr Fehlverhalten zusammenzustauchen. Allerdings muss man sich als Profi immer bewusst sein, auf welcher Bühne diese Maßregelung stattfindet. So eine Entgleisung ist Olympia-unwürdig.

Hockey-Bundestrainer Valentin Altenburg befindet sich mit seiner Mannschaft derzeit auf der größten Bühne, die es im Hockeysport gibt. In vielen Ländern – so auch in Deutschland – fristet der Sport ein Nischendasein. Der Fußball dominiert, dahinter kämpfen mehrere Sportarten um den Nachwuchs. Ein Ausraster wie im Spiel gegen Frankreich macht die Sportart per se unsympathisch und kann den Ruf des Sports nachhaltig schädigen.

Die Konzepte des Deutschen Hockey-Bundes für die Jugendarbeit können so kreativ sein, wie sie wollen: Wenn Eltern sehen, wie Profispielerinnen auf der größtmöglichen Bühne des Sports behandelt werden, überlegen sie sich vermutlich zweimal, ob sie ihr Kind im Hockeyverein anmelden. So lässt sich der Nachwuchs sicher nicht für den Sport begeistern.

Mit seinem verbalen Ausraster hat Bundestrainer Altenburg vielleicht die sportlich korrekte Entscheidung getroffen. Und es lässt sich vortrefflich argumentieren, dass Valentin Altenburg in dieser Situation authentisch gehandelt hat. Authentisch muss aber nicht auch automatisch schlau bedeuten.

Profisport, Anspannung und Unzufriedenheit mit der Körpersprache von Anne Schröder hin oder her: Altenburg steht bei den Olympischen Spielen in der Öffentlichkeit. Und in dieser Rolle muss er sich schlichtweg im Griff haben. Sonst schadet er seinem Sport mehr, als jeder Sieg der Nationalmannschaft dem Hockey nutzen könnte.

 
 
 
 
 
 
 

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