Deutschland vor Olympia Ein Schlag ins Gesicht
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Die Torhüterinnen-Position ist in der Fußball-Nationalmannschaft eigentlich keine Baustelle. Dennoch deutet sich eine Veränderung an.
Dass eine Torhüterin ohne Gegentor bleibt, ist keine Seltenheit. Dass sie selbst einen Treffer auflegt, hingegen schon. Nationaltorhüterin Ann-Katrin Berger ist im letzten Test vor den Olympischen Spielen beides gelungen. Und mehr noch: Berger bereitete mit ihren weiten Abschlägen gegen Österreich gleich zwei Treffer vor.
Nicht nur, aber auch aufgrund ihrer starken Performance gegen den deutschen Nachbarn sind die Chancen Bergers, beim ersten olympischen Vorrundenspiel gegen Australien (25. Juli, 19 Uhr, im Liveticker bei t-online.de) in der Startelf zu stehen, stark gestiegen. Ein spektakulärer Wechsel steht bevor, und das, obwohl der Platz im Tor eigentlich klar an Wolfsburgs Merle Frohms vergeben war.
Frohms mit dem Patzer gegen Island
Bereits vor Wochen wollte sich der scheidende Cheftrainer Horst Hrubesch nicht klar zu seiner bisherigen Nummer eins bekennen. Er wollte alle Torhüterinnen einmal sehen, weswegen Anfang Juni gegen Polen Stina Johannes und beim verkorksten 0:3 in Island die vermeintliche Stammkeeperin Frohms zwischen den Pfosten stand.
Dass sich der Ausflug nach Skandinavien zum Totalausfall und zu der höchsten Niederlage seit 2018 (0:3 gegen Frankreich) entwickelte, lag auch an einem Fehler der Schlussfrau, die vor dem 0:1 nach gegnerischer Ecke folgenschwer patzte.
Blickt man nun auf die beiden jüngsten Einsätze, die Hrubesch und Torwarttrainer Michael Fuchs in den Spielen begutachten durften, erscheint die Wahl Bergers als wenig überraschend. Für sie wäre es "das i-Tüpfelchen", nach feststehender Nominierung nun sogar in der Startelf zu stehen. Für Frohms hingegen wäre es ein enttäuschender Rückschlag, galt die 29-Jährige seit gut zwei Jahren doch eigentlich als unantastbar.
ARD-Experin Schult: "Sie hat Pluspunkte gesammelt"
Trainer Hrubesch hielt sich nach dem furiosen 4:0 vor ausverkaufter Kulisse in Hannover noch bedeckt. "Das werden wir dann entscheiden, wenn wir in Marseille sind", wollte er noch keine Auskunft über seine Wahl zur Nummer eins abgeben. "Wir wissen, dass wir gute Torhüterinnen haben. Anne hat es super gemacht, muss man ganz klar sagen. Aber mit Merle weiß ich auch, was wir für eine Torhüterin haben", so der 73-Jährige.
Auch ARD-Expertin Almuth Schult war voll des Lobes: "Wir müssen über Ann-Katrin Berger sprechen. Dass man zwei Assists als Torhüterin macht, das habe ich noch nicht erlebt", so Bergers Vorgängerin im DFB-Tor. "Sie hatte defensiv nichts zu tun, aber das, was sie haben musste, hat sie gehabt. Souverän, sie hat Pluspunkte gesammelt", so das Fazit der 33-Jährigen.
Für Berger, die sich nach zweifacher Krebsdiagnose zurück aufs Feld kämpfte, ist der Traum von der Stammkeeperin im DFB-Dress so realistisch wie nie zuvor. Der Zeitpunkt, er könnte nicht besser sein.
- Eigene Beobachtungen in der ARD und im ZDF